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AVIVA-BERLIN.de im April 2024 - Beitrag vom 29.06.2007


Stereo Total – Paris - Berlin
Tatjana Zilg

Nicht nur die französische Malerei beehrt Berlin. Das allerbeste Export-Kunstgut ist schon viel länger hier. Seit Mitte der 90er bereichert Françoise Cactus im Duo mit Brezel Göring ...




... die Stadt mit einem Spezialmix aus Electro, Punk, Rock´n Roll, Pop und witzig-bissigen Texten.

Und es geht noch besser! Nach "Oh Ah", "Monokini", "Juke-Box-Alarm", "My Melody", "Musique Automatique", "Do the Bambi", "Discotheque" und "Party Anticonformiste" legen Stereo Total ein weiteres Album vor, das einen Dynamit-Beat nach dem anderen durch die Boxen jagt. Zurück zum Ursprung führen die Lo-Fi produzierten Songs mit temperamentvollen Electro-Hooklines, Rock´n Roll - Esprit und Texten, die zwischen Punk, Chanson und Polit-Satire hin- und herhüpfen.
Nichts wie auf die Tanzfläche damit und die Hüften schwingen wie in besten Electro-Clash-Zeiten!

Keine überflüssigen Soundeffekte verderben diesen ersten Eindruck. Natürlich und rough stürmen die 14 neuen Songs aus den Boxen. Schwer fällt die Entscheidung, welche man zu Kandidaten für die eigenen Lieblingstracks nominieren möchte. Jeder Song hat seinen ganz besonderen Charme. Die Texte beinhalten viele Überraschungen und treffen messerscharf ihre Aussage. Liebe und Sex zu modernen Zeiten ist auch diesmal der rote Faden.
"Plus Minus Null" rechnet ab mit dem Augenblick, wo ein Urteil über das Fortbestehen einer Liebesbeziehung mit Hilfe von Positiv-Negativ-Listen gefällt werden soll. Stakkato -Beat und treibender Rhythmus wechseln sich ab, leicht aggressiv kommt der charmant französische Akzent der Wahlberlinerin herüber. Mit gewaltigem Tempo geht es weiter mit "Mehr Licht", das von gefährlichen Autofahrten in der Nacht erzählt. Zur Freude aller frankophilen HörerInnen werden die Lyrics in Französisch gesungen, wie auch in dem genialen Intro "Miss Rébellion Des Hormones" über eine Teenie-Oktoberrevolution in der Welt der Hormone, dem rockigen "Plastic", der Hymne an den Lolita-Mythos "Lolita Fantôme" und dem Fernbeziehungs-Duett "Ta Voix Au Téléphone".
Die ersten Klänge von "Relax Baby Cool" stellen klar: Dies ist der absolute Ohrwurm von "Paris – Berlin". Dem monophonen-Synthesizer-Minimalismus wird auch die coolste Person nicht widerstehen können. Der Rhythmus geht tief ins Blut, der englisch-französische Wechselgesang und die Shout-Einlagen prägen sich mit tänzerischer Leichtigkeit ins auditive Langzeitgedächtnis.

Für ganz Eilige seien als allererste Anspieltipps empfohlen: "Ich bin der Stricherjunge", bei dem Brezel Göring lässig-detailreich ein Bahnhof Zoo – Szenario hinaufbeschwört, und "Komplex mit dem Sex", eine feinsinnig-satirische Auseinandersetzung mit dem Gefühlswirrwarr, das der gegenwärtige Medienhype über Sexualität in allen Varianten hervorrufen kann, vorgetragen im Bossa Nova-angehauchten Rhythmus.

Wie alle Berliner Kunstinteressierten vermutlich wissen, begnügen sich weder Françoise Cactus noch Brezel Göring mit der Musikproduktion zum Zwecke der Verewigung auf Vinyl und auf Silberlingen, sondern sind in zahlreiche andere Projekte involviert. Die weibliche Hälfte von Stereo Total ist u.a. Autorin von Romanen wie "Neurosen zum Valentinstag" und entwarf als bildende Künstlerin die "Wollita", eine überdimensionale Wollpuppe, die 2004 in der Ausstellung "When Love Turns To Poison" im Künstlerhaus Bethanien zu sehen war.

Nun haben die Beiden sich eine legendenumwobene Gestalt der jüngeren amerikanischen Zeitgeschichte vorgeknöpft: 2006 veranstalteten sie in der Berliner Volksbühne einen Patty Hearst-Abend mit vielen Stargästen. Ausgehend von der so entstandenen Ideensammlung konzipierten sie ein thematisches Hörspiel für den Bayrischen Rundfunk über die 19 jährige Millionenerbin, die in den siebziger Jahren von der Terroristengruppe SLA entführt wurde, sich in einem ihrer Kidnapper verliebte und selbst zur Terroristin wurde.
Zwei der Songs finden sich auch auf "Paris – Berlin": Das rockige "Patty Hearst" und das electro-beatige "Baby Revolution".

AVIVA-Tipp:
Französischer Charme, kombiniert mit Berliner Ironie und Bissigkeit, und allem, was Stereo Total seit über einem Jahrzehnt ausmacht: Schräger Humor, Subversion, Kreativität, Originalität und bestechende Lebendigkeit. Die Stimme mit diesem einzigartigen Akzent, der nicht nur Frankophile schwach macht, wird man wohl nie wieder vergessen können. Gerne immer wieder und noch viel mehr davon!

Stereo Total haben sich kurz vor der Release auf Welttournee begeben. Ende Juni 2007 spielten sie in Paris gemeinsam mit den unvergänglichen Lärm-Rock-Hip-Hoppern Beastie Boys.
Im Herbst können wir uns auf ein Heimspiel freuen:
Im Postbahnhof sind sie zu live zu erleben am Sonntag, den 28. Oktober 2007,
Straße der Pariser Kommune 8
10243 Berlin

Sendetermin für das Hörspiel "Patty Hearst":
Bayern2Radio
Freitag, 24. 08. 2007, 20:30 Uhr
hör!spiel!art.mix
www.br-online.de


Stereo Total im Web: www.stereototal.de

Stereo Total
Paris – Berlin

Label: Disko B, VÖ Juni 2007
EAN: 0880918014722
18,99 Euro
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Beitrag vom 29.06.2007

AVIVA-Redaktion