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Beitrag vom 09.02.2016
Luise Berg-Ehlers - Unbeugsame Lehrerinnen. Frauen mit Weitblick. Verlosung
Sharon Adler
Mit welchen bürokratischen und persönlichen Hindernissen die Frauen zu kämpfen hatten, die sich diesen Beruf zu ihrer Berufung erkoren hatten, erzählt der im Elisabeth Sandmann Verlag ...AVIVA verlost 2 Bücher
... erschienene Band anhand von ausgewählten Beispielen mutiger Lehrerinnen unterschiedlicher Epochen.
So war die Gouvernante für die Erziehung der Mädchen bestimmt, während der Hauslehrer für die der Jungen zuständig war. Der Weg von der Gouvernante zur einer mit allen Rechten und Pflichten ausgestatteten Lehrerin war mühsam und steinig. Kaum ein anderer weiblicher Beruf hat vor allem die Männer dermaßen zu Häme provoziert wie dieser. Dabei waren es die Lehrerinnen, die mit ihrem geradezu missionarischen Eifer, ihren pädagogischen Visionen und auch kämpferischen Ambitionen dafür eintraten, dass Mädchen Zugang zur Bildung bekamen, das Abitur machen und schließlich studieren durften. Darüber hinaus entwickelten sie neue Erziehungskonzepte, die sich vom bedingungslosem Gehorsam unterschieden und "das glückliche Kind" sowie gewaltlose Erziehung in den Mittelpunkt rückten.
"Das Leben anzuregen – und es sich dann frei entwickeln lassen – hierin liegt die erste Aufgabe des Erziehers." (Maria Montessori)
Luise Berg-Ehlers würdigt in ihrem Buch die Leistungen dieser Frauen und stellt auch die Steine in deren Weg plastisch dar. Die Autorin greift dabei aus eigenen Erfahrungen zurück: 25 Jahre lang war sie Leiterin eines Gymnasiums in Bochum und bei ihrer Verabschiedung aus dem Schuldienst wurde sie zur "Ehrenschulleiterin der Graf-Engelbert-Schule" ernannt. Ihre Erkenntnis Lehrer wirken ein Leben lang nach" hat sie auch in ihr Buch einfließen lassen.
Die Erfolgsautorin Luise Berg-Ehlers erzählt ebenso kurzweilig wie klug die Geschichte der Lehrerinnen der letzen 200 Jahre, die untrennbar verbunden ist mit der von Mädchen- und Frauenbildung und Unabhängigkeit.
Porträtiert wird unter anderem die 1872 in Berlin geborene Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Alice Salomon. Sie gründete 1908 in Berlin-Schöneberg die erste soziale Frauenschule in Berlin, deren Leiterin sie dann auch wurde, obwohl sie selbst, wie die meisten Frauen ihrer Generation, die Schule nur bis zur neunten Klasse besucht hatte.
Ihr oberstes Ziel war es, junge Mädchen für speziell soziale Hilfstätigkeiten und Berufe professionell auszubilden. Heute bietet die "Alice Salomon Hochschule Berlin am Alice-Salomon-Platz Master- und Bachelorstudiengänge für Soziale Arbeit, den nicht-ärztlichen Gesundheitsbereich sowie Bildung im Kindesalter an. Auch im AVIVA-Beitrag Alice Salomon – ein Leben für die Bildung und die Frauen aus dem Jahr 2008 oder in der AVIVA-Rezension zu ihrem Buch "Lebenserinnerungen" wird ein Einblick in das Leben Salomons und in die Entstehungszeit der beruflichen Sozialarbeit unter den sich verändernden politischen Verhältnissen thematisiert.
Auch heute eher unbekannten Frauenschicksalen bietet Luise Berg-Ehlers Raum, darunter dem Leben von Dora Lux, geborene Bieber, die trotz ihres Wirkens in keiner Studie zur Frauenbildung oder zum Nationalsozialismus erwähnt wird. Hilde Schramm, Erziehungswissenschaftlerin und Mitbegründerin der "Stiftung Zurückgeben" hat dem Leben und Wirken ihrer Lehrerin mehrere Jahre lang akribisch nachgeforscht.
Dora Lux gehörte zu den fünfzig ersten Abiturientinnen Deutschlands, war Schülerin von Helene Lange und selbst eine Wegbereiterin des Frauenstudiums. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die vollimmatrikuliert studieren konnten. Unter den NationalsozialistInnen verweigerte sie sich rigoros den gesetzlichen Vorschriften, sich als Jüdin registrieren zu lassen, und überlebte dadurch. Im Nachkriegsdeutschland schließlich konnte sie wieder unterrichten, sie lehrte Latein und Geschichte und bot regelmäßig Arbeitsgemeinschaften in Griechisch und Philosophie an.
Weitere Beiträge im Buch widmen sich Biographien von Mary Wollstonecraft und Bertha von Suttner über Elise Ruepp, Dorothea Beale, Hedwig Dohm, Helene Lange und Gertrud Bäumer, Ellen Key und Maria Montessori zu Eugenie Schwarzwald, Hannelore "Loki" Schmidt, Mary Poppins und Minerva McGonagall.
Zur Autorin: Luise Berg-Ehlers, in Lüneburg geboren und aufgewachsen, war schon in der Schulzeit eine begeisterte Leserin englischer Kriminalromane. Sie studierte Germanistik, Theologie, Theaterwissenschaft und Publizistik in Hamburg und Bochum und promovierte über Theodor Fontane. 40 Jahre Tätigkeit im Schuldienst (u.a. in der Lehrerausbildung), 25 Jahre Leiterin eines Gymnasiums in Bochum, Aktivitäten in der Bildungspolitik (u.a. viele Jahre Vorsitzende der Westfälischen Direktorenvereinigung). Zahlreiche Aufsätze zu fachdidaktischen und pädagogischen Themen. Als Autorin und Herausgeberin veröffentlichte sie zahlreiche Bücher vor allem zu deutscher und englischer Literatur – von Theodor Fontane über Jane Austen und Virginia Woolf bis Agatha Christie, u.a., darunter "Eine kulinarische Reise mit Theodor Fontane", England und die Detektive", Das Glück des Schreibens", Mit Virginia Woolf durch England (2012) und Mit Miss Marple aufs Land. Sie lebt und arbeitet als Autorin und Fotografin im Ruhrgebiet – falls sie nicht gerade in England unterwegs ist. Auf ihren Reisen fand sie Inspiration für ihre Bücher "Mit Miss Marple aufs Land" (2013) und "Extravagante Engländerinnen" (2014).
AVIVA-Tipp: Abriss in Frauengeschichte und Einblick in spannende Frauenbiographien in einem – "Unbeugsame Lehrerinnen - Frauen mit Weitblick" von Luise Berg-Ehlers ist lehrreich und unterhaltsam zugleich. Ein unverzichtbares Kompendium für Lehrerinnen und für alle, die im Bildungsbereich arbeiten.
Luise Berg-Ehlers
Unbeugsame Lehrerinnen - Frauen mit Weitblick
Gebunden mit Schutzumschlag, 17 x 24 cm, 192 Seiten, 80 Abbildungen
24,95 € [D] / 25,70 € [A]
ISBN 978-3-945543-01-6
Elisabeth Sandmann Verlag, erschienen am 25. September 2015
www.elisabeth-sandmann.de
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Hilde Schramm - Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux. 1882-1959. Nachforschungen Die Mitbegründerin der "Stiftung Zurückgeben" würdigt mit ihrer Recherche- und Erinnerungsarbeit eine außergewöhnliche Frau, die trotz ihres Wirkens in keiner Studie zur Frauenbildung oder zum Nationalsozialismus erwähnt wird. (2012)
Luise Berg-Ehlers - Das Glück des Schreibens In der Anthologie werden u.a. die englischen Schriftstellerinnen Jane Austen, Virginia Woolf, Agatha Christie, J.K. Rowling und ihre Schreiborte präsentiert. Berg-Ehlers Buch gibt einen Einblick in Arbeit, Wohnen und Leben der Schreiberinnen.
Alice Salomon – Lebenserinnerungen. In ihren autobiographischen Aufzeichnungen beschrieb Alice Salomon ihre Jugendjahre, ihre Berufung zur Sozialen Arbeit, die Arbeit für die internationale Frauenbewegung und die Jahre im Exil.
Alice Salomon – ein Leben für die Bildung und die Frauen Die von Alice Salomon gegründete Hochschule für Soziale Arbeit und Pädagogik wird in diesem Jahr 100. Ein schöner Anlass, um zurückzublicken auf das Leben und Wirken dieser außergewöhnlichen Frau. (2008)
Spuren ins Jetzt. Hedwig Dohm - Eine Biografie von Isabel Rohner Die Frauenrechtlerin, Journalistin, Autorin und Publizistin Hedwig Dohm (1831- 1919) hatte vier Geburtsurkunden, wurde an einem Dienstag geboren und war mit 17 Geschwistern in der Friedrichstraße 235 groß geworden. Pünktlich zum Hedwig-Dohm-Jahr 2011 erschien im November 2010 im Ulrike-Helmer-Verlag eine sachlich-kurzweilige Biografie der Jubilarin Hedwig Dohm, geborene Schlesinger.
Quelle: Presseinformation Elisabeth Sandmann Verlag/AVIVA-Berlin