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Beitrag vom 28.01.2008
Die Band von nebenan
Sharon Adler
Der melancholisch-humorvolle Film von Eran Kolirin mit bezaubernden DarstellerInnen erzählt die absurde Geschichte einer im israelischen Negev gestrandeten achtköpfigen ägyptischen Polizeikapelle...
...und ihrem Zusammentreffen mit den Israelis in dieser kulturlosen Gegend, fernab jeder Zivilisation. Hierher gekommen, um bei der Eröffnung eines arabischen Kulturzentrums aufzuspielen, warten die Musiker nach der Ankunft in ihren hellblauen, korrekt sitzenden Uniformen vergeblich auf das Empfangskomitee.
An einem kleinen Bistro schließlich fassen sich die Uniformierten, mittlerweile hungrig, ein Herz und fragen nach dem Weg und der Kultur.
Wären Sie bitte so nett und würden mir erklären, wo ich hier das Arabische Kulturzentrum finde?
Das was?
Wir wurden von der Kulturabteilung eingeladen. Und sollen hier bei der Eröffnung des Kulturzentrums spielen.
Wo spielen? Woher sind Sie, woher kommen Sie?
Äh, wir sind aus Ägypten. Wir sind das Polizeiorchester aus Alexandria, und...
Gibt kein arabisches Zentrum hier. Keine Kultur, keine israelische Kultur, keine arabische, gar keine Kultur. Scheißgegend.
Dumm gelaufen! Als Tewfiq Zakaria (Sasson Gabai), der Leiter des Orchesters, Dina (Ronit Elkabetz), der Besitzerin des Bistros, ein Schreiben mit der Einladung aus Petah Tikva zeigt, klärt ihn diese darüber auf, dass es sich um ein Missverständnis handelt, denn hier sei Bet Hatikva...
Überhaupt steht die selbstbewusste Frau aus Israel in ihren engen Jeans und ihrem modernen Outfit in direktem Kontrast zu der Correctness der Uniformierten. Wie selbstverständlich nimmt sie das Schicksal der höflich-schüchternen Gestrandeten schnell selbst in die Hand, denn ein Bus fährt nicht mehr und ein Hotel gibt es schon gar nicht.
Als die Hungrigen schließlich bei Anbruch der Dunkelheit in dem kleinen Bistro mit Suppe verköstigt werden, schnell noch mit einer Mütze die historische Photographie eines siegreichen israelischen Panzers aus dem Sechs-Tage-Krieg verdeckend, ergeben sich die acht Männer ihrem Schicksal.
Subtil und durch die Annäherung über Musik, kleine Gesten und Blicke, entstehen Momente der Kommunikation und Nähe, ein leises Verständnis für die Träume und Hoffnungen über alle kulturellen und politischen Grenzen hinweg. Jeder der Männer erlebt seine eigene Geschichte von Israel, und diejenigen, die mit den Mitgliedern der Kapelle zusammentreffen, werden durch diese eine Nacht verändert.
Der 1973 in Tel Aviv geborene Drehbuchautor und Regisseur Eran Kolirin über seinen Film:
"Viele Filme wurden gemacht, um der wirklich wichtigen Frage nachzugehen, warum es keinen Frieden gibt. Mein Eindruck ist, dass es sehr viel weniger Filme darüber gibt, warum wir eigentlich Frieden so dringend brauchen. Das Naheliegende ist inmitten der Verhandlungen um ökonomische Interessen und Vorteile schlicht übersehen worden."
Herausragend ist auch das Spiel von Ronit Elkabetz, die häufig besetzt wird, wenn es darum geht, eigensinnige und unabhängige Frauengestalten darzustellen. Im Jahr 2005 drehte sie auch ihren ersten Film "Prendre Femme" als Regisseurin und Hauptdarstellerin und vertrat Israel bei den Filmfestspielen in Venedig, wo sie den Preis der internationalen Filmkritik und den Zuschauerpreis gewann. Derzeit bereitet sie ihren zweiten Spielfilm mit dem Titel "Shivah" vor. Ronit Elkabetz lebt seit 1997 in Paris, wo sie kurze Zeit zum Ensemble des Théatre du Soleil gehörte.
Auszeichnungen
Nachdem Die Band von nebenan 2007 den Prix Coup de Coeur "für seine zarten und sorgfältigen Beobachtungen" beim Filmfestival von Cannes erhielt, sowie den Publikumspreis beim Filmfest München, zeichnete auch die israelische Filmakademie Eran Kolirins Film aus, und das gleich achtmal: Neben der Auszeichnung als Bester Film, gingen die ´israelischen Oscars®´ an Eran Kolirin für die Beste Regie, an Sasson Gabai (Bester Hauptdarsteller und Beste Neuentdeckung), Ronit Elkabeth (Beste Hauptdarstellerin) und Sallah Bakri (Bester Nebendarsteller). Preise gab es zudem für das Beste Drehbuch, die Besten Kostüme und die Beste Musik.
AVIVA-Tipp: Großes Kino mit fantastisch agierenden israelischen und palästinensischen DarstellerInnen. Ein berührender, humorvoller Film, der die kleinen und großen Fragen nach Leben, Liebe und Politik in eindringlichen Bildern und wunderschön arrangierten Kompositionen beantwortet. "Die Band von nebenan" ist ein Beispiel für den hoffentlich nie versiegenden Glauben auf Versöhnung, denn der Film zeigt durch das Aufeinanderzugehen der Einzelnen einen möglichen Lösungsansatz des Konfliktes auf.
Zum Filmstart verlost AVIVA-Berlin einen Präsentkorb, bestehend aus israelischem Wein von www.IsraelWein.de im Wert von ca. 20 Euro, dreimal den Roman "Der Anfang von etwas Schönem" von Lizzie Doron und drei Exemplare von "Liebe und Finsternis" von Amos Oz, beide im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp erschienen. Bitte nennen Sie uns den Film, an dem der Drehbuchautor und Regisseur Eran Kolirin momentan arbeitet und senden uns bis zum 10.02.2008 eine eMail an gewinnspiele@aviva-berlin.de | |
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Die Band von nebenan(OT: Bikur hatizmoret / The Band´s Visit)
Regie und Drehbuch: Eran Kolirin
DarstellerInnen: Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Khalifa Natour, Saleh Bakri, Shlomi Avraham, Rubi Moscovich, Gavriel Ayrum, Jabarin Camal Israel / Frankreich 2007
Länge 83 Min.
Verleih: Concorde-Film
Kinostart: 31. Januar 2008
www.thebandsvisit.com