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AVIVA-BERLIN.de im Oktober 2024 - Beitrag vom 25.03.2016


Turnierdirektor sorgt mit Äußerungen über Spielerinnen in der Tenniswelt für Empörung
Sylvia Rochow

Frauenfeindliche Äußerungen kurz vor dem Endspiel zwischen Serena Williams und Victoria Azarenka in Indian Wells. Billie Jean King, die Gründerin der WTA und 12fache Grand Slam-Siegerin, weitere Athletinnen und Verantwortliche melden sich zu Wort.




Ausgerechnet kurz vor dem diesjährigen Endspiel zwischen Serena Williams und Victoria Azarenka sorgte der Turnierdirektor von Indian Wells (Kalifornien), Raymond Moore, mit abfälligen Äußerungen über die Frauen-Tennistour WTA (Women´s Tennis Association) für Aufsehen. Der 69-jährige Südafrikaner erklärte, die WTA sei lediglich "Profiteurin der Männer-Tennistour ATP". Seiner Meinung nach sollten "die weiblichen Tennisprofis allabendlich niederknien und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden", da diese "den Tennissport tragen" würden.

Indian Wells ist eines von zwölf "joint events" der WTA- und der ATP-Tour (außerdem Brisbane, Sydney, Rio de Janeiro, Acapulco, Miami, Madrid, Rom, s´-Hertogenbosch, Cincinnati, Peking und Moskau), bei denen wie bei den Grand Slam-Turnieren Frauen und Männer gleichzeitig antreten.

AVIVA fasst einige Reaktionen aus der Tenniswelt zusammen:

Serena Williams (Weltranglisten-Erste):

"Keine Frau sollte auf die Knie gehen, um irgend jemandem zu danken. Wir Frauen mussten schon so einen weiten Weg gehen, um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind. Wir sollten niemals vor jemandem auf die Knie gehen.
Tennis ist für Frauen der größte Sport. Punkt. Aus. Ende. Für Männer ist Tennis wahrscheinlich nicht der größte, aber nichtsdestotrotz ein riesiger Sport. Aber Männer haben auch noch American Football, Fußball oder Basketball. Jede Athletin und jeder Athlet, Männer wie Frauen, arbeiten äußerst hart für ihre Ziele. Es gibt unzählige Leute, die mir immer wieder sagen, dass sie kein Tennis gucken, außer wenn meine Schwester [Venus] oder ich spielen. Übrigens war im vorigen Jahr das Finale der Frauen bei den US Open früher ausverkauft als das der Männer."


Victoria Azarenka (Indian Wells-Siegerin 2016 und Australian Open-Siegerin 20012 und 2013):
"Sexismus ist immer noch ein Problem in der Welt. Nicht nur im Sport, sondern auch im Geschäftsleben. Wir versuchen, über Gleichberechtigung zu reden, aber manchmal wird es einfach nicht wahrgenommen. Ich denke es ist am besten, wenn Frauen über solchen Kommentaren stehen. Über Männer hört man solche Bemerkungen nie. Aus meiner Sicht sollten wir über solchen Kommentaren stehen. Wen interessiert es schon, dass so etwas gesagt wird? Warum muss man so etwas überhaupt sagen? Wenn man mit sich selbst im Reinen ist muss man sich doch gar nicht damit befassen, was andere Leute tun, sondern sich nur darum kümmern, dass es einem selbst gut geht.
Ich denke, das ist sowieso wichtig, dass wir Frauen uns mehr auf uns selbst konzentrieren. Das ist es genau, wofür Spielerinnen wie Venus oder Serena [Williams] stehen. Und sie haben es von Billie Jean King übernommen, die es allen bewiesen hat und die jetzt sagen kann: Hey, ich habe etwas angestoßen, setzt Ihr das fort."


Billie Jean King (Gründerin der WTA und 12fache Grand Slam-Siegerin):
"Alle denken, Frauen sollten begeistert sein, wenn sie die Krümel abbekommen. Ich möchte, dass Frauen den Kuchen, den Guss und die Kirsche obendrauf bekommen. Jede Frau und jeder Mann und – heute haben wir mehr als nur Frauen und Männer –, also, wie auch immer man seine eigene Identität wahrnimmt, jeder einzelne Mensch hat den Kuchen und den Guss verdient. Jeder einzelne Mensch. Jeder."

Steve Simon (Präsident der Spielerinnengewerkschaft WTA und ehemaliger Turnierdirektor von Indian Wells):
"Die WTA toleriert solcherlei Statements nicht. Dies stellt einen Bruch unseres Verhaltenskodex dar und unser Vorstand wird das dementsprechend überprüfen. Die WTA ist eine selbständige Organisation und wurde auf den Prinzipien von Gleichheit und Eigenständigkeit gegründet. Für diese Werte stehen wir. Ich bin stolz auf all die starken Athletinnen, die jeden Tag hart für ihren Erfolg arbeiten und viele Opfer bringen. Der Tennissport lebt von der Leistung und Hingabe aller Spieler – sowohl von Frauen als auch Männern."


Weitere Infos unter: www.wtatennis.com



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Beitrag vom 25.03.2016

Sylvia Rochow