Chanel Miller - Ich habe einen Namen. Eine Geschichte über Macht, Sexualität und Selbstbestimmung - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Gewinnspiele



AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 08.11.2019


Chanel Miller - Ich habe einen Namen. Eine Geschichte über Macht, Sexualität und Selbstbestimmung
Sharon Adler

Sie war unter dem Pseudonym Emily Doe bekannt, als sie vor Gericht einen Brief an Brock Turner verlas, den Mann, der sie nach einer Party an der Stanford University hinter einem Müllcontainer vergewaltigt hatte und zu nur sechs Monaten Haft verurteilt worden war. AVIVA-Berlin verlost 3 Bücher




Im Januar 2015 wurde eine junge Frau in Stanford, USA vergewaltigt und bewusstlos hinter einer Mülltonne gefunden. Der Täter floh, wurde aber später festgenommen. Jahrelang war die junge Frau als "das Opfer" bzw. als Emily Doe im "Fall Brock Turner" bekannt. Brock Turner ist der Name des Täters. Ein Brief seines Vaters an den Richter löste eine Welle der Empörung aus und führte zu massenhaften Solidaritätsbekundungen mit Emily Doe, die letztlich den Anstoß für die #metoo-Debatte gaben. In diesem Schreiben nahm der Vater die Tat seines Sohnes in Schutz und bat den Richter, die "20 minutes of action" nicht dessen vielversprechende Karriere als Schwimmer und sein weiteres Leben zerstören zu lassen. Der Richter, Michael Aaron Persky, kam der Bitte des Vaters nach und verhing eine sehr milde Strafe. Proteste bewirkten seine Absetzung.

Nun meldet sich die Frau selbst zu Wort. Ihr Name ist Chanel Miller. Ihr Buch heißt "Ich habe einen Namen" und es erschien am 22. Oktober 2019 auf Deutsch. Es ist ein berührender, ein starker Text über Selbstermächtigung. Das Memoir erschien am 24. September 2019 unter dem Titel Know My Name: A Memoir in den USA.

Wortmächtig beschreibt die Autorin, wie es sich anfühlt, den eigenen Körper wie eine Jacke abstreifen und wegwerfen zu wollen. Wie unsere Gesellschaft über den Alkoholkonsum, die Kleidung, das Liebesleben und die Sexualität von Frauen urteilt. Sie deckt Strukturen auf, die tief in unserer Gesellschaft verankert sind. Ihre Geschichte zeigt, dass Sprache die Kraft hat zu heilen und Veränderungen herbeizuführen.

Ihr Brief, den Chanel Miller vor Gericht vorgelesen hat, richtet sich an den Täter und beginnt mit den Worten "Du kennst mich nicht, aber du warst in mir. Und darum sind wir hier."

Millionen Menschen lasen den Brief weltweit, er wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und der Kongress debattierte über den Fall. Schließlich wurde der zuständige Richter abgesetzt und die Gesetze in Kalifornien angepasst, um Opfer zu schützen.

Zur Autorin: Die Künstlerin und Autorin Chanel Miller, geboren 1993 in Palo Alto, studierte am College of Creative Studies an der University of California. Sie lebt in San Francisco.

Emily Does/Chanel Millers Erklärung vor Gericht / Here´s The Powerful Letter The Stanford Victim Read To Her Attacker: www.buzzfeednews.com (am 3. Juni 2016 von Katie J.M. Baker auf BuzzFeed News veröffentlicht unter dem Titel Dies ist der bewegende Brief, den das Stanford-Opfer seinem Angreifer vorlas)

"Know My Name" is a beautifully written, powerful, important story. It marks the debut of a gifted young writer. New York Times

AVIVA-Tipp: Chanel Miller schildert, wie "aus ihrer Trauer, aus der Erinnerung an das was sie durchgemacht hatte, Zuversicht erwuchs", und dass es acht Monate gebraucht hat, über das sprechen zu können, was ihr passiert ist. Dafür, dass es getan hat, und dass sie damit an die Öffentlichkeit gegangen ist, müssen wir ihr dankbar sein. Denn Chanel Miller gibt all den namenlosen Opfern von Gewalt gegen Frauen einen Namen. Ihren eigenen.

Chanel Miller
Ich habe einen Namen
Eine Geschichte über Macht, Sexualität und Selbstbestimmung

Originaltitel: Know My Name
Aus dem Amerikanischen von Yasemin Dinçer, Hannes Meyer und Corinna Rodewald
Ullstein Buchverlage, erschienen 22.10.2019
Hardcover, 480 Seiten
€ 20,00 (D)
ISBN: 978-3-550-200809
Mehr zum Buch unter: www.ullstein-buchverlage.de


AVIVA-Berlin verlost 3 Bücher. Bitte nennt uns dazu drei Namen von Organisationen in Deutschland, die sich für Opfer sexueller Gewalt engagieren, und sendet uns die Namen per eMail bis zum 30.01.2020 an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de.


Hinweis zum Datenschutz:
Wir behandeln Ihre personenbezogenen Daten vertraulich und entsprechend der gesetzlichen Datenschutzvorschriften sowie unserer Datenschutzerklärung
Durch die Teilnahme an diesem Gewinnspiel und im Falle eines Gewinns stimmen Sie der Ãœbertragung Ihrer Daten (Name, Anschrift und E-Mail-Adresse) zu.
Diese Daten werden ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung bzw. unsere vorherige Anfrage nicht an Dritte weitergegeben.
Wir weisen darauf hin, dass die Datenübertragung im Internet (z.B. bei der Kommunikation per E-Mail) Sicherheitslücken aufweisen kann. Ein lückenloser Schutz der Daten vor dem Zugriff durch Dritte ist nicht möglich.

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Emma Glass – Peach
Peach ist etwas Unaussprechliches zugestoßen. In ihrer packenden Novelle findet die Debütantin Emma Glass Worte für den gewaltsamen Übergriff, der Peach widerfahren ist. In starker und brutaler Sprache werden Bilder über das schmerzhafte Danach erschreckend greifbar erzeugt und lassen die Leserin nicht mehr los... (2018)

Sagte sie - 17 Erzählungen über Sex und Macht. Herausgegeben von Lina Muzur
Der vielschichtige Sammelband von Lina Muzur, stellvertretende Verlagsleiterin von Hanser Berlin und Teil des Redaktionskollektivs 10nach8 bei Zeit Online, zur #metoo-Debatte enthält Erzählungen von 17 zeitgenössischen Autorinnen von Nora Gomringer, Margarete Stokowski bis Helene Hegemann. (2018)

Margarete Stokowski - Die letzten Tage des Patriarchats
Mit "Untenrum frei" schrieb sie sich in die Herzen vieler Feministinnen. Jetzt legt die Kolumnistin von TAZ und Spiegel-Online nach und läutet "Die letzten Tage des Patriarchats" ein. Dabei ordnet sie ihre Essays und Kolumnen aus sieben Jahren in zehn thematische Schwerpunkte vom "Flirten und Vögeln" bis in skurrile Aussichten "Für die Zukunft". (2018)

Margarete Stokowski - Untenrum frei
Wir können untenrum nicht frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind – das ist die These der aktuell gefragtesten feministischen Kolumnistin und Autorin. Wie keiner anderen gelingt es ihr, leicht verständlich (Selbst)täuschungen rund um Sex und Gender zu entlarven. (2017)

Mithu M.Sanyal – Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens
Der Begriff "Vergewaltigung" steht zwischen politischer Deutungshoheit, Geschlechter- und Gewaltdiskursen. Dieses Jahr hat er durch mehrere Vorfälle wieder an medialer Aufmerksamkeit gewonnen. Mithu M. Sanyal bringt in ihrem Werk Transparenz in die Begrifflichkeit, verortet sie kulturhistorisch und bricht mit den Mythen, die die bisherige Narrative prägten. (2016)

Angela Koch – Ir/reversible Bilder. Zur Visualisierung und Medialisierung von sexueller Gewalt
Wie wird sexuelle Gewalt medial dargestellt? Die Autorin, Professorin am Institut für Medien, Abteilung Medienkultur- und Kunsttheorien an der Kunstuniversität in Linz, widmet sich dem zutiefst verstörenden Thema anhand von Filmen wie "The Accused", die sie kulturhistorisch kontextualisiert. (2016)

Auswertung der Online-Kampagne #ichhabnichtangezeigt widerlegt Vergewaltigungsmythen
Dass die Dunkelziffer bei sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung hoch ist, war schon lange bekannt, jetzt gibt es konkrete Zahlen. Vom 1. Mai 2012 bis zum 15. Juni 2012 konnten Betroffene anonym schreiben, warum sie nie Anzeige erstattet haben. (2012)

Quellen: Ullstein Buchverlage, AVIVA-Berlin


Gewinnspiele

Beitrag vom 08.11.2019

Sharon Adler