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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 16.03.2012


Elsa Osorio – Die Capitana. Verlosung
Britta Meyer

Micaela "Mika" Feldman Etchebéhère (1902-1992) befehligte im Spanischen BürgerInnenkrieg als einzige Frau ein Bataillon. Als die Tochter... AVIVA verlost 3 Bücher




... russisch-jüdischer ImmigrantInnen 1931 aus Argentinien nach Europa aufbrach, sah sie in den politischen Wirren der Zeit zwar die Gefahren des sich bildenden Faschismus` aber vor allem die Möglichkeiten eines menschlichen und gerechten Sozialismus`.

Als Trotzkistin, Anarchistin und kompromissloser Antifaschistin war Politik für Mika und ihren Ehemann Hipólito mehr als ein Studienfach oder ein abstraktes Konzept, sie war ihnen treibende Kraft und Lebensinhalt. Als der spanische BürgerInnenkrieg ausbrach, fand Mika sich plötzlich als Kommandantin einer Gruppe der "Partido Obrero de Unificación Marxista" (POUM) wieder. Aber wie kam sie dorthin, was sagten ihre Leute über sie und wie reagierten ihre Vorgesetzten auf eine "Capitana"?

Über die männlichen Figuren der Internationalen Brigaden des Spanischen BürgerInnenkriegs wurde viel geschrieben und Namen wie Carl Einstein, Artur Becker und Hans Beimler sind immer noch ein Begriff. Literatur über Mika Etchebéhère dagegen findet mensch außerhalb Spaniens und Argentiniens kaum, nur ihre Autobiografie "La guerra mia. Eine Frau kämpft für Spanien" hat es 1980 in eine deutsche Übersetzung geschafft. Der Intellektuellen, die in ihren jugendlichen Universitätszeiten noch selbst gegen ein Frauenwahlrecht argumentiert hatte, stieß es oft genug bitter auf, von Männern außerhalb ihres Regiments ein ums andere Mal auf die Zuschreibung "Frau" reduziert zu werden. Den Respekt ihrer Männer konnte sie nur erlangen, wenn sie von der Frau zum geschlechtslosen Wesen wurde. Erst dadurch konnten die ihr unterstellten Männer ihren Befehlen folgen, ohne sich zu sehr in ihrem Ego gekränkt zu fühlen.

"`Diese Frau ist wie ein Mann`, hörte sie José Manuel sagen. Welch ein Lob. Mika ballte die Fäuste in den Taschen, sie durfte es sich nicht erlauben, dass ihre Wut mit ihr durchging. Sie hätte ihm gern gesagt, dass sie lieber hören würde `Diese Frau ist wie eine Frau`, und nicht `wie ein Mann`. Aber das war jetzt fehl am Platz und auch nicht der Moment, um ein Grundsatzgespräch um ein Grundsatzgespräch über die Unterschiede zwischen Mann und Frau und ihre Rollen in der Gesellschaft zu führen."

Die einzige Form von Weiblichkeit, die ihr gestattet wurde, war die Rolle der guten Bataillonsmutter. Legendär sind die Geschichten, wie sie, bewaffnet mit Gewehr, einer Flasche Hustensaft und einem Löffel, im Winter durch die Schützengräben kroch, um ihre KämpferInnen vor Lungenentzündungen zu bewahren.

Zwischen Erinnerungen aus der Zeit mit Hipólito und Szenen aus dem BürgerInnenkrieg wechselnd, erzählt Elsa Osorio, wie es Mika auf verschlungenen Wegen von der Universität in die spanischen SchützInnengräben verschlug. Für sie und ihren Partner hatte der bewaffnete Kampf immer eine akzeptable Option dargestellt: No pasarán, keinen Fußbreit den FaschistInnen, seien sie spanisch, deutsch oder französisch. Aber wie mit Verrat in den eigenen Reihen umgehen, mit dem sich wie eine Krankheit ausbreitenden unmenschlichen Stalinismus, den Anschuldigungen gegen das POUM, hinterrücks dem Faschismus zuzuarbeiten?

Zur Autorin: Elsa Osorio, geboren 1952 in Buenos Aires, studierte dort Literatur und veröffentlichte 1982 ihren ersten Erzählband "Ritos Privados", für den sie den "Premio Nacional de Literatura" erhielt. Auch ihre weiteren Erzählungen und Romane wurden vielfach ausgezeichnet, ihr erster in deutscher Übersetzung erschienener Titel "Mein Name ist Luz" wurde 2001 mit dem Literaturpreis von Amnesty International geehrt. "Die Capitana" ist ihr viertes auf deutsch veröffentlichtes Werk.

AVIVA-Tipp: "Die Capitana" zeichnet eine vielschichtige Annäherung an den Charakter einer Person, deren entschlossener Stoizismus es ihr ermöglichte, sich im Ausnahmezustand eines Krieges ebenso selbstverständlich zurecht zu finden, wie in Friedenszeiten. Die spannende Begegnung mit einer Frau, die es geschafft hat, sich inmitten chaotischer Unmenschlichkeit treu zu bleiben.


AVIVA-Berlin verlost 3 Bücher. Bitte nennen Sie uns den Originaltitel von "Mein Name ist Luz" und senden uns bis zum 25.04.2012 Ihre Antwort per Email an folgende Adresse: info@aviva-berlin.de



Elsa Osorio
Die Capitana

Originaltitel: Mika Capitana
Verlag: Suhrkamp Insel
Erschienen im Dezember 2011
Gebunden, 331 Seiten
ISBN: 978-3-458-17517-9
Preis: 19,95,- Euro
www.suhrkamp.de



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Beitrag vom 16.03.2012

Britta Meyer