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Beitrag vom 11.02.2010
Mein Herz sieht die Welt schwarz - Eine Liebe in Kabul
Britta Leudolph
Helga Reidemeister zeigt in ihrer Dokumentation den Kampf zweier Liebenden um ihr persönliches Glück. Dabei scheint ihre Lage hoffnungslos, in Afghanistan entscheidet allein der Vater, an wen die...
... Tochter zur Heirat verkauft wird.
Shaima und Hossein wachsen als Kinder in Afghanistan auf. In ihrer Jugend verlieren sich ihre Wege in den Kriegswirren, doch in den 1990er Jahren finden sie sich in Kabul wieder. Sie lieben sich.
Shaima kann es kaum fassen, als sich Hossein entscheidet, für die Taliban in den Kampf zu ziehen, um der bitteren Armut zu entfliehen. Hossein wird im Krieg schwer durch Granatsplitter verletzt und kehrt querschnittsgelähmt zurück. Shaima wünscht sich nichts mehr, als mit Hossein zusammenzuleben, doch ihre Familie hat andere Pläne für sie: sie wird als vierte Ehefrau an einen 40 Jahre älteren Mann verkauft und bekommt bald darauf ihr erstes Kind. Nach afghanischer Tradition wäre dies das Ende des Traums der Liebenden auf eine gemeinsame Zukunft. Afghanische Frauen haben nicht das Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen und müssen sich den patriarchalen Strukturen der Gesellschaft bedingungslos unterordnen. Doch Shaimas Ehemann bleibt ihrem Vater die Hälfte des Brautgeldes schuldig und dieser holt seine Tochter zurück in seine Familie.
Shaima und Hossein treffen sich nun so häufig wie möglich und halten gegen alle Widerstände an ihrer Liebe fest. Ihr Umfeld zeigt wenig Verständnis, zudem ist nach den strengen mittelalterlichen Stammesgesetzen die Rache der männlichen Familienmitglieder zu fürchten. Die Liebe und das unbedingte Festhalten an ihr stellt in einer Gesellschaft wie der afghanischen einen Tabubruch dar, der mitunter tödlich enden kann.
Helga Reidemeister schafft ein sensibles Portrait zweier Menschen, die in einer zerrütteten, verarmten und traumatisierten Gesellschaft die Hoffnung nicht verlieren möchten. Auch wenn sich die Regisseurin auf ihre ProtagonistInnen konzentriert, zeigt "Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul" viel mehr. In einer Gesellschaft, die sich seit nunmehr 30 Jahren fast ununterbrochen im Kriegszustand befindet, ist für Liebe oder individuelle Träume wenig Platz. Wenn die Familie die einzige soziale Institution ist und sich alles auf deren Erhalt konzentriert, ist die Hoffnung auf ein Stück persönliches Glück meist vergeblich.
In Berlin startet der Film am 11. Februar 2010 in fünf Kinos:
FSK
Sputnik
Acud
Blow up
Krokodil
Zur Regisseurin: Helga Reidemeister wurde 1940 in Halle an der Saale geboren. Sie legte 1959 ihr Abitur in Köln ab. Von 1961 bis 1965 studierte sie freie Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1968 bis1973 leistete sie Sozialarbeit im Märkischen Viertel in Berlin. Von 1973 bis 1978 studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Seit 1971 dreht sie Dokumentarfilme.
AVIVA-Tipp: "Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul" ist eine wunderbar warmherzige Dokumentation über die Kraft der Liebe. Ein Blick in die Augen von Shaima und Hossein genügt, um zu verstehen, warum sie so sehr aneinander festhalten. Auch wenn der Krieg den Menschen fast alles nimmt, so bleibt doch noch die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft.
Mein Herz sieht die Welt schwarz – Eine Liebe in Kabul
Deutschland 2009, 87 Minuten
Sprache: Dari und Pashtu mit deutschen Untertiteln
Buch und Regie: Helga Reidemeister
Kamera: Lars Barthel
Ton: Nic Nagel
Produktionsleitung: Elke Benz
Produktion: Zoran Solomun, Helga Reidemeister
Basis Film-Verleih Berlin
Kinostart:11.02.2010
Weitere Infos unter: www.basisfilm.de