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Beitrag vom 14.08.2012
Tina Fey - Bossypants
Susanne Schwarz
Das Allround-Talent des US-amerikanischen Comedy wagt sich zum ersten Mal an literarisches Schaffen heran – und beweist mit ihrem autobiographischen Werk erneut, dass sie sich für keinen Witz ...
... zu schade ist.
Den Erfolg ihrer Fernsehserie "30 Rock", für die sie selbst als Produzentin, Autorin und Hauptdarstellerin fungiert, schreibt sie größtenteils Hauptdarsteller Alec Baldwin zu. Dabei ist Tina Fey seit langem selbst eine Größe in der US-amerikanischen Film- und Fernsehwelt. Mit "Bossypants" veröffentlicht die Autorin, Produzentin und Schauspielerin ihr erstes Buch. Vom ersten Satz an muss frau sich abgewöhnen, die Komödiantin beim Wort zu nehmen – sie tut es selbst auch nicht. Die Veröffentlichung versucht auf sarkastische Weise, den Feminismus in die Alltagsliteratur zu bringen. Sie ist eine Sammlung aus autobiographischen Anekdoten, politischen Anspielungen und Witzen, verbunden mit Feys persönlichen Tipps, wie es sich für Frauen am besten in einer männlich dominierten Führungsetage aushalten lässt.
"Das Publikum will keine Szene zwischen zwei Frauen sehen"
Was das angeht, hat Tina Fey viel Erfahrung, als Frau in der Welt des TV-Business. "Bossypants" dokumentiert das Leben der Grande Dame des US-amerikanischen Comedy. Fey lernte nach ihrem Schauspielstudium bei der Theater-Gruppe "The Second City", die sie 1994 als Ensemble-Mitglied ergänzte. Später bewarb sie sich auf eine AutorInnen-Stelle bei der Spätabend-Comedy-Sendung "Saturday Night Life" und bekam diese. Eigene Projekte wie "30 Rock" folgten. In ihrem autobiographisch orientierten Buchdebut finden allerdings nicht nur Feys Karrierestufen, sondern auch ihr Privatleben mit Kindheit, Jugend, Heirat, erstem Kind und vierzigstem Geburtstag Platz. Doch all das bietet nur die Rahmenhandlung für Gedanken zur Rolle der Frau in der US-amerikanischen Gesellschaft – im Allgemeinen, sowie speziell im Showbusiness.
Situationen, in denen Fey deutlich bewusst wurde, dass ihre Geschlechtszugehörigkeit eine Rolle spielt, gab es etliche. So berichtet sie, wie ein Regisseur bei "The Second City" eine Szene mit weiblicher Besetzung kürzte - Begründung: "Das Publikum will keine Szene zwischen zwei Frauen sehen."
Fey prangert an, dass Frauen auf der Karriereleiter impliziert werde, Frauen müssten sich im Berufsleben als Konkurrentinnen gegenseitig bekämpfen:
"Wenn junge Frauen mich um Karrieretipps bitten, sage ich Ihnen Folgendes: Die Leute werden versuchen, euch über den Tisch zu ziehen. Euch das Gefühl geben, ihr wärt Konkurrentinnen. ´Deine Beförderung steht an. Wenn sie sich für eine Frau entscheiden, bist entweder du dran oder Barbara.´ Lasst euch nicht täuschen. Andere Frauen sind nicht eure Konkurrentinnen. Alle sind eure Konkurrenten."
"Feministinnen machen die besten Photoshop-Bearbeitungen"
Auch mit festgefahrenen weiblichen Schönheitsidealen rechnet Fey ab – in typisch scherzhafter Manier. So geht sie sarkastisch auf Vorschriften ein, die vor allem im Berufsleben grundlos für Frauen existieren, und parodiert die maroden Argumentationsstrategien dahinter: So empfiehlt sie, immer einen BH zu tragen ("Auch wenn ihr denkt, ihr braucht keinen, es ist einfach... wisst ihr was? Ihr werdet es nie bereuen."), und versteckt dahinter ein Plädoyer dafür, dass der weibliche Körper – wie der männliche – keiner ständiger Reglements und Figurrichtlinien bedarf.
Fey setzt sich auch mit der Darstellung ihrer Person in den Medien auseinander. Vor allem die Bearbeitung von Fotos bis hin zu einem völlig neuen Menschen kritisiert sie. Dennoch sieht sie Hoffnung: "Feministinnen machen die besten Photoshop-Bearbeitungen, weil sie einen nicht zum Magermodell verzerren. Sie verändern weder die Körpergröße, noch die Hautfarbe". Vielmehr würden sie Photoshop dazu einsetzen, "ein Foto so aussehen zu lassen, als wären Sie an Ihrem besten Tag im besten Licht aufgenommen worden."
Haben Männer Humor?
Wermutstropfen beim Lesen ist der reichlich reißerische Untertitel der deutschen Übersetzung: "Haben Männer Humor?". Es handelt sich um eine Anspielung auf den US-amerikanischen Autor Christopher Hitchens, wie Fey im Interview mit der FAZ bestätigte. Dieser versuchte in einem Artikel für das Magazin "Vanity Fair" nachzuweisen, dass Frauen eben nicht lustig wären. Leider wird im Buch nicht näher darauf eingegangen. Kein Wunder: Im englischen Original existiert überhaupt kein Untertitel.
AVIVA-Tipp: "Bossypants" ist ein sarkastischer Ausflug in die glitzernde Welt des US-amerikanischen Fernsehens aus der Sicht einer Frau, die in ihr zu bestehen gelernt hat. Tina Fey schreibt herrlich unaufgeregt über ihr Leben, nimmt dabei sich selbst und auch die LeserInnen nicht zu ernst. Sie hat eine Art literarischen Comedy produziert. Um alle Anspielungen zu verstehen, ist es allerdings sinnvoll, "30 Rock" zumindest ein wenig zu kennen. Dann ist das Buch aber ein nicht enden wollender Lachanfall, der bei der Lektüre unweigerlich passiert – wer das in der U-Bahn peinlich findet, sollte das Buch erst gar nicht mit hineinnehmen. Tina Feys Ansichten sind zwar keineswegs neu, aber dennoch erfrischend dargestellt. "Bossypants" richtet sich weniger an die bewusste Feministin auf der Suche nach neuem theoretischen Input. Die feministische Ausrichtung fließt ganz alltäglich ein und lässt das Buch immer noch mehr Feierabendlektüre als Kampfschrift sein. Vor allem damit kann "Bossypants" einen Beitrag zur Sache leisten: Feminismus ist eben nicht nur ein abstraktes AkademikerInnen-Gedankenspielchen, jede Frau findet einen Zugang dazu – über "Bossypants" garantiert.
Tina Fey
Bossypants. Haben Männer Humor?
Originaltitel: Bossypants
Ãœbersetzerinnen: Karolina Fell, Silke Jellinghaus
rowohlt POLARIS, erschienen Juni 2012
Taschenbuch, 288 Seiten
ISBN-13: 978-3862520305
13,95 Euro
"Bossypants" bei rowohlt POLARIS
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