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Beitrag vom 24.10.2021
Ciani-Sophia Hoeder - Wut und Böse. Verlosung
Joanna Piekarska
Die Journalistin, Autorin und Gründerin sowie Geschäftsführerin von "RosaMag, dem ersten Online-Lifestylemagazin für Schwarze FLINTAs in Deutschland", Ciani-Sophia Hoeder, ändert in ihrem ersten Buch "Wut und Böse" das Narrativ um weibliche Wut, ein Gefühl, dem nur selten Raum gegeben wird. Ciani-Sophia Hoeder ermutigt ihre Leser*Innen darin, ihre Wut nicht mehr zu unterdrücken, sondern als transformative Kraft hin zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft zu nutzen. AVIVA-Berlin verlost 2 Bücher
99,5 Jahre. So lange soll es laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums zu Geschlechterparität aus dem Jahr 2020 noch dauern, bis wir in einer Gesellschaft leben, in der es keine Genderungerechtigkeiten mehr gibt. Die Autorin und Journalistin Ciani-Sophia Hoeder sieht einen Weg, diesen Prozess zu beschleunigen.
Weibliche Wut
Wir gendern keine andere Emotion so stark wie Wut. Während Männer, die ihrer Wut freien Lauf lassen, als durchsetzungsstark gelten, werden Frauen, die wütend auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen, abgewertet. "Hysterisch, anstrengend, emotional, sensibel, empfindlich, unprofessionell, verrückt, schwierig, irrational, aufbrausend, eine Zicke, Furie, oder Hexe." Es gibt eine Vielzahl an Begriffen, die Frauen ihre Wut absprechen. Mädchen wird von klein auf beigebracht, lieb und süß zu sein, ihre Wut hinunterzuschlucken, statt ihr ungestraft Raum zu geben.
"Frau ist nicht gleich Frau. Wut ist nicht gleich Wut."
Ciani-Sophia Hoeder widmet "Wut und Böse" einem Gefühl, das vor allem weiße, heterosexuelle cis-Männer ausleben dürfen. Aber auch innerhalb der Gruppe der Frauen gibt es Abstufungen, wem wie viel Wut gewährt wird. Während feministische Theorie oft zu abstrakt ist, um Personen zu erreichen, die sich noch nicht viel mit ihr beschäftigt haben, schafft Ciani-Sophia Hoeder es, am Beispiel der "angry black woman" zu veranschaulichen, wie Intersektionalität und Mehrfachdiskriminierungen die gesellschaftliche Rezeption von Wut beeinflussen: Je weiter eine Person vom Maßstab des "alten, weißen Mannes" entfernt ist, sei es durch ihr Geschlecht, ihren Phänotyp oder ihre Sexualität, desto mehr wird ihre Wut stigmatisiert, strukturell stereotypisiert und desto weniger darf sie ihre Wut ausdrücken. "Wer wütend sein darf, hat Macht.", fasst die Autorin treffend zusammen.
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Ciani-Sophia Hoeder bei der Buchpremiere von "Wut und Böse" am 19. Oktober 2021 in Berlin. © AVIVA-Berlin, Joanna Piekarska |
Ciani-Sophia Hoeder beschreibt anhand ihrer eigenen Erfahrungen und derer von Frauen, die keine Angst vor gesellschaftlicher Abstrafung haben und ihrer Wut freien Lauf lassen, ein System, das dafür sorgt, bestimmte Gruppen klein zu halten. Indem Menschen, die von Diskriminierungen betroffen sind, ihre berechtigte Wut abgesprochen wird, kann der Status Quo aufrecht gehalten werden. Untermauert werden die Erfahrungsberichte durch wissenschaftliche Studien. Diese langweilen die Leserin aber keineswegs mit trockenen Fakten, sondern sorgen eher dafür, dass sogar diejenigen, die meinen, schon alles über Feminismus zu wissen, beim Lesen denken: "Das kann doch alles nicht wahr sein!".
Wut macht auf Ungerechtigkeiten aufmerksam und so plädiert Ciani-Sophia Hoeder dazu, auf diese Emotion zu hören, anstatt sie zu unterdrücken, um gesellschaftlichen Konventionen zu entsprechen, und Wut als Antrieb für gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. Der Titel "Wut gegen Böse" greift so zum Einen das Narrativ auf, Wut sei eine "böse" Emotion, zum Anderen steckt darin das Plädoyer, Wut als Werkzeug gegen "das Böse", gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, einzusetzen.
Ohne Wut gibt es keine VeränderungDas beste Beispiel dafür, wie Wut als Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen fungieren kann, ist Ciani-Sophia Hoeder selbst. Aus Wut über den Rassismus in der deutschen Mehrheitsgesellschaft und das Fehlen von schwarzen FLINTA*-Stimmen (Frauen, Lesben, inter, non-binary, trans, Agender) im Journalismus gründete Ciani-Sophia Hoeder 2019 das
RosaMag, das erste Online-Magazin ausschließlich von schwarzen FLINTA*. Ohne ihre Wut hätte sie das RosaMag niemals gründet, sagt sie.
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Auf die Frage, mit welchen drei Worten sie ihre Beziehung zu Wut beschreiben würde, antwortete Ciani-Sophia Hoeder bei der Buchpremiere von "Wut und Böse" am 19. Oktober 2021 in Berlin: "Ambivalent, dankbar, energetisierend." © AVIVA-Berlin, Joanna Piekarska |
"Wut ist mein Kompass, meine Energiequelle, auf die ich immer wieder zurückfallen kann, weil ich weiß, dass sie mir dabei hilft, eine Lösung zu finden." (Ciani-Sophia Hoeder)
Wut hat uns dazu verholfen, dass Frauen heute wählen und ihr eigenes Bankkonto besitzen dürfen und hat unter anderem die #MeToo- und BlackLivesMatter-Bewegung ins Rollen gebracht. Unweigerlich hinterfragt die Leserin beim Lesen von "Wut gegen Böse" ihre eigene Beziehung zur Wut und stellt sich die Frage, was alles möglich sein kann, wenn wir anfangen, all unserer Wut auf Ungerechtigkeiten Raum zu geben. Ciani-Sohia Hoeder jedenfalls ist sich sicher:
Würden alle Frauen ihre Wut herauslassen, würde das Patriarchat in Trümmern liegen. Und die Welt wahrscheinlich auch.AVIVA-Tipp: Ciani-Sophia Hoeder selbst beschreibt ihr Buch als "eine kleine Anleitung zum Wütendsein." Das ist es, und noch so viel mehr: Klug, sensibel und mutig ruft Ciani-Sophia Hoeder mit "Wut und Böse" ein Gefühl des Empowerments in der Leserin hervor. Jede*r sollte dieses Buch lesen und schon währenddessen überlegen, wie sie möglichst vielen Menschen davon erzählen kann.
Zur Autorin: Ciani-Sophia Hoeder ist freie Journalistin, SZ Magazin-Kolumnistin sowie Gründerin und Geschäftsführerin von "RosaMag, dem ersten Online-Lifestylemagazin für Schwarze FLINTAs in Deutschland". Sie studierte Politik und Journalismus in Berlin und London. Ihre Themenschwerpunkte sind Rassismus, intersektionaler Feminismus, Nachhaltigkeit, Popkultur und das Da-Sein als Millenial. Mit dem RosaMag war sie 2020 für den Grimme Online Award nominiert und gewann 2021 den Goldenen Blogger.
Ciani-Sophia Hoeder im Netz: www.cianisophiahoeder.de,
www.twitter.com und
www.instagram.comRosaMag im Netz: www.rosa-mag.deTeaserfilm zum Buch: www.youtube.comCiani-Sophia Hoeder und Mithu M. Sanyal in einem Instagram Live Talk über weibliche Wut: www.instagram.comCiani-Sophia Hoeder
Wut und BöseHanser Literaturverlag, erschienen am 27.09.2021
Hardcover, 208 Seiten
ISBN 978-3-446-27115-9
18,00€
Mehr Infos zum Buch unter: www.hanser-literaturverlag.deHinweis zum Datenschutz:Wir behandeln Ihre personenbezogenen Daten vertraulich und entsprechend der gesetzlichen Datenschutzvorschriften sowie unserer
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Hengameh Yaghoobifarah - Ministerium der TräumeUnter dem Hashtag #Schauhin legten 2013 viele Menschen ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus über Twitter offen. Die Debatte um Rassismus und Polizeigewalt in Deutschland im Sommer 2020 hat jedoch gezeigt, dass bis heute noch immer nicht genug hingeschaut wurde. Das Debüt der Autor_in und taz-Kolumnist_in Hengameh Yaghoobifarah ist eine Möglichkeit, dies auf knapp 400 Seiten zu tun. (2021)
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