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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 17.03.2008


Dr. Jochen Süss - Zecken
Silvy Pommerenke

Der anerkannte Experte auf den Spuren des Gemeinen Holzbocks mit Wissenswertem über FSME, Borreliose und den neuesten Behandlungsmethoden zu den Krankheiten, die durch die kleinen Blutsauger...




...übertragen werden können.

Die Zecke

Ein Ritz mit den Klauen in die Haut des Wirtes oder der Wirtin, dann wird der mit Widerhaken besetzte Stechapparat in das Gewebe eingeführt und Blut, Lymphe und eingeschmolzener Gewebebrei aufgesogen. So sieht die Mahlzeit einer Zecke aus, nachdem sie oft über Monate nichts gegessen hat und manchmal Stunden lang auf ihrem Opfer nach der geeigneten Futterstelle sucht. Dabei wird von dem Tier eine Art Klebstoff, der Zeckenzement, gebildet, damit es über Stunden oder sogar Tage fest mit der Wirtshaut verbunden bleibt. Bei diesem Saugakt wird auch Speichel der Zecke (oder auch Gemeiner Holzbock) in den Wirtskörper übertragen, und genau da liegt die Gefahr, dass der Wirt mit Borrelien, dem FSME-Virus oder anderem infiziert wird.

Die Lyme-Borreliose

Die LB ist die durch Zecken am häufigsten übertragene Krankheit auf der Nordhalbkugel der Erde. Das Bakterium kann sich im ganzen Körper ausbreiten, sämtliche Organe, Systeme, Gelenke und vieles mehr angreifen und die Erkrankung verläuft – wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde – primär chronisch, mit lebenslangen schweren Beeinträchtigungen des oder der Patientin.

Bei der Borreliose gilt das gleiche wie für andere Erkrankungen: Je früher die Behandlung einsetzt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nicht zu einer chronischen Qual auswächst. Der Autor weist aber auch auf die Schwierigkeiten hin, die mit der Diagnose "chronische Lyme-Borreliose" verbunden sind. Die oftmals nicht eindeutigen Symptome oder Merkmale, die auch auf andere Krankheitsbilder zutreffen können, machen die Krankheitsbestimmung und demzufolge auch die Therapie schwierig. Eine der gängigsten Behandlungsformen ist die Antibiose. Allerdings sollten die häufigen Behandlungen mit Antibiotika kritisch hinterfragt werden, weil sie bisweilen "keinen positiven Effekt auf das Krankheitsgeschehen haben" und die starken Nebenwirkungen die PatientInnen unnötig belasten.

Auch ist die Diagnose über den Nachweis von Antikörpern im Blut oder Liquor nicht wirklich aussagekräftig, da aufgrund dieser Ergebnisse nicht eindeutig das "Vorhandensein einer klinischen Manifestation" bewiesen werden kann. Das heißt außerdem, dass ein Therapieerfolg oder –misserfolg nach einer Antibiose nicht über ein erneutes Blutbild festgestellt werden kann, sondern nur über das subjektive Empfinden der PatientIn.

FSME

Das Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis wird ebenfalls von Zecken übertragen und die Erkrankung wird oftmals mit einer Sommergrippe verwechselt. Die Unglücklichen, die nicht rechtzeitig behandelt werden, müssen mit einer Hirnhautentzündung rechnen, weil sich das Virus innerhalb weniger Wochen im Zentralen Nervensystem ausbreitet. Knapp die Hälfte aller FSME-PatientInnen müssen mit stellenweise schweren Folgeerscheinungen rechnen. Was es für die Borreliose noch nicht gibt, ist für die FSME bereits Realität geworden: ein Impfstoff, der über die Dauer von drei bis fünf Jahren einen wirksamen Schutz vor einer Infektion bietet. Die rasante Zunahme von Erkrankungen durch Infektionen über Zecken in den letzten Jahren liegt an der klimatischen Veränderung. Ein Grund mehr, sich der weiteren Erforschung dieser kleinen Gesundheitsschädlinge anzunehmen.

Zum Autor: Priv.-Doz. Dr. rer. nat. habil. Jochen Süss ist Direktor und Professor am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena und Leiter des Nationalen Referenzlabors für durch Zecken übertragene Krankheiten. Seine Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Mikrobiologie und Virologie sind preisgekrönt. Er veröffentlicht eine Fülle an Fachbeiträgen und Büchern, hält Vorträge und leitet internationale Kongresse zu seinen Spezialgebieten. (Quelle: Verlagsinformationen)

Weiterlesen: "Borreliose. Zeckeninfektion mit Tarnkappe" von Ute Fischer und "Borreliose. Zeckenbiß und dann?" von Teresa M. Taddonio

AVIVA-Tipp: Der vielversprechende Titel "Was man über FSME und Borreliose wissen muss" und sein Untertitel "neueste Behandlungsmethoden" wird leider nur stellenweise vom Buch gehalten. Dr. Jochen Süss bringt zwar seine umfangreiche Kenntnis über Zecken, deren Verhaltensweisen und einen Abriss über mögliche Erkrankungen zum Ausdruck, allerdings belegt er auch, dass das Wissen über Borreliose und FSME noch in den Kinderschuhen steckt und ÄrztInnen und ForscherInnen weiterhin viel zu tun haben werden, um den Blutsaugern das Handwerk zu legen.

Dr. Jochen Süss
Zecken - Was man über FSME und Borreliose wissen muss

Irisiana / Heinrich Hugedubel Verlag, Februar 2008
Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe
Broschiert, 160 Seiten
ISBN: 3720550451
14,95 Euro


Literatur

Beitrag vom 17.03.2008

Silvy Pommerenke