BANKLADY - Die wahre Geschichte der Gisela Werler. Ab 11. September 2014 auf DVD - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kultur DVDs



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.09.2014


BANKLADY - Die wahre Geschichte der Gisela Werler. Ab 11. September 2014 auf DVD
Helga Egetenmeier

Eine Frau überfällt mit einer Pistole in der Hand eine Bank. Im alarmierten Polizeirevier schütteln alle ungläubig den Kopf: eine Frau, das kann nicht sein. Und doch entwickelt sich 1965 daraus...




...eine Hamburger Bonny & Clyde-Geschichte, die Hauptdarstellerin Nadeshda Brennicke und Regisseur Christian Alvart mit dem dokumentarischen Spielfilm "Banklady" auf die Leinwand bringen.

... das kann nicht sein. Und doch entwickelt sich 1965 daraus eine Hamburger Bonny & Clyde-Geschichte, die Hauptdarstellerin Nadeshda Brennicke und Regisseur Christian Alvart mit dem dokumentarischen Spielfilm "Banklady" auf die Leinwand bringen.

Der Rock´n´Roll der Gisela Werler

In der Zeit, als die Beatles und die Rolling Stones in Hamburg spielen, arbeitet Gisela Werler an lärmenden Maschinen in einer Tapetenfabrik. Wie ein stimmungsvolles Gemälde mischt der Film Banklady die Töne der Maschinen mit den Farbtöpfen und den schweißglänzenden Gesichtern der ArbeiterInnen. Fasziniert beobachtet die stille Gisela heimlich ihre rauchende Chefin mit dem engen Kleid und dem roten Lippenstift. Die farblose Dreißigjährige dagegen gibt zuhause brav ihren Lohn ab, erträgt die depressiven Aggressionen ihres kriegsinvaliden Vaters und lässt sich von ihren Eltern vorwerfen, dass sie immer noch nicht verheiratet ist.
Als sie durch ihren Verehrer Uwe dessen Freund Peter kennenlernt, entfacht dies einen stetig wachsenden Funken Hoffnung auf ein leidenschaftlicheres Leben in ihr. Gekonnt spielt Nadeshda Brennicke den Wechsel der Gisela Werler von der unscheinbaren Arbeiterin zur zielstrebigen Frau, die immer mutiger um ihr persönliches Glück kämpft.

Würden Sie bitte das Geld einpacken?

Zufällig entdeckt Gisela, dass Peter und Uwe zusammen Banken überfallen und besteht die Aufnahmeprüfung in die Bande. Mit freundlicher Zielstrebigkeit verlangt die fortan als Vamp verkleidete Gisela mit gezückter Pistole das Geld von den in Schach gehaltenen Bankangestellten. In den Medien wird die Frau mit dem Colt zur Banklady stilisiert und gefällt sich damit zunehmend selbst in den Schlagzeilen der Tageszeitungen. Doch ihre ganzen Hoffnungen gehören ihrer Liebe zu Peter, dem Lebemann, der sie magisch anzieht, obwohl er sie auf Distanz hält und der selbst vor seinem offiziellen Leben flüchtet. Beide wollen mit dem geraubten Geld ihre Sehnsucht nach einem besseren Leben umsetzen.
Das harmonische Zusammenspiel von Charly Hübner (Peter) und Andreas Schmidt (Uwe) verbindet diese gegensätzlichen Charaktere in einer tragisch-humorvollen Männerfreundschaft, die sich der Loyalität von Gisela (Nadeshda Brennicke) sicher sind. Doch der ehrgeizige Kommissar Fichte (Ken Duken) kommt ihnen langsam durch die Einführung moderner Überwachungstechniken näher. Gisela wagt sich dennoch in sein Büro im Polizeirevier und entdeckt, in welchen Banken bereits neue Sicherheitssysteme eingesetzt sind. Sie plant daraufhin den letzten großen Überfall.

Freiheiten

Dem Film sieht die Zuschauerin an, dass Regisseur Christian Alvart eine Nähe zur US-Serie Mad Man angestrebt hat: die laszive glatte Körperführung, die kräftig-weichen Farbtöne und eine ruhige Kamera führen uns in die oberflächlich brave Zeit des Wirtschaftswunders. Die Risse in dessen Versprechungen muss Gisela Werler schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, denn zwischen ihrem tatsächlichen Leben und ihrem Wunsch nach Glück steht das fehlende Geld, das sie trotz ihrer Vollzeitarbeit nie zusammen sparen wird. Ihren Traum von Capri, den sie mit Peter teilt, kommt sie nur durch das Geld der Banküberfälle näher. Doch Gisela hat noch weitere Träume von Freiheiten, die bereits durch die Anklänge der sexuellen Revolution, die Markteinführung der Antibabypille (1961) und der sich nähernden neuen Frauenbewegung in der Luft liegen. Sie will die gleiche leidenschaftliche Liebe von Peter, der tatsächlich Hermann Wittorf heißt, erwidert bekommen, die sie für ihn empfindet. Sie hat sich lange genug dem Druck ihrer Eltern verweigert, nun will sie auf keinen Fall in einer Vernunftehe landen. Hier gibt es im Film, wie auch im richtigen Leben, ein Happy End: Gisela und Hermann heirateten noch im Gefängnis und bleiben ihr restliches Leben zusammen.

AVIVA-Tipp: Ein farbenfreudiger Film mit sympathischen SchauspielerInnen, VW-Käfern und einer echten Kriminalgeschichte, bei der Romantik noch zu Emanzipation und effizienter Polizeiarbeit passt. Wer diesen Krimi im Kino verpasst, sollte ihn sich gemütlich zuhause vor dem großen Fernseher gönnen, wenn er als DVD erscheint.

Zur Hauptdarstellerin: Nadeshda Brennicke, der Darstellerin der Gisela Werler, ist als Initiatorin der Film BANKLADY zu verdanken. Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin ist sie auch als Sängerin und Musikerin aktiv. Geboren 1973 in Freiburg, besuchte sie in München die Zinner Schauspielschule und gab ihr Kinodebüt in ihrem Abschlussjahr 1991 mit Manta - Der Film. Mit dem Regisseur von BANKLADY, Christian Alvart, arbeitete sie bereits in mehreren anderen Filme, wie 8 Uhr 28 und Antikörper, zusammen.

Nadeshda Brennicke im Netz: www.nadeshdabrennicke.com

BANKLADY
Deutschland, 2014
Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Christoph Silber und Kai Hafemeister
DarstellerInnen: Nadeshda Brennicke, Charly Hübner, Ken Duken, Andreas Schmidt, Heinz Hoenig, Henny Reents u.a.
DVD im Verleih ab 11.09.14
DVD im Handel und als VoD ab 11.09.14
Ca. 113 Minuten
FSK 12
Extras
Making of, Interviews, Trailer, Wendecover
Technische Angaben
Bild: 2,40:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch (5.1 DD), Hörfilmfassung für Sehbehinderte (Stereo DD)
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Bst.-Nr. 504212, EAN 4006680065885
Verleih: STUDIOCANAL
Die Filmwebsite zu Banklady
www.banklady.de



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Beitrag vom 12.09.2014

Helga Egetenmeier