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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 29.04.2008


Portishead – Third
Tatjana Zilg

Schlichter Titel, großartige Scheibe: Lange mussten Musikfans und Presse auf das dritte Album des Trios um Sängerin Beth Gibbons warten. Mit hypnotischem Sound, magisch schönem Gesang, starken ...




... Rhythmen und der Einbindung von leiseren Tönen gelang es der Band, die in den Neunzigern die Musikwelt revolutionierte, nahtlos an den Erfolg der Vorgänger-Alben anzuknüpfen.

Sie gelten als eine der wichtigsten Bands, die den Trip Hop initiierten. Auch der Begriff Downtempo Electronica wird gerne in Verbindung mit ihrer Musik verwendet. Selbst lehnen sie die Namenschöpfung Trip Hop jedoch ab. Der Produzent und Multiinstrumentalist Geoff Barrow gründete 1991 gemeinsam mit Beth Gibbons und Adrian Utley Portishead, weil er laut eigener Aussage "interessante Musik" machen wollte, "die für immer einen Platz in den Plattensammlungen der Leute sicher hat". Der Wunsch ging problemlos mit dem Debut "Dummy" aus dem Jahr 1994 in Erfüllung. Kritik und Musikfans waren gleichermaßen von ihrer ganz speziellen, ungewöhnlichen und richtungweisenden Art, Musik zu machen, begeistert. Die Singleauskoppelungen "Numb", "Glory Box" und "Sour Times" eroberten die Charts in Europa und den US. 1995 gewannen sie einen der renommierten Mercury-Preise. Die Magazine Spex und Visions wählten das Debut in die Top Ten der Jahrescharts beziehungsweise auf Platz 2 der "wichtigsten Alben der Neunziger".

Sie gingen besonnen mit dem Erfolg um. Anstelle von Schnellschüssen ließen sie sich mit der Arbeit an ihrem zweiten Album drei Jahre Zeit. Erst 1997 erschien das selbstbetitelte Follow-Up. Diesmal entschieden sie sich, die Instrumente vielfach selbst einzuspielen und die entstandenen Aufnahmen dann als Sample-Material einzusetzen. Als Ergebnis entstand ein energetischer Sound, der die Fans sofort erneut überzeugte. Mit der Single "All Mine" gelang ihnen ein weiterer Hit. Nach der Veröffentlichung des Live-Albums "Roseland NYC Live" im Folgejahr wurde es zum Bedauern vieler MusikliebhaberInnen ruhiger um die Band. Die Mitglieder widmeten sich Soloprojekten.

Doch im Februar 2005 konnten ihre Fans aufatmen: Die Band kündigte in Bristol anlässlich ihres ersten Auftrittes nach siebenjähriger Pause an, dass ein drittes Studioalbum geplant ist. Aber es dauerte noch einige Zeit, bis Fans und MusikliebhaberInnen endlich das dritte offizielle Album in den Händen halten konnten.

Das Warten hat sich gelohnt: 49 Minuten und 13 Sekunden lang fesseln Portishead mit genialen Sound-Ideen. Leise, langsame Tönen, die in eine tiefgründige Stimmung hineinziehen, wechseln sich ab mit temporeichen Beats, die lärmig maschinelle Klänge einbinden. In den Vordergrund drängt sich die aktuelle Singleauskoppelung "Machine Gun", an deren Beat wohl niemand vorbeihören kann. Für die deutschen Fans dachten sich Portishead einen besonderen Leckerbissen aus: Sie performten den Song im alten Gelände der Berliner Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln und hielten die beeindruckenden Momente in einem Video fest, das unter anderem auf der Website angeschaut werden kann. Zwei weitere Songs mit erhöhter BPM-Frequenz, die technoid vibriert und den Herzschlag hochschnellen lässt, sind "We Carry On" und "Magic Doors". Sehr zarte, leise Töne finden sich in "Deep Water", das mit einer minimalistischen Banjo-Melodie die zuvor aufgewirbelten Sinne wieder zur Ruhe kommen lässt. Eine betörende, zwischen düster und luftig dahinschwebende Grundstimmung kennzeichnet das verträumte "Hunter", das bittersüsse "Nylon Smile" und das unter die Haut gehend traurige "The Rip".

Weiterhören: Moloko.

Portishead im Netz: www.portishead.de

AVIVA-Tipp: Erneut kreieren Portishead mit den organisch ineinander fließenden Songs ihres Albums eine einzigartige Atmosphäre. Die glasklare, charismatische Stimme von Beth Gibbons prägt sich tief ein in die Sinne und findet in den detailreichen Klangstrukturen ein perfektes Resonanz-Feld, das ihr ganz spezielles Timbre in voller Schönheit und Tragkraft entfalten lässt.

Portishead
Third

Label: Island Records, Universal, VÖ April 2008



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Beitrag vom 29.04.2008

AVIVA-Redaktion