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Beitrag vom 17.05.2008
Wrongkong - Wrongkong
Tatjana Zilg
Die Kanadierin Cyrena Dunbar stand bereits als Tänzerin weltweit auf zahlreichen Bühnen, bevor sie die beiden Produzenten von The Strike Boys als Sängerin entdeckten. Gemeinsam kreieren sie einen...
... eindrucksvollen Sound, der Partikel aus Electro, Postrock, Pop, Glam und Downtempo umeinander schweben und ineinander verschmelzen lässt.
Eigentlich suchten Martin Kaiser und Tommy Yamaha im Jahre 2004 nur eine Gastsängerin für zwei Songs, die sie für ihr drittes Album "Playtime" aufnehmen wollten. Aber als Cyrena Dunbar bei ihnen vorsprach und sie mit ihr probten, waren sie so angetan von ihrem Talent, dass sie beschlossen, zusammen ein neues Projekt zu starten. Schon in der damaligen Session entstanden die ersten Songskizzen, die sie später zu Wrongkong-Songs weiterentwickelten. Zwei weitere Musiker ergänzten die Besetzung: Der Schlagzeuger Markus Wurm, der Bruder von Tommy, und der Gitarrist David Lohdi, der auch als Kultur- und Musikjournalist arbeitet und auf eine Vergangenheit als Jazzstudent zurückblicken kann.
Cyrena brachte viel mehr mit ein als nur eine ausdrucksstarke Stimme. Sie ist ausgebildete-Profi-Tänzerin und bereits mit verschiedenen Ensembles um die Welt gereist bis sie im Jahre 2001 ein festes Engagement am Nürnberger Schauspielhaus bekam.
Ihre Erfahrungen mit der Kunst der Bewegung und der Choreographie geben ihr auch auf der Konzert-Bühne eine hohe Präsenz:
"Klar beeinflusst das Tanzen auch Wrongkong. Ich integriere verschiedenste Elemente in die Bühnenshow und erlebe die Euphorie, die sich auf einer großen Theaterbühne ereignet, auch mit der Band, egal wie groß die Bühne ist. Ich kann mich beim Singen auf eine ähnliche Art und Weise ´austoben´ oder loslassen und fühle, dass da eine gewisse Nähe zum Tanzen ist, obwohl das zwei unterschiedliche Dinge sind. Ich tanze bei einem Wrongkong-Gig keine Choreographien, aber ich füge Singen und Tanzen zu einer Einheit zusammen."
Das sind noch längst nicht alle Talente von Cyrena, die, wenn sie nicht auf der Bühne steht, eher schüchtern wirkt: Sie ist auch eine begnadete Videokünstlerin und hat alle Wrongkong-Videos produziert und geschnitten. Bei den Live-Konzerten sind die Videos ein unverzichtbarer Bestandteil. Zudem verfasst sie die meisten Song-Texte. Dabei blickt sie entweder tief in sich und lässt aus ihrem inneren Erleben die Wortzeilen entstehen oder sie beobachtet in ihrer jeweiligen Umgebung die Geschehnisse und lässt sich von ihnen zu Zustandsbeschreibungen inspirieren:
"Als ich ´Wide Open´ schrieb, saß ich am Strand von Hongkong mit guten Freunden zusammen und habe die rohen Gitarrenspuren von Tommy auf Minidisc gehört und immer mal wieder mit der Videokamera auf diese wunderbare Situation gehalten. Das Leben schien auf einmal sehr zerbrechlich und ich versuchte das in Worte zu fassen. Das ging einige Stunden so und ohne es zu merken, hielt ich plötzlich den fertigen Text in der Hand. So geht das bei fast allen Texten. Sie sind sehr persönlich und außerordentlich emotional."
Tommy selbst ließ sich zu der Song-Struktur von dem Film "Lost In Translation" anregen. Er mag gute Soundtracks und wollte die Stimmung des Films in einem Song einfangen. Bilder, Kunst, Menschen, die anders sind oder spontane unauffällige Situationen, die erst durch eine spezielle Perspektive auffällig wirken, sind die Motive, die sich in seinen Kompositionen widerspiegeln.
Wrongkong ist mit dem Debut eine facettenreiche Collage aus sprudelndem Pop mit vielen Electro-Einsprengseln ("In This Moment"), glanzvollem Disco-Funk ("Quality Retriever"), verwegenem Rock a la The Velvet Underground ("Wide Open") und futuristischen Balladen a la Laurie Anderson ("We Sleep Together") gelungen.
Weiterhören: Marlango und Moloko.
Wrongkong im Netz: www.wrongkong.com und auf Myspace
AVIVA-Tipp: Ein Wortspiel mit der Metropole Hongkong wurde zum Namensgeber für die Band. Zugleich impliziert der Name das Gefühl, sich immer ein wenig am falschen Platz zu befinden. Modernes Lebensgefühl und die Suche nach dem optimalen Ausdruck verflechten die Fünf aus Nürnberg zu einem aufregenden Sound, der sich mal verführerisch-sinnlich, mal erdverbunden-eindringlich, mal melodramatisch-poetisch zeigt. Und über all dem schwebt in jedem Moment das feurige Temperament der charismatischen Sängerin, das wie glühende, aber unsichtbare Lava aus den Lautsprecherboxen sprudelt.
Wrongkong
Wrongkong
Label: Modernsoul, VÖ Mai 2008