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Beitrag vom 11.06.2010
Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz – herausgegeben von Arne Weidemann, Jürgen Straub, Steffi Nothnagel
Claire Horst
Interkulturelle Kompetenz ist zu einem Schlagwort auf dem Arbeitsmarkt geworden. Im Tourismus, in der Bildungsarbeit oder im Einzelhandel, überall wird sie plötzlich gefordert. In einer ...
... globalisierten Welt gehört der Kontakt zu Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung ganz selbstverständlich dazu.
Mit dieser neuen Herausforderung geht die Notwendigkeit einher, interkulturelle Kompetenz zu vermitteln. Doch wie geht das am besten? Welche Fähigkeiten sind mit "interkultureller Kompetenz" überhaupt gemeint? Und welche Methoden bieten sich an, um diese zu vermitteln? Das umfangreiche Handbuch des HerausgeberInnenteams Weidemann, Straub und Nothnagel will "Theorien, Methodik und Praxis in der Hochschulausbildung" darstellen. Es lässt also andere Anwendungsmöglichkeiten außer Betracht und bezieht sich nur auf die universitäre Ausbildung.
In einem knappen ersten Teil verabschieden die AutorInnen zunächst sämtliche verkürzenden Definitionen des Begriffs der interkulturellen Kompetenz und verweisen darauf, dass eine Einstellung gemeint sei, keine einfach zu erlernende Fähigkeit. "Interkulturelle Kompetenz ist nicht auf abstrakte Kenntnisse zu reduzieren. (...) Ihre Förderung nimmt eine interessierte Person in vielerlei Hinsicht in Anspruch - eben als Person und nicht bloß als ´Container´ für wissenschaftliche Erkenntnisse, aus dem man bei Bedarf die angeeigneten Wissensbestände wieder hervorholen kann."
Jürgen Straub führt in die Lehre seines Faches anhand der lerntheoretischen Voraussetzungen ein. Weshalb, wie und was soll überhaupt gelernt werden, ist seine Ausgangsfrage. Er bezieht sich dabei unter anderem auf den handlungstheoretischen Ansatz von Klaus Holzkamp und das phänomenologische Konzept von Käte Meyer-Drawe - eine gewinnbringende Kombination, um neue Lehrwege zu gehen.
Lothar Bredella setzt sich mit unterschiedlichen interkulturellen Kommunikationssituationen auseinander. Der Autor legt nicht nur dar, welche Verständigungsschwierigkeiten möglich sind, sondern auch die unterschiedlichen - mehr oder weniger hilfreichen - Versuche, diese zu interpretieren. Wichtig ist es, stellt er heraus, "die Verschränkungen und Spannungen zwischen kollektiver und individueller Identität" zu beachten, statt Kultur als rein kollektiv bestimmt zu betrachten.
Der Hauptteil des Bandes widmet sich der Hochschule und stellt zum einen das Studienangebot dar, untersucht zum anderen Methoden, die zur Vermittlung interkultureller Kompetenz eingesetzt werden können. Darunter sind etwa Sprachlerntandems, Lektüren und Filme. Wichtig und bislang wenig behandelt ist das Thema der Evaluation - wie kann der Lernfortschritt überhaupt überprüft werden?
AVIVA-Tipp: Mit diesem Reader haben die AutorInnen ein Grundlagenwerk geschaffen, das nicht nur in der Lehre Anwendung finden wird. Neben dem großen Praxisbezug ist besonders die Darstellung von Diskussionen um verschiedene Herangehensweisen hilfreich.
Zu den HerausgeberInnen: Arne Weidemann (Dipl.-Psych.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Interkulturelle Kommunikation an der Technischen Universität Chemnitz.
Jürgen Straub (Prof. Dr. phil.) lehrt Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum.
Steffi Nothnagel (M.A.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Erziehungswissenschaft an der Technischen Universität Chemnitz.
Arne Weidemann, Jürgen Straub, Steffi Nothnagel (Hg.)
Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch
Transcript Verlag, erschienen Mai 2010
572 S., kart., zahlr. Abb., 29,80 Euro
ISBN 978-3-8376-1150-2
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