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Beitrag vom 27.12.2010
Zwischen Liebe und Konflikt - Mütter und Töchter von Ulrike Ley und Susanne Sander. Verlosung
Anna Hohle
Die berühmte Mutter als Vorbild, das begabte Kind als Projektionsfläche für eigene, unausgelebte Talente: In 14 Kurzportraits beleuchtet dieser...AVIVA verlost 3 Bücher
... Bildband bekannte Frauenpersönlichkeiten unter einem speziellen Aspekt: Ihrer Funktion als Mütter – und als Töchter.
Wie vielschichtig und überraschend, konfliktreich und tragisch, harmonisch und liebevoll sich diese spezielle Bindung zwischen zwei Frauen darstellen kann, präsentieren Ulrike Ley und Susanne Sander in Zwischen Liebe und Konflikt anhand von 14 Kurzbiografien bedeutender Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen des 19. und 20. Jahrhunderts.
"Über jeder Mutter-Tochter-Beziehung schwebt der Mutter-Mythos: das Bild der perfekten, idealen, dem Kind liebevoll zugewandten Mutter" heißt es im Vorwort der Autorinnen. Am Widerspruch, der zwischen der Pflicht, dieses überlieferte Mutterbild zu erfüllen und dem Wunsch nach beruflicher und künstlerischer Erfüllung entsteht, kranken nicht wenige der beschriebenen Mutter-Tochter-Beziehungen.
"Kinder – Gustav. Gustav – Kinder! ... Mir ist oft, als ob man mir die Flügel beschnitten hätte" klagt Alma Mahler, selbst erfolgreiche Komponistin, über ihren Status als Ehefrau von Gustav Mahler. Die eigene Kunsttätigkeit gibt sie auf Wunsch ihres Ehemannes auf. Der Begabung ihrer Tochter Anna Mahler bringt sie in der Folge "keinerlei Interesse" entgegen. Anna erlebt Alma Mahler ein Leben lang als dominante und ungerechte, gefürchtete und zugleich bewunderte Übermutter. "Sie hat mich verachtet", lautet die resignierte Bilanz der Jahre später erfolgten Rückschau.
Ley und Sander gelingt es, ohne Wertungen oder Parteinahmen von ganz unterschiedlichen Mütter-Töchter-Bindungen zu berichten. Trotz aller Differenzen der historischen und regionalen Hintergründe werden im Zuge der Lektüre wiederkehrende Gemeinsamkeiten offenbar. Vieles ist Wiederholung:
Die frühe Heirat und Mutterschaft, welche die Schauspielerin Olga Tschechowa gegen Ihre Familie durchsetzt, wiederholt Ada Tschechowa, die Tochter, knapp 20 Jahre später. Auch sie wird Schauspielerin – ebenso Vera, Adas Tochter, die Enkelin Olga Tschechowas. Wie ihre Mutter heiratet Irène Juliot-Curie einen Wissenschaftskollegen und erhält gemeinsam mit ihm den Nobelpreis für Chemie – so wie 24 Jahre zuvor Marie und Pierre Curie. Wogegen Doris Lessing fragt: "Was konnte uns davor retten, genauso wie unsere Mütter zu werden?"
Eine selbst entbehrte Mutterliebe erzeugt nicht zwangsläufig eigene liebevolle Mutterschaft. Dagegen kann die Begeisterung für ein Metier aus Kunst oder Wissenschaft Generationen von Müttern und Töchtern einen. Die behandelten Mutter-Töchter-Paare, soviel wird deutlich, sind immer auch Produkte ihrer Umstände: Wo historische Konventionen den eigenen Lebensentwurf beschränken, gedeiht selten die großzügige Geisteshaltung, die fortschrittliche Neuerungen für die Töchtergeneration unterstützt. Und dennoch finden Ley und Sander auch jene Beispiele. Beispiele von Müttern, die aus dem eigenen Unglück schließen: Meine Tochter soll es einmal besser haben.
In den 14 lesenswerten Kurzportraits wird den LeserInnen ein ungewohnter Blick auf bekannte weibliche Persönlichkeiten eröffnet. Die Autorinnen stellen unvollkommene Mütter, unvollkommene Töchter vor – in ihrer Ähnlichkeit und ihrer Fremdheit, zwischen Kränkung und Enttäuschung, Bewunderung und Zuneigung. Am Ende plädieren Ley und Sander für eine Versöhnung zwischen Müttern und Töchtern – oder, wie es in diesem Fall eigentlich heißen müsste: für eine Vertöchterung.
AVIVA-Tipp: Zwischen Liebe und Konflikt präsentiert sich als Sammlung informativer Kurztexte, die den LeserInnen bekannte Frauenpersönlichkeiten aus einem ungewohnten Blickwinkel nahebringt. Begleitet werden die 14 Einzelportraits von historischen Bilddarstellungen und amüsanten, aufschlussreichen bis rührenden Mutter-Tochter-Photographien. Der Bildband lädt dazu ein, die dargestellten Frauenportraits nacheinander oder auch kreuz und quer zu lesen und neben epochenübergreifenden Gemeinsamkeiten auch ganz Neues und Überraschendes aus 200 Jahren Mutter-Tochter-Beziehung zu entdecken.
Zu den Autorinnen:
Ulrike Ley studierte Sozialwissenschaften sowie Kunstgeschichte, promovierte über Biografien von Politikerinnen und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Marburg. Sie war Führungskraft in der Wirtschaft, berät heute Frauen sowie Männer in Führungspositionen und leitet Seminare und Workshops. Sie ist Autorin mehrerer Karrierehandbücher. Ulrike Ley arbeitet und lebt in Berlin.
Weitere Infos und Kontakt unter: www.dr-ulrike-ley.de
Susanne Sander studierte Geschichte, Politik- und Erziehungswissenschaften und promovierte über Biografien von Politikerinnen. Sie war Dokumentarin und engagierte sich als Kommunalpolitikerin in Hamburg. Heute ist sie als freiberufliche Dozentin, stellvertretende Schulleiterin einer privaten Berufsschule und Autorin tätig. Susanne Sander lebt und arbeitet in Hamburg. (Quelle: Verlagsinformationen)
AVIVA-Berlin verlost 3 Bücher. Bitte beantworten Sie dazu folgende Frage: Mit welchen Worten beginnt die Erzählung "Eine Frau zu sehen" von Annemarie Schwarzenbach und senden bis zum 31.01.2011 eine Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de
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Ulrike Ley und Susanne Sander
Zwischen Liebe und Konflikt – Mütter und TöchterKnesebeck-Verlag, erschienen September 2010
Bildband, 128 Seiten
ISBN 978–3–86873–251-1
24,95 Euro
www.knesebeck-verlag.deWeiterlesen auf AVIVA-Berlin:Annemarie Schwarzenbach zum 100. Geburtstag , eine Erzählung von Alexandra Lavizzari
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