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Beitrag vom 21.10.2007
Queen Latifah
Tatjana Zilg
Trav´lin´Light. Vielseitiges Talent bewies die Rap-Königin schon oft. Nicht nur ihre scharfe Zunge, mit der sie den Stakkato-Sprechgesang beherrscht wie keine andere, ließ sie weltberühmt werden.
Auch auf der Leinwand packt sie ihre Fans mit Charisma, Humor und Charakterstärke.
Vor drei Jahren überraschte Queen Latifah mit einem Richtungswechsel. Auf "The Dana Owens Album" erkundete sie ungewohnte Gebiete und zeigte, dass sie auch Rythm´n´Blues, Soul, Blues, Pop und Jazz vorzüglich zu interpretieren versteht. Das Spektrum dieser musikalischen Gefilde gibt natürlich viel mehr Material her, als es auf einem Album zu erfassen gewesen wäre. Die Authentizität und die Suche nach den eigenen Roots in der Musikgeschichte führt sie auf "Trav´lin´Light" weiter zu einer Entdeckungsreise zu zeitlos schönen Songs, die bereits von legendären Sängerinnen wie Peggy Lee, Etta James, Nina Simone und Shirley Horn mit Leben erfüllt wurden. Ein großartiges Team an MusikerInnen gewann sie für die Instrumentalisierung. Da wären beispielsweise zu nennen die beiden Pianisten, Keyboarder und Fusion-Pioniere George Duke und Joe Sample, der hervorragende Bossa-Nova-Gitarist Oscar Castro-Neves und der gefragte Session-Gitarrist Paul Jackson Jr.
Einen ganz besonderen Ehrengast gewann sie für ihre Interpretation von "Georgia Rose": Stevie Wonder begleitet ihren samtig schönen Gesang mit der Mundharmonika. Getragen von einer zart bittersüssen Piano-Melodie lässt der sehnsuchtsvolle Song die Emotionen auf einnehmende Art vibrieren, ohne je aufdringlich zu sein.
Ein unvergesslicher Spiegel für die Kraft der Emotionen ist auch der Blues und den fängt Queen Latifah bewundernswert gekonnt auf "Don´t Cry Baby" ein. Alles stimmt hier: Eindringlich tiefer, sehr emotionaler Gesang schmiegt sich in eine betörend einprägsame Hookline. Ein Text, der die Schokolade beim Liebeskummer ersetzen kann, lädt ein zum Sinnieren über die Höhen und Tiefen des Lebens.
Damit aber der Blues keine große Melancholie aufkommen lässt, widmet sie sich in den nachfolgenden Tracks den orchestralen Big Band Sound mit Broadway Qualitäten. "I Love Being Here With You" und "I´m Gonna Live Till I Die" entströmt ein extrem lebensfroher Esprit. Ihre Stimme entfaltet ein angenehm kraftvolles Timbre und eine Nuancenvielfalt, die sie wie gemacht für die Welt des Broadway erscheinen lässt. Dennoch überwiegen die balladenhaften, sinnlichen Songs auf "Trav´lin´Light". Wunderschöne Interpretationen von "I´m Not In Love" und "I Know Where I´ve Been" lassen die Herzen erzittern und verführen zu Tagträumen.
Der Soul reißt die Seelen wieder aus dem Traumreich: Die Version von "What Love Has Joined Together", im Original von den Pointer Sisters, sprüht vor Temperament und Energie und ist absolut dancefloor-tauglich.
Das Leben in all seinen Facetten kennt Queen Latifah, deren wahrer Name Dana Owens ist und nach welchem sie auch ihr erstes Tribut-Album an die Klassiker aus Jazz, Soul, Rythm&Blues und Blues benannte, zu Genüge. Sie wagt viel mit ihrem Doppeltalent. Ihre Filmographie ist mittlerweile genauso umfangreich wie ihre Discographie. 1996 spielte sie in "Set It Off" eine von vier Freundinnen, die versuchen, der Chancenlosigkeit und dem alltäglichen Rassismus in Los Angeles zu entgehen, indem sie den Pfaden von Bonnie und Clyde folgten. Sie begehen eine Bankraubserie, die für drei von ihnen tödlich endet. 2007 ist Queen Latifah in dem Remake von John Waters schräger Komödie "Hairspray" aus dem Jahr 1988 als Motormouth Mybelle Seite an Seite mit John Travolta, Michelle Pfeiffer und Christopher Walken zu sehen. 2008 plant sie mit "The Cookout" zum ersten Mal einen Film mit eigenem Script.
Preisgekrönt ist sie ohnehin schon längst. Den Grammy hielt sie bereits in den Händen, 1997 wurde sie als Entertainer of the Year mit dem begehrten Soul Train Lady of Soul Aretha Franklin Award ausgezeichnet, im Januar 2006 bekam sie einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Aber auch der eine oder andere Skandal zierte ihren Weg. Den Schlagzeilen-Akrobaten der Boulevard-Medien gab sie ein willkommenes Input, als sie 1996 einen Fotografen attackierte, dafür in Haft genommen wurde und als sie mit Soft-Drogen oder einer Pistole in der Tasche erwischt wurde.
AVIVA-Tipp: Eine wundervolle Überraschung für alle Fans ist Queen Latifah mit "Trav´lin´Light" gelungen. Es ist zu hoffen, dass auch MusikliebhaberInnen zu diesem Album finden werden, die jazzige Töne den lauten Hip Hop-Beats vorziehen und nicht sich nicht durch die spontane Zuordnung der charismatischen Dame zu diesem Genre irritieren lassen. Auf jeden Fall hineinhören und sich von den sanften, tiefen, energiereichen Klängen und der magisch schönen Stimme verwöhnen lassen!
Queen Latifah
Trav´lin´Light
Label: Verve, Universal, VÖ Oktober 2007
Die Sängerin im Web: www.queenlatifah.com