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Beitrag vom 01.02.2019
Duden - Jiddisches Wörterbuch
Sharon Adler
Die dritte überarbeitete und erweiterte Auflage des erstmalig 1990 im Verlag Bibliographisches Institut Leipzig erschienenen Wörterbuchs widmet sich in nunmehr 8.000 Stichwörtern der Bedeutung, Schreibung und Aussprache von Maloche, Schmonzeß, Meschugge, Tacheles & Co.
"Mameloschn"
Fließend in ihrer Muttersprache, in Mameloschn, sprechen Menschen, die Jiddisch aus ihrer Kindheit kennen und die jiddische Wörter oder Redewendungen in ihrer Alltagssprache integrieren. Dass Jiddisch nicht nur äußerst charmant klingt, sondern auch viel über die Menschen verrät, können Fans der israelischen TV-Serie "Shtisel" nur bestätigen.
Bay mir bistu scheyn
Sie lieben Ihre mischpoche und haben immer den durchkuk? Viele Wörter aus dem Jiddischen sind auch heute noch im Deutschen erhalten und bereichern es.
Im Jiddischen Wörterbuch finden Sie rund 8000 davon, in lateinischer Schrift und versehen mit Hinweisen zu ihrer Schreibung und Angaben zu ihrer Aussprache. Ergänzt wird der alphabetische Teil durch die Erklärung des hebräischen Aleph Bets (Alphabets) und einen kurzen Einblick in die jiddische Grammatik.
Neben der reinen alphabetischen Auflisting der Stichwörter liefert der Band auch lexikografische Informationen.
Der Duden - Jiddisches Wörterbuch ist vorrangig für ein nichtjüdisches Publikum konzipiert und so liegt das Hauptaugenmerk auf Vorgeschichte und Entwicklung des Jiddischen.
Dazu Sprachwissenschaftler Ronald Lötzsch:
"Jiddisch ist die dem Deutschen nächstverwandte westgermanische Sprache. Es steht unserer Muttersprache ungleich näher als das Englische und selbst das Niederländische. Besonders groß ist die Übereinstimmung mit dem sog. Ostmitteldeutschen, zu dem u.a. das Berlinische und Sächsische gehören."
In seinem Geleitwort zu diesem Lexikon erzählt der Redakteur beim Zeitmagazin Sascha Chaimowicz von seiner Verwunderung darüber, dass sein Vater, Kind polnischer Holocaust‐Überlebender, geboren und aufgewachsen in München, in seiner Kindheit zu Hause nur Jiddisch gesprochen hatte: "Ich hatte immer angenommen, dass seine Muttersprache Deutsch sei. Auch, weil er jiddische Begriffe und die typische Satzstellung immer eher als eine Art Gag‐Sprache verwendet hat und nicht als etwas, das in seiner Kindheit eine große Bedeutung hatte."
Das Vorwort ist unter dem Titel "Mameloschn, Tateloschn" am 16.12.2018 in der Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung erschienen.
Schon Isaac Bashevis Singer hat darauf hingewiesen, dass Jiddisch möglicherweise die einzige Sprache der Welt sei, die nie von den Mächtigen dieser Erde benutzt worden ist. Bei der Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1978 sagte er:
"Jiddisch ist eine Sprache des Exils, ohne Land, ohne Grenzen, ohne Unterstützung irgendeiner Regierung, eine Sprache, die keine Wörter für Waffen, Munition, Manöver oder militärische Taktik besitzt. (...) Das Jiddische ist geprägt von einem stillen Humor und einer Dankbarkeit für jeden Tag des Lebens, jedes Stückchen Erfolg, jede Liebesbegegnung."
AVIVA-Tipp: Jiddisch berührt die neschume (Seele) und spricht das harz (Herz) an. Der Duden - Jiddisches Wörterbuch ist nicht nur kompaktes Nachschlagewerk, sondern lädt dazu ein, sich festzulesen und mehr über den historischen und kulturellen Hintergrund hinter den Wörtern, Redewendungen und Begriffen zu erfahren.
Duden - Jiddisches Wörterbuch
Simon Neuberg (Autor), Ronald Lötzsch (Autor)
Vorwort: Sascha Chaimowicz
Projektleitung: Dr. Kathrin Kunkel-Razum
ISBN: 978-3-411-06243-0
Format: 12,6 x 19,0 cm
Seiten: 200
Duden, Erscheinungsjahr: 2018
15,00 €
www.duden.de
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