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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.02.2017


Zelda Fitzgerald - Himbeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen. Verlosung
Ahima Beerlage

Zelda Fitzgerald war eine vielseitige Künstlerin. Doch ihr Ehemann F. Scott Fitzgerald, jähzornig und alkoholkrank, ertrug ihre Begabung nicht und versuchte mit aller Gewalt …AVIVA verlost 3 Bücher




... ihre Kreativität zu unterdrücken. Während Zelda daran zerbrach, legen ihre Geschichten heute Zeugnis ab für ihre kreative Kraft, mit der sie den Träumen und Hindernissen ihrer Zeitgenossinnen in den 20er Jahren ein Denkmal setzt.


Ein eingesperrter Geist…

Nirgendwo wird die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern deutlicher als in den sogenannten KünstlerInnen-Ehen. Traurige Tradition scheint der Verlauf dieser Beziehungen zu sein: Ein aufstrebender Künstler verliebt sich in eine ebenso talentierte, freiheitsliebende Frau, heiratet die Seelenverwandte. Beide träumen von kreativem Dialog auf Augenhöhe. Doch kaum trägt sie den Ring am Finger und die Karriere des Mannes verläuft nicht ganz nach Wunsch, trachtet er danach, das Talent seiner Ehefrau klein zu halten, damit sie ihn nicht überstrahlt und in den Augen seiner ZeitgenossInnen zum kreativen Pantoffelhelden macht. Zelda Fitzgerald ist dabei ein besonders trauriges Beispiel eines im wahrsten Sinne des Wortes eingesperrten Geistes. Die jüngste von fünf Töchtern von Anthony Dickinson Sayre, Richters am Supreme Court in Alabama und Minnie Buckner Machen verliebt sich mit 19 Jahren in den noch unbekannten Schriftsteller Scott F. Fitzgerald und heiratet ihn. Das freiheitsliebende Mädchen ist fasziniert von seinem mondänen Leben. Doch schon bald zeigt der Schriftsteller sein wahres Gesicht. Er betrügt sie, quält und demütigt sie in aller Öffentlichkeit. Seine Alkoholsucht wird immer ausgeprägter, je mehr das Paar reist und seine Werke Erfolg haben. Er ahnt, dass seine Frau sehr begabt und unabhängig ist , während sein Stern mit seinem steigenden Alkoholkonsum zu sinken beginnt. Neben ihrem schriftstellerischen Talent nimmt sie mit 26 Jahren noch einmal ihr Balletttraining auf, das sie bereits in ihrer Kindheit intensiv betrieben hat. Sie erreicht eine solche Professionalität, dass ihr sogar in Neapel die Position einer Primaballerina angeboten wird. Nur die Sorge um ihr Kind hindert sie daran, auf dieses Angebot einzugehen. Immer deutlicher wird, dass Zelda ihre Karriere als Tänzerin, Malerin und Schriftstellerin unabhängig von ihrem Mann verfolgen will. Für ihren jähzornigen Ehemann eine unerträgliche Vorstellung. Er drangsaliert sie, schlägt sie und sperrt sie sogar ein, als sie sich kurzzeitig in einen anderen Mann verliebt. Nichts fürchtet er mehr, als dass sie ihn verlässt. Häufig weist sie ein alkoholisierter Scott in eine Nervenklinik ein, nachdem er sie zuvor eingesperrt hatte, um sie am Schreiben zu hindern.
Dass er Ärzte manipuliert hatte, lag für die Freundinnen und Familie auf der Hand, beweisen konnten sie es ihm nicht. So bescheinigten einige wenige erst nach Zeldas Tod, es habe niemals Anzeichen für Schizophrenie gegeben. Bei einem dieser Aufenthalte stirbt sie mit nur 48 Jahren bei einem Brand.

…befreit sich posthum.

In ihrem Buch "Himbeeren mit Sahne im Ritz", eine Sammlung ihrer Erzählungen, die sie seit 1922 in zahlreichen Zeitschriften unter ihrem eigenen Namen oder dem ihres Mannes veröffentlichte, triumphiert Zelda Fitzgerald letztendlich über ihren eifersüchtigen Mann. Ihre Erzählungen aus dem Leben ihrer Zeit- und teilweise Leidensgenossinnen sprechen für ihr schriftstellerisches Talent. Dabei erscheinen ihre Heldinnen oft wie eine Facette oder ein Alter Ego ihres eigenen Schicksals. Südstaatenmädchen träumen vom großen Glück, werden betrogen oder leiden unter innerer Leere, während alle Welt ihre glitzernde Hülle bewundert. Zelda Fitzgerald stellt uns Frauen aus der High Society wie Helena vor, die reiche Erbin und Kosmopolitin, die Männern den Kopf verdreht und auf der ganzen Welt zuhause und doch ohne innere Heimat ist. "Sie erkennen sie sofort, wenn Sie ihr begegnen, am spöttischen Klang ihrer selbstsicheren Stimme und an ihrer steifen Unbeholfenheit. Falls Sie berühmt sind oder reich oder sehr, sehr gut aussehen, wird sie Sie mit Beschlag belegen und gut unterhalten und Ihre Gefühle verletzen." Wir erleben Cliquen von mehr oder weniger talentierten, mehr oder weniger reichen Menschen, die sich oberflächlich und alkoholisiert durch die Nächte bewegen, einander begehren und verletzen, Gemeinheiten unter dem Etikett Ehrlichkeit austauschen und sich wieder aus den Augen verlieren. Es ist die einzigartige Atmosphäre einer Zeit im Aufbruch, die den Krieg bereits ahnt. "Unzählige junge Amerikaner haben der Realität nicht mehr entgegenzusetzen als den Wunsch, sich von den Träumen und Erwartungen ihrer Eltern zu befreien; der älteren Generation hat es gereicht, Kinder zu haben und ihnen eine Farm zu vererben, doch der jüngeren bleibt nur das Gefühl der beschränkten Möglichkeiten." So auch eine Musikerin und ein Musiker, die voller Enthusiasmus in das Paris der "Lost Generation" aufbrechen. Doch ihre Träume zerbrechen, ihre Beziehung wird von Enttäuschungen attackiert und reißt Stücke aus ihrer Liebe.

Die Wahrheit zwischen den Zeilen

Zelda Fitzgeralds Erzählungen wirken wie eine verschlüsselte Autobiographie, die in einer Art Rollenspiel auf vielen verschiedenen Ebenen die Autorin enthüllt. Erzählerisch wird manchmal die direkte Ansprache gewählt, als säße die Leserin mit ihr bei einem gepflegten Glas Champagner und lausche ihrem Plauderton. Doch wie wenig Zelda Fitzgerald nur eine Plauderin ist, beweist sie in den wunderbaren Bildern, die sie für ihre Heimat, den Süden Amerikas, oder ihrem Sehnsuchtsort Paris findet. Die Frauenfiguren leben vor allem durch ihre Handlungen. Selten dringt die Autorin in ihre Seelenleben ein, wie sie auch oft Umschreibungen für die Charaktere findet, die wenig mit der damaligen Begeisterung für die neuaufkommende Psychologie gemein haben. Zelda Fitzgerald schreibt wie sie lebt: Die Glamour-Welt kennt ihre schillernde Ehe mit Fitzgerald, aber sie kennt nicht den Alptraum, der sich zwischen dem Paar abspielt. Ihre Hilferufe findet die aufmerksame Leserin in den Zwischentönen. Das trägt sicher sehr zum Verständnis der fiktiven Biographien über die Künstlerin bei. Dabei ist besonders interessant, dass der von einem Mann, Gilles Leroy, geschriebene Roman "Alabama Song" problemlos die Denunziationen des Ehemanns übernimmt, Zelda Fitzgerald sei schizophren gewesen, wogegen die beiden Bücher von Frauen – "Zelda Fitzgerald. So leben, dass ich frei atmen kann" von Katrin Boese sowie "Zelda" von Nancy Milford – versuchen, der Autorin mehr gerecht zu werden und den Terror ihres Mannes aufzudecken.

AVIVA-Tipp: Zelda Fitzgerald bringt den LeserInnen auf einzigartig poetische Weise Frauenleben in den 20er Jahren in Amerika und Paris nahe. Bittersüße Geschichten lassen den Frauen ihren Stolz, auch wenn ihre Träume zerbrechen. Sie portraitieren eine Zeit, in der die Frauen zwar mehr Möglichkeiten hatten, aber die Männer ihnen immer wieder Grenzen setzten. Zugleich ist das Buch ein Zeugnis gegen die Denunziation ihres Ehemannes F.Scott Fitzgerald, der mit seinem Buch "Der große Gatsby" erst viel später seinen Durchbruch hatte und das Talent seiner Frau eifersüchtig unterdrücken wollte. Die sensible Übersetzung von Eva Bonné macht das Buch zu einem echten Lesegenuss – leicht und doch intensiv wie "Himbeeren mit Sahne im Ritz". Zelda Fitzgerald musste ihre Erzählungen häufig unter dem Namen ihres Mannes veröffentlichen, um angemessen bezahlt zu werden. Ihr Mann erhielt zehn Mal so viel Honorar für eine Geschichte. Am 10. März jährt sich ihr Todestag zum 49. Mal und Frauen kämpfen noch immer darum, dass ihre Werke mit denen ihrer männlichen Kollegen auf Augenhöhe wahrgenommen und honoriert werden.

Zur Autorin: Zelda Fitzgerald wurde am 24. Juli 1900 in Montgomery, Alabama als Zelda Sayre geboren und heiratete mit 19 Jahren F. Scott Fitzgerald. Am 26. Oktober 1921 brachte sie ihre Tochter Frances Scott ("Scottie") zur Welt. Mit 26 Jahren nahm sie ihr Balletttraining, das sie als Kind begonnen hatte, unter der Leitung der Pariser Ballettlehrerin Ljubow Jegorowa wieder auf und erhielt das Angebot, an der Oper in Neapel Primaballerina zu werden, verwarf dieses aber zugunsten ihrer Tochter. Parallel zum Ballett nahm sie Kunstunterricht und widmete sich der Malerei. Ab 1922 veröffentlichte sie in der "Chicago Sunday Tribune" einige Kurzgeschichten (auch unter Scotts Namen) und einen Roman, "Save Me the Waltz". Überliefert sind ihre Werke "Save Me the Waltz", "The Collected Writings", erschienen 1991 im Verlag Scribner´s Sons und der unvollendete Roman "Caesar´s Things" sowie "Lover! Briefe", erschienen 2005 in der Deutschen Verlagsanstalt. Daneben war sie eine Stilikone der 1920er-Jahre. Sie starb am 10. März 1948 bei einem Brand in einer Nervenklinik. Da sie Insulinschocks bekam, war sie in ihrem Zimmer eingeschlossen.
Quelle: Manesse Verlag

Zur Übersetzerin: Eva Bonné, geboren 1970, studierte in Hamburg, Lissabon und Berkley amerikanische und portugiesische Literaturwissenschaft. Sie übersetzt seit fünfzehn Jahren Bücher aus dem Englischen. 2006 und 2009 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen.

Zelda Fitzgerald
Himbeeren mit Sahne im Ritz. Erzählungen

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Eva Bonné
Mit einem Nachwort von Felicitas von Lovenberg
Gebundene Ausgabe, 224 Seiten
Manesse Verlag, erschienen 26. September 2016
ISBN: 978-3717524007
24.95 Euro
www.randomhouse.de

Mehr über Zelda Fitzgerald im Netz unter:

www.zeldafitzgerald.com

Ein Musical über Zelda Fitzgerald und ihren Mann F. Scott Fitzgerald.
www.deutschlandradiokultur.de
Beitrag im Deutschland Radio Kultur: Glamourös in den Untergang. Edelgard Abenstein im Gespräch mit Jörg Magenau


AVIVA-Berlin verlost 3 Bücher. Bitte senden Sie uns dazu den AVIVA-Tipp aus unserer Rezension zu Katrin Boese - Zelda Fitzgerald. So leben, dass ich frei atmen kann, Roman mit Angabe Ihrer Postadresse bis zum 31.03.2017 per Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de


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"Zelda" die Biographie von Nancy Milford, erschienen 1970, für den Pulitzer Prize und den National Book Award nominiert, stand 29 Wochen auf der Bestsellerliste der The New York Times und wurde in 17 Sprachen übersetzt.


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Beitrag vom 17.02.2017

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