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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 18.10.2014


Eva-Maria Hagen - Eva jenseits vom Paradies
Helga Egetenmeier

Die Schauspielerin und Sängerin, die im Oktober 2014 ihren 80. Geburtstag feiert, blickt mit der Autobiographie zurück auf die ersten fünfundzwanzig Jahre ihres Lebens. Immer nah an sich selbst,...




...beginnt sie ihre Lebensgeschichte bei ihrer Zeugung 1934 und beschreibt sie bis zu ihrem Durchbruch als DDR-Schauspielerin mit dem Film "Vergeßt mir meine Traudel nicht".

Wie auch ihre Mutter unehelich geboren, kommt Eva-Maria Hagen als zweites Kind der achtzehnjährigen Agnes und des etwas älteren Fritz auf die Welt. Doch der Vater will seine Freiheit und als ihre Mutter kurz nach der Geburt ihren Stiefvater heiratet, zieht die kleine Familie nach Kremlin (heute in Polen) und erlebt dort den Zweiten Weltkrieg. Zu dessen Ende stellt sich die Zehnjährige die Frage "Ob unsere Soldaten sich genauso in der Fremde verhalten, sich an Russenmädchen vergreifen? Sie quälen, missbrauchen, zerstören?".

Ihre nachdenkliche Zuversicht und eine scheinbar unerschöpfliche Energie lassen Eva-Maria auch in der Nachkriegszeit zielstrebig ihr Leben in die Hand nehmen. Sie strebt dabei keine politische Auseinandersetzung an, sondern schildert ihr Leben als persönliche Erfahrung, wie beim ArbeiterInnenaufstand der DDR am 17.Juni 1953: "Wir waren dann ins Gemenge ´Unter die Linden´ geraten, hingeschwemmt worden Richtung Brandenburger Tor. Russische Panzer fuhren auf uns zu, Jugendliche warfen mit Pflastersteinen nach ihnen. Es war unheimlich aufregend. Als würde wieder Krieg ausbrechen."

"Vergesst mir meine Traudel nicht" (DDR, 1956)

Über Nacht wurde Eva-Maria Hagen mit diesem DEFA-Film als "Brigitte Bardot" des Ostens bekannt. "Nach diesem Film wurde bei der DEFA nichts ähnliches ´Gewagtes´ mehr aus der Gegenwart auf so komödiantische Weise fürs Kino gemacht.", beschreibt sie die Reaktionen auf den Film. Neben einer längeren Szene in einem knappen Badetuch, enthält die Geschichte der Traudel auch viele Aspekte der Biografie der Jugendlichen Eva-Maria, die mittellos in Berlin ankommt und eine Unterkunft sucht.

Die junge Eva-Maria schlägt sich durch das zerbombte Nachkriegs-Berlin, um ihrem Traumberuf Schauspielerin nahe zu kommen und beschreibt sich dabei als naives und dennoch eigensinniges junges Mädchen, das auch mal mit älteren Herren ausgeht, um etwas Essen bezahlt zu bekommen. Unter 18 Jahre alt und ohne Wohnadresse, wird sie mehrmals von der Polizei aufgegriffen und in Erziehungsheime gesteckt, von denen sie entflieht - wie es auch eine Szene des DEFA-Films zeigt. Obwohl sie einen guten Kontakt zu ihrer Mutter anklingen lässt, erfährt der/die LeserIn leider nichts über das Mutter-Tochter-Verhältnis in der Nachkriegszeit.

Erinnerungen als historische Fiktion

Als die Autorin die Biografie ihrer Kindheit und Jugend verfasst, ist sie bereits um die siebzig Jahre alt. In einem lockeren Gesprächsstil, assoziativ springend, zeichnet sie aus ihren Erinnerungen einen stringenten Weg ihrer Lebensgeschichte zu der sie, obwohl sie bereits über fünfzig Jahre zurück liegt, keine Zweifel formuliert oder Fragen an ihre Erinnerungen aufkommen lässt.

So vermisst die/der LeserIn an dieser weit zurückgreifenden Autobiographie dien persönliche Reflexion in dieser bewegten Vita, die viele historische Ereignisse streift. Trotz Krieg, Flucht und Armut gibt es kaum eine Erwähnung daraus resultierender Emotionen und einschneidender Erlebnisse oder wichtiger Freundschaften. Es scheint fast, als ob dieser Biographie die subjektiv-bedeutenden Momente fehlen. Auch der auf den letzten Seiten des Buches ins Leben der Eva-Maria getretene Hans Hagen und die Geburt ihrer Tochter Nina, wirken relativ distanziert. Der Einzige, der wohl ihrer Verbundenheit sicher war und immer wieder eine emphatische Erwähnung findet, ist ihr Bruder Horst.

AVIVA-Fazit: Als optimistisches junges Mädchen, das in schweren Zeiten zur selbstbewussten Frau wird, beschreibt sich Eva-Maria Hagen in ihrer Autobiographie. Etwas zurückgenommen erscheinen dagegen die historischen Ereignisse und ihre emotionalen Wirkungen auf die Autorin, so dass sich der/die LeserIn auch mehr Einblick in das kraftvoll wirkende Gefühlsleben wünscht.

Zur Autorin: Eva-Maria Hagen, geboren am 19. Oktober 1934, war eine erfolgreiche DDR-Schauspielerin. Nach Einschränkung ihrer Arbeitsmöglichkeiten verließ sie 1977 nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns die DDR und ging in die BRD. Sie feierte Erfolge beim Film, Theater und als Sängerin, ebenso wie ihre Tochter Nina Hagen. Bereits 1998 veröffentlichte Eva-Maria Hagen die Erinnerungen ihres Lebens mit Wolf Biermann von 1965 bis 1977 anhand von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen.
Mehr Infos unter: www.eva-maria-hagen.de

Eva-Maria Hagen
Eva jenseits vom Paradies

Autobiographie
Rotbuch-Verlag, Nachauflage, erschienen im Juli 2014
Kartoniert mit Bildteil, 252 Seiten
ISBN-13: 978-3-86789-205-6
9,95 Euro
www.rotbuch.de

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Quelle: Homepage von Eva-Maria Hagen





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Beitrag vom 18.10.2014

Helga Egetenmeier