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Beitrag vom 12.10.2006
Der Teufel trägt Prada
Jana Muschick
Ein Bildermeer aus Handtaschen und High Heels in dem die Handlung schon mehr als nebensächlich ist. Glitzer- und glamourös.
Andy Sachs (Anne Hathaway) ist jung, hübsch und gerade fertig mit dem College. Natürlich will sie einen Job und den am liebsten bei einer großen Zeitung. Warum sie sich für das Runaway Magazine bewirbt, muss wohl offen bleiben, denn eigentlich will sie eine "richtige" Journalistin werden. Die Schüchterne landet in der Chefetage des Runaway. Dort wird sie von der obersten Magazinchefin Miranda Priestley (eine fantastische Meryl Streep) empfangen und kritisch gemustert. In derart "billigem" Pullover und Oma-Schuhen tritt ihr normalerweise keine gegenüber. Das "pradaische Stresswunder" Priestley will die Bewerberin schon nach Kurzem abblitzen lassen - da kontert Andy tough und bekommt den Job.
In den darauffolgenden Wochen verwandelt sich die einst unscheinbare Andy total. Im Job hat sie "großes" zu bewältigen: hübsch aussehen, Telefonate absagen und der Chefin den Kaffee heiß bringen - diesen "Herausforderungen" stellt sie sich tapfer! Leider bemerkt Mrs Sachs zu spät, wie sie sich immer weiter von ihren FreundInnen und auch von sich selbst entfernt. Ihrem Freund Nate (Adrian Grenier) ist die neue Andy schnell unheimlich und die Beziehung geht in die Brüche. Erst jetzt kommt die junge Businessfrau, die einst ein graues aber viel sympathischeres Mäuschen war, ins Grübeln.
"Der Teufel trägt Prada" wartet mit einem großen Angebot an kurzen und langen Röcken, hochhackigen Schuhen, Tops, Blusen und anderen Oberteilen, Handtaschen und allen nötigen Accessoires auf, die frau sich wünschen kann. Ein Paradies von teurem Fummel eröffnet sich dem Auge der ZuschauerIn, die schon ein ums andere mal neidisch auf den Körper der jungen Dame blickt, welche die teuren Stoffe auf ihrer Haut spüren darf.
Ob das Ende des Filmes, das hier natürlich nicht verraten wird, so gelungen ist, darüber lässt sich mehr als streiten. Wenn Frauen Karriere machen, wird ihnen immer wieder vorgeworfen, dass sie ihre Familie, ihre FreundInnen, ja, eigentlich die ganze Welt, die sich vorher überhaupt nicht für sie interessiert hat, im Stich lassen. Warum gibt es so selten Filme, in denen Frauen erfolgreich Karriere machen, sich verändern dürfen und auch von den sonst so dicken FreundInnen als neue, weiterentwickelte Menschen geliebt und respektiert werden? Müssen Frauen immer wieder in ihr altes Leben und zu ihrem alten Ich zurück kehren, um beliebt zu sein und anerkannt zu werden? Der Film scheint dazu zu raten...
Der Film arbeitet stark mit Wiederholungen, um den Alltag darzustellen, der sich über kurz oder lang auch in einer Welt von Mode und Style einstellen wird. Jeden Morgen Kaffee, jeden Morgen der respektlose Wurf von Jacke und Tasche auf Andys Schreibtisch und immer nur Klamotten, Klamotten und nochmals Klamotten. Es gibt bestimmt einige unter uns, die sich schon mit dem Anziehen der teuren "Fetzen" ein Leben lang beglücken könnten - nicht aber Andy. Sie bemerkt sehr schnell, dass die Welt des Runaway nicht nur Glanz und Glamour sondern auch Freizeitlosigkeit, Stress und viel Arbeit für eine harte Karriere bedeuten.
Anne Hathaway entwickelt sich einmal mehr vom eigentlich gar nicht so hässlichen Entlein zur strahlenden Modequeen. Schon in Plötzlich Prinzsessin 1 und 2 beschritt sie diesen einseitigen Entwicklungsweg. Natürlich spielte Hathaway auch in Filmen wie "Broke Back Mountain" oder bald "Jane Austen" mit. Doch die 23-jährige Filmprinzessin wird mit Vorliebe als Meisterin der Verwandlung benutzt. Ob sie sich damit auch in Zukunft als Schauspielerin etablieren kann, bleibt nur zu hoffen.
AVIVA-Tipp: "Der Teufel trägt Prada" ist ein Modespektakel der Extra-Klasse. Wenn ein Film einen Oscar für die beste Ausstattung bekommen sollte, dann dieser.
Trotzdem bleibt er allein wegen der pradaischen Mode sehenswert - Tiefgründigkeit oder eine besondere emotionale Tragweite kann frau diesem Film nicht abgewinnen. Allerdings werden Sie beim Anblick von Pumps und schicken Dresses ins Schmelzen geraten. Farbgewaltig, modisch und witzig gemacht.
Der Teufel trägt Prada
Originaltitel: The devil wears Prada
Regie: David Frankel
Hauptdarstellerinnen: Anne Hathaway, Meryl Streep
Weitere DarstellerInnen: Stanley Tucci, Simon Baker, Emily Blunt, Adrian Grenier
110 Minuten, 12.10.2006
USA 2005
FSK: keine
www.prada-film.de