Sabine Adler - Weiterleben ohne Wenn und Aber. Die Shoah-Überlebende Giselle Cycowicz - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Literatur



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 24.09.2018


Sabine Adler - Weiterleben ohne Wenn und Aber. Die Shoah-Überlebende Giselle Cycowicz
Nea Weissberg

Die Chefreporterin des Deutschlandfunks Sabine Adler porträtiert in ihrem Buch die 1927 in Chust geborene israelische Trauma-Therapeutin bei AMCHA, Dr. Giselle Cycowicz und erzählt die Biographie der Psychologin. Deren Lebensgeschichte wird umrahmt von Kurzporträts einiger ihrer fast gleichaltrigen Patienten und Patientinnen, die wie Cycowicz, den vom deutsch-nationalsozialistisch geprägten Rassenhass angefachten millionenfachen Mord am Jüdischen Volk überlebten.




Die schmerzlichen Erinnerungen der Trauma Therapeutin Dr. Giselle Cycowicz


Adler begleitete ihre Protagonistin, die heute 91 Jahre alte Dr. Giselle Cycowicz, während ihrer beratend-therapeutischen Arbeit mit hoch betagten Überlebenden der NS-Vernichtungskrieges, die in Israel leben. Die Therapeutin und ihr Klientel, beide erlebten einen abgrundtiefen Hass gegen Juden und Jüdinnen, sie erlitten und erfuhren im Zuge der NS-Vernichtungspolitik eine menschenfeindliche Abwertung, grenzenlose Verachtung, Herabsetzung, Gewalt, Willkür, Zerstörung und Raub ihres Besitzes, körperliche Ausbeutung und Zerstörung ihrer traditionell jüdischen Kultgegenstände...

Cycowicz ist eine von 400 Psychologinnen und Psychologen, die sich um Holocaust-Überlebende kümmern. Cycowicz ist die älteste bei der Hilfsorganisation AMCHA tätige Therapeutin. Die Hilfsorganisation Amcha ermöglicht eine psychologische Unterstützung für Überlebende der Shoah, die Child Survivors und für deren Kinder, der Second Generation. Vor 30 Jahren hat der Niederländer Manfred Klafter, ein Überlebender der Shoah, in Israel die Organisation AMCHA gegründet. AMCHA unterhält 15 Zentren in Israel, um traumatisierte Überlebende der Shoah psychologisch zu begleiten.

Bei jüdischen Familien wird zwischen der Second Generation und den Child Survivors unterschieden: Die Child Survivors waren vom Tage ihrer Geburt an durch die NS-Ideologie und das NS-Vernichtungsprogramm existentiell bedroht. Sie lebten in unaufhörlicher Lebensgefahr, gefangen, erschossen und vergast zu werden. Während des II. Weltkrieges sind in Europa 1,5 Millionen jüdische Kinder ums Leben gekommen, mehr als eine Million dieser Kinder wurde vorsätzlich und systematisch vernichtet.
"Mit dem Tod so vieler Kinder wurden auch zukünftige Generationen vernichtet und der natürliche Fortgang von Generation zu Generation auf gewaltsame Weise unterbrochen." (Gilbert, Martin: Endlösung. Die Vertreibung und Vernichtung der Juden. Ein Atlas)
Durch den gewaltsam ausgelösten Riss in der natürlichen Generationenfolge erscheint diese neue Generationenzählung in jüdischen Familien folgerichtig, da sie bis heute nachhaltig nachwirkt, nicht aber in den Familien der NS-Täter und NS-Täterinnen und KollaborateurInnen.

Die traumatische Erinnerung an jene menschenfeindlichen, individuell und kollektiv erfahrenen Gewaltexzesse ist ein eingefrorener Gedächtnisinhalt. Blitzartig kann die Erinnerung emporschießen, bisweilen ausgelöst durch eine triviale oder unbedachte Bemerkung Dritter, auch durch neu erlebte traumatische Terrorerlebnisse, wie sie in Israel tagtäglich passieren können. Des Nachts kann sich die traumatische Erinnerung durch Albträume bemerkbar machen und die Erinnerung an alte Schreckenserlebnisse, den radikal erlebten Verlust geliebter Menschen und die Verlassenheitsangst verstärken.

Giselle Cycowicz selbst hat das von NS-Deutschen im besetzten Polen 1940 errichtete Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, ein gewaltiges Lagerkomplex, überlebt.
Chust, heute eine ukrainische Stadt, gehörte 1927 zur Tschechoslowakei, bis sie 1939 von Ungarn okkupiert wurde. Ungarn wurde am 19. März 1944 von deutschen Truppen und der SS besetzt. In Folge dieser Okkupation wurden jüdische Ungarinnen und Ungarn gemäß der NS-Ideologie per Gesetz gänzlich rechtlos. Am 16. April 1944 begann das Internieren der jüdischen Bevölkerung und in Folge ihr Zusammenpferchen in Ghettos. Die Inhaftierung in Ungarn erfolgte mit Hilfe der mit den NS-Deutschen kollaborierenden ungarischen Gendarmerie. Am 27. April 1944 wurden jüdische Menschen unter der Leitung von Adolf Eichmann massenweise in das von etwa 800 SS-Wachmännern und rund 200 SS-Aufseherinnen betriebene Vernichtungskonzentrationslager Auschwitz-Birkenau verschleppt, malträtiert, als ZwangsarbeiterInnen ausgebeutet oder vielfach gleich vergast.

Am 19. April 1944 marschierte die SS in Chust ein. Juden und Jüdinnen wurden in die ´Große Synagoge´ getrieben, aus dem das Mobiliar zuvor herausgenommen und verwertet wurde. In der Interimszeit schufen deutsche Obrigkeiten mit Hilfe ihrer ungarischen Kollaborateure ein Ghetto, das nur drei Straßen einschloss, etwa 7000 jüdische Menschen wurden dort auf engstem Raum einquartiert.

Giselle Cycowicz, geborene Friedman, war die jüngste von drei Töchtern. Innerhalb von drei Monaten nach der deutschen Invasion wurde die Familie Friedman am 23. Mai 1944 ins Ghetto getrieben und dann abtransportiert. Giselle, ihre Mutter, ihr Vater und ihre zweitälteste Schwester wurden am 25. Mai 1944 ins KZ Auschwitz-Birkenau verschleppt. Die älteste Schwester war schon einige Tage vorher dorthin deportiert worden.
Der Vater wurde zunächst einem Zwangsarbeitsbataillon zugeteilt, für das Bergwerk von Buna-Monowitz. Nur die weiblichen Familienmitglieder überlebten die verfolgungsbedingt erlittenen Qualen und Strapazen.
Erst nach dem Überleben erfuhr die Familie vom Schicksal des Vaters: "An einem sonnigen Herbstmorgen im Budapester Durchgangslager trafen sie überraschend auf eine junge Frau, die offenbar als Allerletzte mit dem Vater gesprochen hatte, am 6. Oktober 1944. Zu dem Zeitpunkt befanden sich Giselle und ihre Schwester schon auf dem Transport zum Arbeitslager nach Mittelsteine. Die Mutter war noch im C-Lager von Auschwitz-Birkenau. Die Frau, die mit Wolf Friedman einige Worte gewechselt hatte, sah ihn im sogenannten Zigeunerlager. Dessen sämtliche Insassen hatten die Nazis vergast, nun diente es als ´Transitcamp´, in dem andere Häftlingsgruppen bis zu ihrer Vernichtung ausharren mussten." Zusammen mit 200 anderen ungarischen inhaftierten Juden wurde der Vater in Auschwitz-Birkenau in der Gaskammer ausgerottet.

"Giselle und ihre Schwestern waren genau wie die Mutter unfähig, sich nach dieser Nachricht zu rühren. Keine sagte etwas, keine weinte. Inmitten der Flüchtlinge in dem überfüllten Budapester Durchgangslager fühlten sie sich einsam und verlassen wie nie zuvor."

Giselle Cycowicz hat für sich später ein Ritual gefunden, eines das sie ihren Patienten und Patientinnen empfiehlt: "(...) das, was sie belastet, in ein imaginäres Zimmer in ihrem Haus zu sperren... Wenn die Erinnerungen hochkommen, geht sie rein, schaut sie sich an... dann verlässt sie das Zimmer wieder, schließt die Tür, dreht den Schlüssel rum." Sie hat einen heilsamen Weg aus den ihr gewaltsam zuteilgewordenen, seelischen Verwundungen gefunden und reicht ihr Wissen mit einem großen Einfühlungsvermögen an andere weiter.

Familie Friedman emigrierte nach dem Krieg in die USA. Giselle Cycowicz, eine humanistisch und religiös gebildete Frau, gelang es trotz ihres verfolgungsbedingten Mangels an formaler Schulbildung während ihrer Jugendjahre, ihr Lesen und ihren Lerneifer aufrechtzuerhalten. In den USA musste sie eine Zeit lang etliche Gelegenheitsjobs annehmen, arbeitete als Putzfrau und in Fabriken. Ihr Ziel war es, die englische Sprache bestmöglich zu erlernen. Als sie die neue Sprache beherrschte, erlangte Cycowicz in New York eine Anstellung als Mechanikerin. Als sie sich genügend Berufserfahrung angeeignet hatte, ging sie für ein Jahr nach Israel und arbeitete bei der israelischen Elektrizitätsgesellschaft.

Zurück in den USA war sie couragiert und motiviert genug, um eine Highschool-Äquivalenzprüfung abzulegen, die sie mit der höchsten Punktzahl unter Immigranten und Immigrantinnen bestand. 1957 heiratete sie in New York Izchak Cycowicz, einen anerkannten israelischen Ingenieur, der das Team geleitet hatte, das die Uzi-Maschinenpistole entwickelt hatte. Das Ehepaar bekam drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn.

Im Alter von 44 Jahren verwirklichte sich Giselle Cycowicz ihren beruflichen Wunsch und studierte am Brooklyn College Psychologie. Sie erhielt einen Abschluss in Psychologie sowie einen Preis als beste Schülerin für Einwanderer.

Als ihr Ehemann Izchak Cycowicz 1991 verstarb, hatten die drei Kinder, zuhause zionistisch, humanistisch und religiös erzogen, längst ihre Aliyah gemacht und waren nach Israel eingewandert. 1992 folgte Giselle ihren drei Kindern und lebt seitdem in Israel.
Cycowicz spricht seit Jahren in Israel an Schulen zum Thema der Shoah und hat an vielen Bildungsreisen nach Polen mit Jugendgruppen aus aller Welt teilgenommen.

Am 6. September 2018 stellte die auf Osteuropa spezialisierte Auslandskorrespondentin des Deutschlandradio Berlin und Journalistin Sabine Adler ihr Buch über Giselle Cycowicz in der Kulturbrauerei in Berlin vor.
Bei der Buchpräsentation ist fühlbar, dass Giselle Cycowicz gewohnt ist, Menschen in ihren Gesten und in ihrer Mimik genau wahrzunehmen, emotional und intellektuell festzustellen, was um sie herum an Dynamik passiert. Denn als Trauma erfahrene Spezialistin, ist sie darauf trainiert, ihr Gegenüber zu beobachten, ihr Handeln einzuschätzen, Patientinnen und Patienten emotional zu stützen, zu halten, zu spiegeln, kleinschrittig zu begleiten und insbesondere zu schützen.
Sie wirkt aufmerksam, offen und abgrenzend zugleich: Eine Frau, die ihre Wahlheimat Israel, schätzt, liebt und engagiert verteidigt.

Die Therapeutin Giselle beschäftigt sich bis heute mit den antisemitischen Tiefen im Unbewussten der deutschen NS-Täterschaft und mit dem seelischen Erbe des Judenhasses auf die nachfolgenden Generationen – die Frage nach dem Warum treibt sie um. Sie fragt sich, "welchen Einfluss die Großeltern und Eltern auf ihre Enkel, die Generation der heute 50-Jährigen, hatten." Denn die elterliche oder großelterliche NS-Täterschaft lässt sich nicht wie Kreide von einer Tafel wegwischen. Wenn Schuld, Tatbeteiligung, Profit etc. abgestritten und unbearbeitet weggeschoben werden, wohnen sie im Unbewussten der Kinder und Enkel inne. Dann wird diese versäumte oder verweigerte Aufgabe an die Nachkommen delegiert, sich im Familien-Spiegel zu betrachten. Ein ambivalentes Unterfangen, aufoktroyierte Loyalitätskonflikte zu überwinden. Einige wenige Töchter und Söhne, Enkel und Enkelinnen von deutschen NS-Tätern und NS-Täterinnen haben es gewagt.

Die Reflektionen und Thesen des amerikanischen Historikers Raul Hilberg zur Verfasstheit der deutschen Psyche kann Cycowicz nachvollziehen: "Eine stark reglementierte Gesellschaft, in der die Freiheit ihrer Mitglieder permanent beschnitten, rationiert, kontrolliert oder verweigert wurde, eine solche Gesellschaft konnte die Symptome einer psychischen Störung entwickeln, die sich irgendwann in einem massiven Gewaltausbruch gegenüber ihren Nachbarn entlud."

Sabine Adler hält mit ihrem Buch eine Schatztruhe in ihren Händen. Darin finden Leser und Leserinnen beim Blättern Nachdenkliches, werden mit historischen, sozialpsychologischen und heutigen gesellschaftspolitischen Themen konfrontiert – einfach mit all dem, was die Überlebenden der Shoah und ihre Familien in Israel u.a. umtreibt.
Was und wie Adler im Buch darstellt, sagt etwas über sie aus, über den Blick einer deutschen Journalistin, in der DDR sozialisiert, die auf ein ihr fremdes Land, auf ihr fremde Menschen und auf eine ihr fremde Kultur und Religion draufschaut und daraus ihre Fragen entwickelt.

Zwei Innenwelten, die der Journalistin und die der Überlebenden der Shoah und heutigen Trauma-Therapeutin interagieren miteinander. Hat die Interaktion etwas an der Haltung bei der Journalistin aus Deutschland verändern können? Ob es eine Rückwirkung gibt, ist nicht herauslesbar, bleibt offen.

Der von Sabine Adler aus Interviews zusammengestellte Buch-Text wirkt wie der Versuch einer Annäherung, wenn auch eine mit einer spürbaren skeptischen Distanz seitens der Fragen stellenden Journalistin. Die unterirdische Grabkammer, die sich tief in die Seele der Überlebenden der Shoah und z. T. in ihren Kindern eingenistet hat, hat sie streckenweise berührt, aber nicht öffnen können.

In puncto der Second Generation verliert sich Sabine Adler in zu vorschnellen Verallgemeinerungen und aus ihrer Wortwahl und ihrer Art der Beschreibung wird spürbar, dass sie diese als größtenteils emotional beschädigt wahrnimmt. Vielleicht weil sie selbst keinen selbstverständlichen Zugang zu einem therapeutisch unterstützenden Setting hat? Hier fehlen der Rezensentin Reflektionen seitens der Journalistin zur nachträglichen Wirksamkeit der NS-TäterInnenschaft und der ZuschauerInnenschaft oder auch der finanziellen Profitgier (getarnt mit dem Begriff "Arisierung") auf die nachfolgende deutsche Nachkriegsgeneration, den Kindern und Enkeln.

Giselle Cycowicz sagt von sich mit wiederaufkeimender Hoffnung, sie sei mit den Jahren und in Israel jüdischer, glaubensstärker geworden. Ihre auch in jüdischen Philosophen- Rabbiner-und Gelehrten-Kreisen diskutierte Botschaft lautet, trotz der Naziverbrechen und trotz des Völkermords am jüdischen Volk, weiter an einen allmächtigen, gütigen G´tt zu glauben, nicht an ihm zu zweifeln. Ihre klare Botschaft ist, dass Juden und Jüdinnen, ihr Erbe, ihre jüdische Tradition, ihre religiöse Identität pflegen und an ihre Kinder und Kindeskinder weitergeben. Damit das Volk Israel weiterlebt, "Am Israel Chai".

AVIVA-Tipp: Die Leserinnen und Leser nehmen teil an Giselle Cycowicz persönlichen und beruflichen Werdegang. Das Porträt der Trauma-Therapeutin verdeutlicht, dass Erinnern bedeutet, auf die Familiengeschichte und auf die politische Zeitgeschichte zurückzublicken, um vorwärts gehen zu können. Sabine Adler beschreibt mit Cycowicz eine bemerkenswerte Frau und starke Persönlichkeit, die berührt und Spuren hinterlässt. Ihr Wunsch ist es, die Nachkommen beider Seiten zum Nachdenken zu ermutigen.

Zur Autorin: Sabine Adler, geboren 1963, langjährige Osteuropa-Korrespondentin des Deutschlandfunk Kultur, heute Chefreporterin des Deutschlandfunks. 2010 wurde sie als Politik-Journalistin des Jahres geehrt. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter "Russisches Roulette. Ein Land riskiert seine Zukunft" (2011) bei Aufbau. (Verlagsinfo)

Sabine Adler
Weiterleben ohne wenn und aber
Die Shoah-Überlebende Giselle Cycowicz

Broschur, 216 Seiten, mit 17 Abbildungen
Aufbau Verlag, 2018
978-3-351-03755-0
16,00 €
Mehr zum Buch unter: www.aufbau-verlag.de


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Quellen:
Gilbert, Martin: Endlösung. Die Vertreibung und Vernichtung der Juden. Ein Atlas. Reinbek bei Hamburg 1995. S. 11.


Literatur

Beitrag vom 24.09.2018

Nea Weissberg