AVIVA-Berlin >
Gewinnspiele
AVIVA-BERLIN.de im November 2024 -
Beitrag vom 16.06.2011
We want Sex – ab 16. Juni 2011 auf DVD und Blu-ray Disc. Verlosung
Britta Meyer
Ende der sechziger Jahre streikten in England beinahe täglich Arbeiter für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen. Aber 1968 waren es... AVIVA verlost 2 DVDs
... zum ersten Mal Arbeiterinnen, die ihre Fabrik verließen und mit Transparenten nach London marschierten. Ein filmisches Denkmal von Nigel Cole, gewidmet den wunderbaren Frauen von Dagenham und einem Meilenstein der feministischen Geschichte.
Ford Dagenham, die führende Automobilfirma Englands 1968, beschäftigt im Sommer jenes Jahres 55.000 Arbeiter und 187 Arbeiterinnen. Letztere nähen in einer maroden und schmutzigen Fabrikhalle die Autositze per Hand zusammen. Im Winter ist es bitterkalt, im Sommer unerträglich stickig und wenn es regnet, stellen die Frauen Eimer unter die im Dach klaffenden Löcher. Sie erhalten für die anstrengende und komplexe Arbeit deutlich weniger Geld als die Männer. All das nehmen sie seit Jahren klaglos hin, doch als Ford ein neues Einstufungsverfahren seiner Angestellten vornimmt, werden sie von der Geschäftsführung in die Kategorie "Ungelernte" eingeordnet – einhergehend mit einer Lohnklasse, die 15 Prozent unterhalb dessen liegt, was ihre männlichen Kollegen in derselben Kategorie verdienen. Jetzt reicht´s. Miserable Arbeitsbedingungen und ein Hungerlohn sind eine Sache, aber diese Herabwürdigung ihrer Leistung nehmen die Frauen nicht hin und drohen mit Streik.
Angefeuert und bestätigt werden sie darin vom Gewerkschaftsvertreter Albert (Bob Hoskins). Als die anderen Männer der "Union" diesen mit Marx-Zitaten von Brüderlichkeit und Solidarität einlullen wollen, faucht er:
"Marx? Ich geb euch Marx: Der gesellschaftliche Fortschritt lässt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung der Frau!"
und fährt unbeirrt darin fort, die Arbeiterinnen in ihren Forderungen zu unterstützen.
Erst beschränken sich deren Forderungen "nur" auf bessere Arbeitsbedingungen und Respekt für ihre Kompetenzen. Dann aber realisieren die Frauen, angeführt von der beherzten Rita O`Grady (Sally Hawkins), dass Gewerkschaft und Geschäftsleitung ihren Protest wie den Trotz unmündiger Kinder behandeln. Sie ziehen die Konsequenzen und verlangen zusätzlich etwas, das für geschocktes Schweigen im Gewerkschaftsrat sorgt: Gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Die Vielschichtigkeit sexistischer Diskriminierung zieht sich durch den gesamten Film und zeigt sich großartig und bedrückend in der Szene, in der Rita voller Wut den Lehrer aufsucht, der ihren Sohn regelmäßig mit dem Rohrstock grün und blau schlägt. Wenn dieser ihr von seinem Podest der Macht herab erklärt, warum er gar nicht daran denkt, die Misshandlungen einzustellen, dann speist sich diese Überlegenheit aus seiner akademischen Ausbildung, seiner Klasse und vor allem seiner Geschlechtszugehörigkeit. Er hält sich für unangreifbar von einer Person, die ihm auf so vielen Ebenen untergeordnet ist.
Doch Sexismus ist ein klassenübergreifendes Phänomen, wie es an der Figur der Lisa Hopkins (Rosamund Pike), Ehefrau des Ford-Managers Peter Hopkins, gezeigt wird: die an der besten Universität des Landes exzellent ausgebildete Frau verkümmert in einer Existenz als Vollzeithausfrau und wird von ihrem Mann vorgeführt und herumkommandiert wie eine Mischung aus Haussklavin und Luxusobjekt.
Ein Frauenleben, fast wie aus der Gegenwart.
Diese Näherinnen schrieben Geschichte
"We Want Sex" erzählt die Geschichte des legendären und sehr realen Streiks der Näherinnen von Ford Dagenham im Jahre 1968, der zur Festlegung des Equal Pay Acts von 1970 führte und nichts weniger bewirkte, als Geschichte zu schreiben: Die systematisch schlechtere Entlohnung von Frauen gegenüber Männern wurde in Europa erstmals von der gesetzgebenden Instanz eines Landes für nicht rechtens erklärt.
Die Frauen von Dagenham verlangten Dinge, die selbstverständlich sein sollten, es aber 1968 nicht waren und auch heute noch nicht sind: Respekt, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Fairness. Rita bringt es im Film auf den Punkt, wenn sie ihren Mann anbrüllt:
"Das sind RECHTE, keine PRIVILEGIEN!"
Ja. Das sind sie.
Zum Regisseur: Nigel Cole, geboren 1959, hat bereits mit seinem Debüt "Grasgeflüster" (2000) und später "Calendar Girls" (2003), Filme gedreht, die kluge und komplexe Frauenfiguren in den Vordergrund stellen – jenseits von Alter, Bildung oder geltenden Schönheitsidealen.
AVIVA-Tipp: "We Want Sex" ist warmherzig, humorvoll, reflektiert verfilmt und immer noch hochaktuell. Der Kampf der Frauen von Dagenham wird nicht nur in den Erfolgsmomenten, sondern auch in den zermürbenden Phasen gezeigt: die Geldsorgen, das Unverständnis, die ständige Herablassung männlicher Vorgesetzter, die Ehemänner, die ihre Frauen erst in ihrem Streik bestärkten und sie wütend kritisieren, als auch ihre eigenen Löhne ausbleiben. Trotz verschiedener historischer Ungenauigkeiten und einiger Szenen, die hart an der Grenze zur Schmalzigkeit entlang navigieren, überzeugt der Film vor allem durch seine DarstellerInnen, die die richtige Mischung aus Herzlichkeit, Biss und Klugheit treffen, sei es als Working-Class-Heldin, als Akademikerin oder als Politikerin (großartig: Miranda Richardson in der Rolle der Ministerin für Arbeit und Produktivität, Barbara Castle). Unbedingt sehenswert.
AVIVA verlost 2 DVDs. Bitte beantworten Sie dazu folgende Frage: An welchem Datum und seit wann wird der Equal Pay Day begangen und senden bis zum 31.07.2011 eine Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de
|
We Want SexOriginaltitel: Made in Dagenham
Großbritannien, 2010
Regie: Nigel Cole
Drehbuch: Billy Ivory
DarstellerInnen: Sally Hawkins, Rosamund Pike, Miranda Richardson, Bob Hoskins, Andrea Riseborough, Jaime Winstone, Lorraine Stanley, Nicola Duffett, Geraldine James, Daniel Mays
Verleih: Tobis Filmverleih
Kamera: John De Borman
Musik: David Arnold
DVDFSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Laufzeit: 109 Min.
Ton: Dolby Digital 5.1 (D, GB)
Bild: 2,35:1 Anamorph Widescreen
Untertitel: D, GB für Hörgeschädigte
Bonusmaterial:
Audiokommentar von Regisseur Nigel Cole (in GB), Deutsches Making-of, Interviews, Entfallene Szenen, Outtakes, B-Roll, Bildergalerie, Deutscher Trailer, Original-Trailer
DVD: EAN: 5050582835786 / Best-Nr.: 828 357-8 / VÖ: 16. Juni 2011
Blu-ray DiscFSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Laufzeit: 113 Min.
Ton: DTS-HD Master Audio 5.1 (D, GB)
Bild: 2,35:1 Widescreen in High-Definition
Untertitel: D, GB für Hörgeschädigte
Bonusmaterial:
Standard-Definition
Audiokommentar von Regisseur Nigel Cole (in GB), Deutsches Making-of, Interviews, Entfallene Szenen, Outtakes, B-Roll, Bildergalerie, Deutscher Trailer, Original-Trailer
BLU-RAY: EAN: 5050582835809 / Best-Nr.: 828 358-0 / VÖ: 16. Juni 2011
Weitere Informationen finden Sie unter: www.tobis.deEqual Pay Act 1970Weiterlesen auf AVIVA-Berlin: BPW Germany: Nächster Equal Pay Day nötiger denn je. Aktuelle Destatis-Zahlen zum Verdienstabstand geben keine Entwarnung (2010)
Gender Pay Gap in Führungspositionen der Privatwirtschaft (2009)
Nicola Holzapfel - Ich verdiene mehr Gehalt (2009)
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung - Studium zahlt sich für Frauen weniger aus (2009)
Lohnungleichheit als Dauerskandal (2008)
Frauenbündnis startet politische Initiative für Entgeltgleichheit (2008)
So was wie Liebe (2005)
Calendar Girls (2004)