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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 20.08.2009


Summertime Blues
Tatjana Zilg

Gar nicht so melodramatisch, wie der Titel vermuten lässt, ist der Tenor des Jugendfilms der Regisseurin Marie Reich. Zum Ende des Sommers schickt sie eine romantische Komödie über zwei ...




... deutsche Scheidungskinder und eine britische Pippi Langstrumpf auf die Leinwand.

Mit von der Partie bei der Realisierung war die Produzentin Uschi Reich, die als Regisseurin der Trilogie "Die wilden Hühner" den abenteuerlichen Alltag einer starken Mädchenclique verfilmte. Ihre Handschrift ist unverkennbar. Das Drehbuch führt weg vom Großstadt-Setting Bremens in eine ländliche Idylle, die dem fünfzehnjährigen Alex (Francois Goeske) und der sechzehnjährigen Faye (Sarah Beck) eine Menge an ungewohnten Erfahrungen bietet.

Unerwarteter Freiheitsdrang der Eltern

Eigentlich sträubte sich Alex, seiner Mutter und ihrem Freund nach Kent zu folgen. Seine Eltern hatten ihn durch eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt, seit sie ihm verkündet haben, sich scheiden zu lassen. Der Vater (Christian Nickel) erklärt, sie hätten sich entfremdet und stellt seinem Sohn schon bald seine neue Geliebte (Maja Schöne) vor. Es ist seine Assistentin und zugleich eine ehemalige Schulkameradin von Alex - nur ein paar Jahre älter als er.
Seine Mutter (Karoline Eichhorn) ist dagegen nicht allzu sehr geknickt über die Geschehnisse. Sie genießt die neu gewonnene Freiheit und findet einen aufregenden Job bei einer Filmproduktion, wo sie auch ihren neuen Geliebten Seth (Alexander Beyer) kennen lernt. Dieser möchte die Sommermonate in der englischen Provinz in einem Landhaus verbringen, um an einer neuen Filmidee zu arbeiten. Als der Vater entschließt, dass das gemeinsame Haus in Bremen verkauft werden soll und Alex, in dessen Gefühlswelt es drunter und drüber geht, von der Schule suspendiert wird, lässt die Mutter ihm keine Wahl: Er soll mit nach England kommen.

Unheimliche Begegnung mit einer Miss Perfect aus Amerika

Dort findet er zunächst alles schrecklich. Ganz vorne in der Liste der Ärgernisse steht Faye, die Tochter von Seth, die in Amerika bei ihrer Mutter lebt und den Vater für einige Wochen besuchen darf. Sie beweist sich schnell als "Miss Perfect" und wird Alex als Vorbild vorgehalten: Es sei doch nicht so schwer, die Scheidung der Eltern zu überwinden.

Der Jugendliche flüchtet sich tagsüber zu Louie (Zoe Moore), die ganz ohne Eltern in einem kleinen Mini-Tierbauernhof lebt. Als Mischung aus Punk-Rebellin, Pippi Langstrumpf und Öko-Lebenskünstlerin verleiht sie dem Film einen ganz besonderen Charme. Nach den Mittelschichts-Familien-Streitereien bringt sie mit ihrer spitzbübischen Art Pep und Esprit in den Handlungsverlauf. Fast könnte man meinen, Alex verlöre bald sein Herz an sie. Bei einer nächtlichen Dachsbeobachtung sensibilisiert sie ihn für den Zauber der Naturlandschaft in Kent. Aber da zeigt sich, dass Alex sich in Faye gründlich verschätzt hat und seine Aufmerksamkeit gehört wieder der Deutsch-Amerikanerin. Die beiden Scheidungskinder entdecken, dass sie einiges gemeinsam haben, zerstreiten sich aber ständig über Kleinigkeiten.

Alex gesteht sich ein, dass ihn das mehr schmerzt, als er angenommen hat, und fährt Hals über Kopf zurück nach Bremen, um dort bei der Familie eines Freundes unterzukommen. Aus der Entfernung wird er sich über seine Innenwelt klarer und er entdeckt, dass dieser Sommer möglicherweise die erste große Liebe für ihn bereithalten wird. Endlich wird er aktiv und nimmt sein Leben selbst in die Hand.

AVIVA-Tipp: Eine Coming Of Age - Geschichte, die mit sommerlicher Leichtigkeit eines der Themen aufgreift, mit dem heutzutage ein Großteil der Jugendlichen konfrontiert ist. Die Eltern bleiben nicht mehr ein ganzes Leben lang zusammen, irgendwann konfrontieren sie ihre Kinder mit Scheidungsabsichten. Dabei bewegt sich der Film teils in gängigen Klischees, wenn der Vater nicht mit seinem eigenen Haushalt zurechtkommt, seine Geliebte die eigene Assistentin ist, gleich schwanger wird und die Mutter die Tochter des neuen Freundes viel liebenswerter findet als den eigenen Sohn. Jugendliche KinogängerInnen werden sich daran möglicherweise nicht sehr stören, denn der Film ist stilsicher in Hollywood-Manier umgesetzt. In der Off-Erzählung von Alex bietet er viel humorvolle Selbstironie. Die drei Hauptcharaktere lassen ihre Schwächen und Stärken in einem ausgewogenen Verhältnis erkennen und machen es dadurch leicht, sich mit ihnen zu identifizieren.

Summertime Blues
Deutschland 2009
Regie: Marie Reich
Nach dem gleichnamigen Erfolgsroman der britischen Autorin Julia Clarke
DarstellerInnen: Francois Goeske, Sarah Beck, Zoe Moore, Jonathan Beck, Karoline Eichhorn, Alexander Beyer
Länge: 106 min.
FSK ab 6 Jahren
Kinostart: 20.08.2009
Verleih: Universum (Walt Disney)
Der Film im Netz: www.summertimeblues-derfilm.de



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Beitrag vom 20.08.2009

AVIVA-Redaktion