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Beitrag vom 20.12.2010
Adriana Stern - Und dann kam Sunny
Sharon Adler
Ein Jugendkrimi um Drogen, Antisemitismus, Freundschaft und Vertrauen um die 14-jährige Kinneret für Jugendliche ab 13 Jahren von der Autorin von "Hannah und die Anderen" und "Pias Labyrinth".
Adriana Stern ist längst keine Unbekannte mehr, wenn es um jüdische Themen in der Jugendliteratur geht. Ihre Inhalte bewegen sich zwischen Sehnsüchten und Kompromissen, Einsamkeit und Coming-out, Verlust und Hoffnung.
1960 am Niederrhein nahe der holländischen Grenze geboren und nach eigenen Aussagen Grenzgängerin geblieben, Sozialarbeiterin und Zirkuspädagogin, begann mit zwölf Jahren zu schreiben, meist "über das, worüber niemand reden wollte". Seit 1992 thematisiert sie ihr Leben in unterschiedlichen Welten in Anthologien, schreibt Essays zu Antisemitismus in der Frauen- und Lesbenbewegung. Stern gibt Seminare zu Antisemitismus und bereitet in der Gemeinde Gescher LaMassoret in Köln Jugendliche auf ihre Bar bzw. Bat Mitzwah vor. Ihr erster Jugendroman, Hannah und die Anderen, mittlerweile auch als Hörbuch erschienen, behandelt die Schwierigkeit, sich in einer von Tabus und Schweigen geprägten Gesellschaft selbst zu finden. Ihr zweites Buch, Pias Labyrinth, ist ein lesbischer Entwicklungsroman, der die Geschichte eines Mädchens auf der Suche nach seiner Identität erzählt.
Adriana Sterns neueste Veröffentlichung Und dann kam Sunny, erschien im Herbst 2010 bei Jacoby & Stuart, Berlin. Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Kinneret, die behütet inmitten einer intakten jüdischen Familie in Köln aufwächst. Sie kämpft mit all den Sorgen, die Mädchen ihres Alters so haben. Das ändert sich schlagartig, als die neue Mitschülerin Sunny in ihr Leben tritt. Eher widerwillig bewundert Kinneret das Mädchen, das so anders ist als sie selbst und die anderen: selbstsicher, beinahe arrogant, auf jeden Fall aber rebellisch ist diese Sunny, die sich um die Meinung der Lehrer nicht schert, der Schule egal zu sein scheint. Sie lebt in einer Jugend-WG und nur nach ihren eigenen Regeln.
Kinneret ahnt nicht, dass Sunny ihren Bruder Jan durch Drogen verlor und dass Sunny mit Problemen zu kämpfen hat, die sich Kinneret nie hätte vorstellen können. Sunny ist fest davon überzeugt, dass Jan nicht an einer Überdosis Heroin starb, sondern umgebracht wurde, und nun seine Mörder sie selbst und auch Kinneret verfolgen.
Deren Weltbild gerät vollends ins Wanken, als auf dem Schulhof die antisemitische Bemerkung eines guten Freundes fällt, jüdische Mitschüler würden bevorzugt.
Erstmals in ihrem Leben muss sich das Mädchen mit Antisemitismus auseinandersetzen, denn bis zu diesem Zeitpunkt war ihre jüdische Identität für sie eher selbstverständlich und kein großes Thema. Kinnerets verständnisvolle Tante Rachel, Sozialarbeiterin aus Berlin, wird ihr später den vermeintlichen Hintergrund erklären, nämlich das sogenannte Schuldgefühl der Deutschen und Philosemitismus aufgrund der deutsch-jüdischen Geschichte. Diese Konfrontation und innere Auseinandersetzung zieht sich durch diesen geschickt konstruierten Jugendkrimi ebenso wie der Umgang mit Drogen und Gewalt.
AVIVA-Tipp: Und dann kam Sunny ist ein spannungsreicher Krimi für Jugendliche ab 13 Jahren – von der ersten bis zur letzten Seite absolut empfehlenswert.
Adriana Stern
Und dann kam Sunny
Jacoby & Stuart, Berlin, erschienen 23. August 2010
300 Seiten, geb., 14,5 x 21 cm
ISBN 978-3-941787-06-3
Euro 14,95
ab 13 Jahren
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