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Beitrag vom 11.11.2010
Live aus Peepli - Irgendwo in Indien
Britta Leudolph
Die indische Regisseurin Anusha Rizvi schafft mit ihrem Kinodebut ein Kunststück: mit einer Komödie zeigt sie das ganze Elend der indischen BäuerInnen, die der Korruption und Skrupellosigkeit...
... ihrer politischen VertreterInnen nichts entgegen zu setzen haben.
Natha braucht nicht viel zu seinem Glück: Am liebsten würde er den ganzen Tag mit seinem Bruder Budhia unter dem Baum sitzen und kiffen. In seinem Dorf Peepli im indischen Mukhya Pradesh sind die kleinen Bauern alle verarmt, sie schaffen es kaum, ihre Familien zu ernähren. Auch Natha versucht mithilfe seines Bruders und seiner Frau über die Runden zu kommen, aber allzu oft investieren die Brüder ihr mageres Einkommen in Drinks und Joints.
Auf die Dauer kann das nicht gut gehen und es kommt, wie es kommen muss: Natha wird sein Land an die Gläubiger verlieren.
In ihrer Verzweiflung wenden sich Natha und Budhia an die örtlichen politischen Vertreter, die zum einen nur Hohn und Spott für sie übrig haben, sie zum anderen aber auf eine makabre Lösung aufmerksam machen: Ein Regierungsprogramm bietet finanzielle Hilfe für Bauernfamilien, deren Hauptverdiener Selbstmord begangen hat. Budhia redet, ein wenig hinterlistig, auf seinen Bruder ein: Er soll sich umbringen, damit die Familie überlebt. Nach einigem Hin-und Her entschließt sich Natha einzuwilligen, nicht ahnend, welchen Stein er ins Rollen bringt.
Es dauert nicht lang und lokale Medien, allen voran der erste große Fernsehsender werden auf Natha und auf die Story aufmerksam. Die erste Homestory über Natha und seinen angekündigten Suizid erscheint. Nach und nach wird Nathas Haus von Übertragungswagen umzingelt, gierig warten die Medienleute auf jede noch so unbedeutende Regung Nathas und natürlich auf seinen Selbstmord. Für Natha, der ebenso arglos wie ungebildet ist, beginnt ein Spießrutenlauf ohnegleichen.
Zur Regisseurin und Drehbuchautorin: Anusha Rizvi , geboren 1978 in Delhi, studierte Geschichte an der Universität in Delhi und arbeitete vorher als Journalistin. "Live aus Peepli" ist ihr erster Film. Der Film hat bereits den "Best First Film Award" auf dem Durban Film Festival gewonnen.
AVIVA-Tipp: "Live aus Peepli. Irgendwo in Indien" ist ein ebenso lustiger, wie trauriger Film, denn die Geschichte ist nicht aus der Luft gegriffen: Die indischen Behörden zählten in den letzten 10 Jahren circa 200.000 Bauernselbstmorde. Die Regisseurin Anusha Rizvi zeigt in ihrem Film fernab von Bollywood das ganze Elend der unteren ausgebeuteten verarmten Kasten, die gegenüber korrupten PolitikerInnen ebenso machtlos sind wie gegenüber zynischen MedienvertreterInnen, die sich nicht zu schade sind, aus dem Elend der Leute Quote zu machen. Zu Recht ist dieser Film für den Oscar nominiert.
Live aus Peepli. Irgendwo in Indien
Regie und Drehbuch: Anusha Rizvi
Produzent: Aamir Khan
DarstellerInnen: Omkar Das Manikpuri, Malaika Shenoy, Raghubir Yadav, Shalini Vatsa u.a.
Musik: Mathias Duplessy
Verleih: UTV Motion Pictures
Lauflänge: 104 Minuten
Kinostart: 11.11.2010
www.peeplilivethefilm.com