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AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 25.04.2022


Jüdische Frauen in der Bildenden Kunst
Christel Wollmann-Fiedler

Fünfunddreißig Jahre lebte Hedwig Brenner in Israel, in Haifa. Ein bescheidenes Leben führte sie in der neuen Heimat, erst sehr spät wurde sie Schriftstellerin. Familienbiographien schrieb sie und vor allem entstanden durch ihre Energie und ihren Arbeitseifer sechs Lexika über Jüdische Frauen in der bildenden Kunst.




Über 1500 jüdische Künstlerinnen nahm sie in diese Nachschlagewerke auf. Recherchiert hat sie in der ganzen Welt über mehrere Jahre, um diese künstlerischen Lebensbilder zusammenzubekommen. Längst gestorbene, in Konzentrationslagern umgekommene, noch lebende Frauen in aller Welt und junge jüdische Künstlerinnen vereinte sie in diesen Werken. Eine großartige Arbeit hat Hedwig Brenner für die Zukunft geschaffen!

Nach dem Tod des Ehemannes begann Hedwig Brenner mit bereits achtzig Jahren in Haifa mit dem Computer zu arbeiten, die alte Schreibmaschine hatte ausgedient. In fünf Sprachen korrespondierte sie seitdem bei Tag und Nacht per Mail mit der gesamten Welt und natürlich auch mit "ihren" Künstlerinnen. 1998 erschien der 1. Band "Jüdische Frauen in der bildenden Kunst", weitere vier folgten, Ende des Jahres 2017 wurde ihr 6. Lexikon "Jüdische Frauen in Musik und Tanz", gedruckt. Im Januar 2018 starb Hedwig Brenner mit achtundneunzig Jahren in Haifa.

In Czernowitz wurde Hedwig Brenner 1918 geboren, nach dem Zweiten Weltkrieg verließ die Familie die Bukowina und kam in Ploiesti im rumänischen Petrolgebiet an. 1982 konnte sie mit der gesamten Familie von Ploiesti nach Israel auswandern.

Für die großartige Erinnerungsarbeit, für die Lexika jüdischer Künstlerinnen, verlieh im Jahr 2012 der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Hedwig Brenner das "Bundesverdienstkreuz am Bande", Tage später bekam sie das "Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst" der Republik Österreich. Eine hohe Ehre waren die beiden Auszeichnungen für die Lexikographin und machten sie stolz. Nicht nur eine Ehre, auch ein Vermächtnis und Ansporn wurden diese ehrenvollen Medaillen mit Adler und bunten Schleifen.

Hedwig Brenner nannte ihre Arbeit ein "unkonventionelles Lexikon". Ob konventionell oder unkonventionell, eine Fundgrube für Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen und eine Ehre für die vielen Künstlerinnen, die in diese Lexika aufgenommen wurden, ist es allemal. Eine Erinnerung für die Ewigkeit hat Hedwig Brenner diesen Künstlerinnen in den sechs Bänden gegeben! In diesen Tagen, im Jahr 2022, wurde der 1. Band von 1998 erneut aufgelegt im Hartung-Gorre Verlag Konstanz. Professor Dr. Erhard Roy Wiehn aus Konstanz ist wie immer der Herausgeber. In der Edition Shoa & Judaica ist er Herausgeber und auch teils selbst Autor von über 300 Werken.

Hedwig Brenner
Jüdische Frauen in der bildenden Kunst. Ein biographisches Verzeichnis

Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Hartung-Gorre-Verlag Konstanz, Februar 2022
1. Aufl. 1998, 2. Aufl. 2022, ISBN 978-3-89649-199-2
240 Seiten
€ 29,80
Mehr zum Buch sowie der Reihe Band I bis VI unter: www.hartung-gorre.de

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Schon wieder ein Buch über Czernowitz? Ja, ein großartiges Buch. Ein Buch, das in die Bibliothek jedes historisch interessierten Menschen gehört. Die Fotografin Christel-Wollmann-Fiedler hat als Freundin und Reisebegleiterin Hedwig Brenner in ihrer altösterreichischen Sprache zum Erzählen angeregt. Was nicht schwer ist, denn Hedwig Brenner ist eine sehr animierte Geschichte und Geschichtenerzählerin. (2010)

Hedwig Brenner - Mein altes Czernowitz. Erinnerungen aus mehr als neun Jahrzehnten, 1918-2010
Hedwig Brenners Liebe zu Czernowitz ist ungebrochen. Die Liebe zur Stadt ihrer Kindheit, ihrer Jugend wird mit zunehmendem Alter stärker und stärker. Ob zu Zeiten der Donaumonarchie, später unter rumänischer Verwaltung, dann kurzzeitiger Sowjetbesetzung oder ukrainischer Regierung, der heimatliche Blickwinkel durchzieht sämtliche Zeiten ihres heute fast zweiundneunzigjährigen Lebens. Der Mythos "Czernowitz" wird bleiben. (2010)


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Beitrag vom 25.04.2022

AVIVA-Redaktion