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AVIVA-BERLIN.de im März 2024 - Beitrag vom 22.07.2019


Es gilt das gesprochene Wort. Kinostart 1. August 2019
Saskia Balser

Regisseur Ilker Çatak erzählt die ungewöhnliche Liebesgeschichte von der deutschen Pilotin Marion und dem türkischen Loverboy Baran, die die Grenzen ihrer zunächst als Scheinehe geplanten Beziehung überwinden und dabei kulturelle und gesellschaftliche Konventionen auflösen.




Kapitel 1: Präteritum – "Ich war"

Am Strand von Marmaris, einer Stadt an der türkischen Riviera, leuchten jede Nacht die Neonschilder von unzähligen Bars und Diskotheken, in denen Tourist*innen ihren Urlaub feiern, Cocktails trinken und mit jungen Animateur*innen flirten. Es ist der Begegnungsort von Marion, einer selbstbestimmten und unnahbaren Pilotin aus Deutschland und Baran, einem mittellosen jungen Mann, der verzweifelt versucht, sich ein besseres Leben außerhalb der Türkei aufzubauen. Dafür braucht er vor allem eins: einen Pass.
Marion, die kurz zuvor die Diagnose "Brustkrebs" bekommen hat und mit ihrer Langzeit-Affäre im Urlaub nur streitet, lässt sich auf das unglaubliche Wagnis ein und nimmt Baran mit nach Deutschland, heiratet ihn und will ihm so zu einer sicheren Zukunft verhelfen.

Kapitel 2: Präsens – "Du bist"

In Deutschland angekommen, wird Baran sowohl mit kulturellen Eigenheiten als auch mit der kühlen Art von Marion konfrontiert. Er bemüht sich darum, Deutsch zu lernen und sich in seinem neuen Zuhause und besonders in Marions Leben zurechtzufinden. Sie hat dagegen zunächst kein Interesse an ihrem Mann, dem sie das Eheversprechen aus scheinbar selbstlosen Gründen gegeben hat.

Kapitel 3: Futur 1 – "Wir werden sein"

Entgegen aller Erwartungen finden Marion und Baran einen Weg zueinander, sprechen in drei Sprachen – Deutsch, Englisch und Türkisch – miteinander, um sich irgendwie zu verstehen und geben einander neue Perspektiven. Aus anfänglicher Fremdheit wird langsam Vertrautheit und nicht nur Barans, sondern auch Marions Leben ändert sich durch die überraschende Begegnung der beiden vollkommen, sodass sie schon bald vor gemeinsamen Herausforderungen stehen.

Was eine klassische Geschichte des "Bezness" – das Liebesversprechen gegen die Aussicht auf eine Heirat nach Europa – hätte werden können, ist dank Regisseur Ilker Çataks Vorgehen, mit stereotypen Erwartungen und Klischees zu brechen, eine kluge und unerwartete Liebesgeschichte geworden. Inspiriert wurde der Studenten-Oscar-Preisträger durch seine eigenen Sommerurlaube, die er bis zum 18. Lebensjahr an eben jenem Ferienort verbrachte, wo seine Großeltern eine Pension führten.

Wie die Ideen für seine Protagonist*innen entstanden sind, beschreibt er folgendermaßen: "Nicht selten hatten wir Angestellte und Gäste, die sich in ähnlichen Konstellationen einfanden wie Baran und Marion: Einerseits junge Männer aus Anatolien, die im Streben nach Wohlstand und Reichtum keine Moral kennen und alles in Kauf nehmen, um ihren Traum von Europa wahr werden zu lassen. Andererseits Frauen auf der Suche nach einer anderen Wirklichkeit – nach Sinnlichkeit und Liebe. Das Schicksal solcher Paare fasziniert mich seit jeher."

Çatak hat diese Inspiration weitergedacht und zeitgenössisch interpretiert: "Als ich vor einigen Jahren begann, einen Plot zu einem solchen Paar zu skizzieren, war recht schnell klar, dass es wichtig ist, dem klischeehaften Bild dieser Konstellationen entgegenzusteuern."

AVIVA-Tipp: Mit seinem ungleichen Paar und der authentisch abgebildeten Mehrsprachigkeit, die zugleich Herausforderung und Chance für Marion und Baran darstellt, gelingt Çatak mit "Es gilt das gesprochene Wort" die Darstellung einer unverhofften Liebesbeziehung fernab vom Kitsch.

Zum Regisseur: 1984 in Berlin geboren, zieht der Sohn türkischer Einwanderer mit zwölf Jahren nach Istanbul, wo er sein Abitur an der dortigen Deutschen Schule absolviert. Danach kehrt Ilker Çatak nach Deutschland zurück und arbeitet vier Jahre lang für deutsche und internationale Kinoproduktionen.
Ab 2005 sorgt der junge Filmemacher bereits mit seinen ersten eigenen Kurzfilmarbeiten wie "Als Namibia eine Stadt war" (2010) für Aufmerksamkeit, bevor er 2009 seinen Bachelor in Film- und Fernsehregie macht. Anschließend absolviert er den Master im Fach Regie an der Hamburg Media School. In dieser Zeit entstehen u.a. die Kurzfilme "Alte Schule" (2013) und "Wo wir sind". Mit Letzterem gewinnt Ilker Çatak 2014 den Kurzfilmwettbewerb des Max- Ophüls-Festivals und erhält eine Nominierung für den Student Academy Award. Ein Jahr später überzeugt er die Jurys mit seinem Abschlussfilm "Sadakat" (2014). Ilker Çatak wird nicht nur mit dem Max-Ophüls-Preis und dem First Steps Award für den Besten Kurzfilm ausgezeichnet – er erhält den Studenten-Oscar® in Gold für den Besten Ausländischen Kurzfilm.
2017 entsteht mit "Es war einmal Indianerland" Çataks erster Spielfilm, die Verfilmung des preisgekrönten Jugendromans von Nils Mohl. "Es gilt das gesprochene Wort" ist der zweite Kinofilm des Filmemachers.

In den Hauptrollen sind Anne Ratte-Polle (DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER) und Çataks Entdeckung Oğulcan Arman Uslu zu sehen. Mit ihnen spielen Godehard Giese (TRANSIT), Özgür Karadeniz ("Dogs of Berlin"), Jörg Schüttauf (DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER), Sebastian Urzendowsky ("Babylon Berlin") und Johanna Polley ("Bad Banks") vor der Kamera von Florian Mag.

Zu den Hauptdarsteller*innen:
Die deutsche Schauspielerin Anne Ratte-Polle, 1974 in Niedersachsen geboren, beginnt ihre künstlerische Laufbahn mit einem Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock, wo sie 1999 beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudenten mit dem Solo-Darstellerpreis ausgezeichnet wird. 2002 geht sie zunächst ans Schauspiel Hannover, seit 2005 lebt und arbeitet sie dauerhaft in Berlin, u.a. am Deutschen Theater, Maxim-Gorki-Theater und an der Volksbühne Berlin. Parallel zu ihrer Theaterkarriere ist die Schauspielerin auch im Kino und im Fernsehen erfolgreich. Für ihre Darstellung in dem Fernsehkrimi "Doppelter Einsatz: Einer stirbt immer" von Christian von Castelberg erhält sie eine Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis als Beste Nebendarstellerin. Seit 2017 gehört Anne Ratte-Polle in der international erfolgreichen deutschen Netflix- Produktion "Dark" von Baran bo Odar und Jantje Friese zum Stamm-Ensemble.
Zu ihren aktuellen Projekten zählt das Drama "Der Geburtstag" von Carlos A. Morelli, das im Januar 2019 im offiziellen Programm des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis präsentiert wurde. Auf der Bühne wird Anne Ratte-Polle 2019 in Constanza Marcras "Der Palast" an der Volksbühne Berlin und bei Herbert Fritzsch´s "Murmel, Murmel" in Bochum von Publikum wie Presse gefeiert. Darüber hinaus spielt sie am Berliner Ensemble in "Nichts Von Mir" und den Münchener Kammerspielen in "Jedem das Seine". Oğulcan Arman Uslu, der Baran spielt, wurde 1992 in Istanbul geboren. Er studiert an der Universität Ankara in der dortigen Theaterabteilung, wo er auch seinen Abschluss absolviert. Im Anschluss folgt ein Engagement am Staatstheater Ankara für ein Jahr. Danach und bis zum heutigen Tag spielt er am Nilüfer Stadt Theater in Bursa. "Es gilt das gesprochene Wort" ist seine erste Kino-Hauptrolle.
(Quelle: Presseheft "Es gilt das gesprochene Wort", X-Verleih)

Es gilt das gesprochene Wort
Deutschland 2019
Regie: Ilker Çatak
Produzent: Ingo Fliess
Drehbuch: Nils Mohl, Ilker Çatak
Hauptdarsteller*innen: Anne Ratte-Polle, Oğulcan Arman Uslu, Godehard Giese, Jörg Schüttauf, Özgür Karadeniz, Sebastian Urzendowsky und Johanna Polley
Verleih: X-Verleih
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 01. August 2019

Der Trailer ist online unter: www.youtube.com

Mehr zum Film unter: www.x-verleih.de






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Beitrag vom 22.07.2019

AVIVA-Redaktion