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Beitrag vom 16.06.2004
Lou Simards GONE WEST
AVIVA-Redaktion
Originelle One-Woman-Show. Transmediale Amerika-Utopien für bushgeplagte ZeitgenossInnen am 19. Juni, 20 Uhr, im Podewil. AVIVA-Berlin verlost 3x2 Freikarten.
Die kanadische Multiartistin und Sängerin Lou Simard galoppiert wieder durch die deutschen Lande, hoch zu Ross als Western-Heroine "Calamity Jane", auf dem sagenhaften Musikpferd Bitch on wheels, einem atemberaubenden Eigenbau aus gekipptem Konzertflügel, Ventilator und integrierter Fahrrad-Drehorgel.
GONE WEST ist eine heitere und zugleich sehr tiefgründige 70 minütige transatlantische Crossmedia-Musiktheater-Koproduktion. Sie basiert auf einem unverbürgten historischen Text aus dem einst wilden Westen und ist die erste Solo-Show der Musikerin und Bühnenakteurin Lou Simard aus Montréal (Kanada).
Die Sängerin verkörpert im Stück, das von einem utopischen Amerika handelt, drei Personen: sich selbst, ihre indianische Urgroßmutter und jene legendäre Western-Heldin. Mit viel Musik, Text, Geräusch und Stummfilm sucht Lou Simards musikalisch-theatralisches Panoptikum auf unkonventionelle Weise nach Identität und persönlicher Freiheit.
Die hintergründige Hommage an die nordamerikanische Kunst verarbeitet Briefe der Calamity Jane Cannary, bezieht sich auf Conlon Nancarrow, John Cage, Elvis, Fats Waller, Charles Ives, Steve Reich, auf Charles Chaplin, den Blues und indianische Musik. Die unprätentiöse Inszenierung wartet auf mit wunderbaren Gesängen, Hörspielen und Klanglandschaften, Live-Geräuschemacherei zu Stummfilmen, Steppdance, Schattenspiel und nie da gewesenem Phantasie-Instrumentarium.
Das indianische Thema, finsteres Eingangskapitel der Historie der USA, ist im Stück ständig präsent, zumal die Künstlerin mehrfach eine Metamorphose zwischen den Frauengestalten durchläuft: die historische Calamity Jane gab vor, von Buffalo Bill Cody für seine berühmte Wild West Show mit einer waghalsigen Reit-und-Schieß-Nummer engagiert worden zu sein. Calamitys Hollywood-Stilisierung zur Nationalheldin durch Doris Day bezeugt übrigens den mächtigen kollektiven Verdrängungsmechanismus: seit Codys Tagen versucht Amerika, den selbstempfundenen Mangel an vorzeigbarer Geschichte in unstillbarer Sucht nach Geschichten, Stories und Showbuizz zu kompensieren.
Jane Cannarys schillernder Lebensweg führte von Pony-Express-Kutscherin, Schienenlegerin, Zockerin und Scout über die Erfahrungsfelder Ersatzmutter, Rabenmutter, Fotomodell und Saloon-Prostituierte schließlich zielgenau in die finale Hoffnungslosigkeit. Von der zeitgleich lebenden Simard´schen Sioux-Urgroßmutter (möglicherweise auch eine Cree) ist kaum etwas bekannt. Der Migrantin und Kulturexilantin Lou Simard wurden 100 Jahre später ausgerechnet in Deutschland die eigenen nordamerikanischen Wurzeln deutlicher als je vermutet: eine frappierende, künstlerisch jedoch produktive biografische Erfahrung, im Osten den eigenen Westen wiederzuentdecken...
GONE WEST ermöglicht dem bushgeplagten Zeitgenossen einen antizyklischen, kaleidoskophaften Blick in den utopischen "Westen", ein Land der eigenwilligen Poesiepioniere, der Kreativität und Toleranz, der phantasievollen Überwindung des Unmöglichen.
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft von Kanada Berlin.
AVIVA-Berlin verlost 3x2 Freikarten. Bitte schicken Sie uns eine eMail bis zum 18. Juni 2004 an folgende Adresse: gewinnspiel@aviva-berlin.de Die GewinnerInnen werden von uns benachrichtigt und gebeten, die Karten bis 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse abzuholen
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GONE WEST
Lou Simard (Konzeption, Performance), Ingo Ahmels (Konzeption)Sa 19.06., 20.00 Uhr
Eintritt: 11/8 Euro
PODEWIL - Zentrum für aktuelle Künste
Klosterstraße 68-70
10179 Berlin-Mitte
Karten:
www.podewil.de