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Beitrag vom 28.08.2008
Kitty, Daisy And Lewis - Kitty, Daisy And Lewis
Tatjana Zilg
Drei Geschwister aus London mischen die Country And Rockabilly Szene gewaltig auf. Obwohl sie erst fünfzehn, achtzehn und siebzehn Jahre alt sind, gelingt es ihnen, das unbändige, wilde ...
... Flair der fünfziger Jahre mit einem erfrischend unbeschwerten eigenen Stil aufleben zu lassen.
So mancher Teenager würde gelangweilt die Augen verdrehen, wenn die Eltern die Schallplatten aus der eigenen Jugendzeit hervorkramen und ans Herz legen wollten. Etwas besser sieht es da schon aus, wenn die Eltern selbst ProtagonistInnen ihrer Zeit gewesen sind. So geschehen im Hause Durham, wo Vater Graeme und Mutter Ingrid von früh an mit ihren Nachkömmlingen Jam-Sessions veranstalteten, die allen Beteiligten so großen Spaß machten, dass sich die Lust an der Professionalisierung ganz von selbst einstellte.
Kitty und Daisy gefielen die temporeichen Rhythmen aus den goldenen Fünfzigern so gut, dass sie gemeinsam mit ihrem Bruder Lewis ihre Freizeit dazu verwendeten, eigenständig in der Plattensammlung ihrer Eltern zu stöbern. Immer mehr experimentierten sie mit dem Material, spielten die Songs nach und verliehen ihnen eine ganz eigene Note. Bereits vor fünf Jahren standen sie zum ersten Mal bei einer Country And Rockabilly-Jam-Session in einem Pub in Nordlondon auf der Bühne und überraschten das Publikum und sich selbst mit ihrem Temperament und Können.
Ihr Ruf in der Szene verbreitete sich schnell wie ein Lauffeuer und so verwundert es nicht, dass das Geschwister-Trio in Alex Walkers Dokumentation über das gegenwärtige Country And Blues Revival "We Dreamed America" eine zentrale Rolle spielen. Der Film stieß diesen März beim "South by Southwest"-Festival in Austin, Texas, auf großen Anklang und wird noch 2008 in die Kinos kommen. Viel Biografisches und einige Konzert-Ausschnitte werden Augen und Ohren erfreuen. So schlägt die fünfzehnjährige Kitty auf der Konga den Rhythmus für "Honolulu Rock´n Roll", ihr siebzehnjähriger Bruder Lewis lässt elegant die Steel Guitar aufjaulen und die achtzehnjährige Daisy jagt die Songlyrics in ihrer leicht rauen, extrem lässigen Stimme vor sich hin.
Das lebendige Hawaii-Feeling, das die Sonne in die Herzen dringen lässt, greifen sie auch in "Swinging Hawaii" auf, eine der selbstgeschriebenen Nummern auf dem Debut. Zum Großteil widmen sie sich Genre-Klassikern, die sie auf umwerfende Art in ein neues Gewand packen.
Unbändig, draufgängerisch, jugendlich und temperamentvoll stürmen die zehn Rockabilly-Knaller aus den Boxen, allen voran "Going Up The Country", einst der zweitgrößte Hit von Canned Heat. Heute von Daisy gesungen, mit Mundharmonika-Solo und treibendem Klatschrhythmus bereichert, entwickelt der Song ganz neue Ohrwurmqualitäten.
Ursprünglich ein Traditional ist "Got My Mojo Working", berühmt wurde es jedoch durch Muddy Water. Auch hier gelingt es den drei London-Kids von heute, den zeitlosen Charakter des Songs bis ins kleinste Detail hinein perfekt einzufangen und ihm neues Leben einzuhauchen.
Kitty, Daisy And Lewis im Netz: Auf Myspace
Weiterhören: The Pipettes und The Puppini Sisters
AVIVA-Tipp: Nicht nur diejenigen, die früher in der Tanzstunde am liebsten die Rock´n Roll-Schritte erlernten, werden ihre pure Freude an den flotten Rhythmen, dem lässigen Gesang und den Instrumental-Soli haben. Als besonders hervorragend sind Banjo, Bass, Ukulele und Mundharmonika zu nennen. Die Hingabe der drei Teenager an diesen speziellen Sound aus der Mitte des 20. Jahrhunderts steckt sofort an und wird dazu verführen, beim nächsten Besuch des Lieblings-Plattenladens nach Material aus diesen Jahrzehnten zu stöbern. Wem dies zuviel Aufwand ist, sei das von Kitty, Daisy And Lewis 2007 herausgegebene Sunday Best "A to Z" - Album empfohlen, auf dem sie ihre musikalischen Entdeckungen aus den Vierziger und Fünfziger Jahren zusammengestellt haben.
Kitty, Daisy And Lewis
Kitty, Daisy And Lewis
Label: Sunday Best, Roughtrade, VÖ August 2008
Kitty, Daisy And Lewis
The Roots of Rock ´N´ Roll
Label: Sunday Best, VÖ November 2007