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Beitrag vom 10.03.2016
Tennisstar Maria Sharapova wegen Dopings vorläufig suspendiert
Sylvia Rochow
Die ehemalige Weltranglisten-Erste gab bei einer Pressekonferenz bekannt, dass sie während der Australian Open positiv auf die seit Beginn des Jahres verbotene Substanz Meldonium getestet wurde.
Maria Sharapova hatte zu einer Pressekonferenz in ein Hotel in Los Angeles geladen, um "wichtige Neuigkeiten" zu verkünden, und im Vorfeld überschlugen sich Fans und Öffentlichkeit mit Spekulationen bezüglich des Anlasses. Für die Markteinführung eines neuen Produkts ihres Süßwaren-Labels "Sugarpova" erschien die Ankündigung zu ernsthaft. Da die 28-Jährige in den vergangenen Monaten immer wieder von hartnäckigen Verletzungen geplagt war, stand sogar ein Rücktritt vom Profisport im Raum, als wahrscheinlichstes Szenario galt jedoch die Ankündigung einer längeren Pause zur vollständigen Regeneration.
Was stattdessen kam, kann getrost als Paukenschlag bezeichnet werden. Die fünffache Grand Slam-Siegerin erklärte, sie habe einige Tage zuvor durch einen Brief des Tennis-Weltverbands ITF erfahren, dass sie während der Australian Open im Januar positiv auf Doping getestet worden sei. Nach eigenen Angaben nahm Sharapova den nachgewiesenen Wirkstoff Meldonium bereits seit ungefähr zehn Jahren in Form des nur in einigen osteuropäischen Staaten zugelassenen Herz-Kreislauf-Medikaments Mildronat ein, das ihr 2006 von ihrem Hausarzt zur Behandlung verschiedener gesundheitlicher Beschwerden verschrieben worden sei.
Meldonium wurde von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zum 1. Januar 2016 in die Verbotsliste aufgenommen. Zuvor stand es bereits auf der Beobachtungsliste. Die WADA vergleicht die Wirkung des Mittels mit der von Insulin und sieht Hinweise darauf, dass es "mit der Absicht der Leistungssteigerung" von AthletInnen genutzt wird. Meldonium soll die Blutversorgung und Ausdauer erhöhen.
Sharapova gab an, in einer E-Mail vom 22. Dezember 2015 durch die WADA auf Änderungen in der Verbotsliste aufmerksam gemacht worden zu sein, sie hätte sich die Liste jedoch nicht angeguckt. Die Russin betonte, sie übernehme die volle Verantwortung: "Ich habe einen riesigen Fehler gemacht. Ich habe meine Fans und meinen Sport enttäuscht. Meinen Sport, den ich betreibe, seit ich vier Jahre alt bin und den ich aus tiefstem Herzen liebe. Mir ist bewusst, dass dies Konsequenzen für mich haben wird. Ich kann niemanden außer mich selbst dafür verantwortlich machen. Es geht um meinen Körper und das, was ich eingenommen habe."
In Anspielung auf die Spekulationen um ein möglichen Rücktritt fügte sie, nicht ohne den ihr eigenen Humor, hinzu: "Ich möchte meine Karriere auf keinen Fall auf diese Weise beenden und ich hoffe, dass ich die Chance bekomme, noch mal Tennis zu spielen. Sollte ich tatsächlich irgendwann mal meinen Rücktritt verkünden, dann voraussichtlich nicht in einem Hotel in Los Angeles mit solch einem doch ziemlich hässlichen Teppich."
Die 28-Jährige ist nach Angaben der ITF, deren Anti-Doping-Programm (TADP) den Fall behandelt, vom 12. März an vorläufig gesperrt. Dopingverstöße verschiedener prominenter Tennisprofis wurden bisher mit Sperren zwischen zweieinhalb Monaten und zwei Jahren geahndet. Es ist demnach noch offen, ob die Sportlerin bei den Olympischen Spielen im August in Rio de Janeiro antreten kann.
Sharapova wurde 1987 im westsibirischen Njagan geboren und ging schon als Kind nach Florida, um die besten Bedingungen für eine Tenniskarriere zu haben. Jahrelang trainierte sie dort in der berühmten Akademie von Nick Bollettieri. Ihren ersten Grand Slam-Titel gewann sie 2004 in Wimbledon, es folgten die US Open (2006), die Australian Open (2008) und die French Open (2012, 2014). Bei dem stets hochkarätig besetzten Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart siegte Sharapova, die auch Markenbotschafterin des schwäbischen Sportwagenbauers ist, von 2012 bis 2014 dreimal in Folge. An der Spitze der Tennis-Weltrangliste stand sie erstmals im August 2005.
Dass Sharapova bisher nicht nur im Sport, sondern auch unternehmerisch große Erfolge feiern konnte, spiegelt sich nicht zuletzt in der vom US-Amerikanischen Wirtschaftsmagazin "Forbes" veröffentlichten Liste der Sportlerinnen mit den höchsten Einnahmen 2015 (Preisgelder, Werbeverträge etc.) wieder, die die gebürtige Russin mit einem Gesamteinkommen von 29,7 Millionen US-Dollar anführt. Sie ist damit zum elften Mal in Folge die weltweit bestbezahlteste Sportlerin.
Neben Porsche setzt nun auch ihr Ausrüster Nike die bisherige Zusammenarbeit mit Sharapova aus, der schweizerische Uhrenhersteller TAG Heuer setzt die Verhandlungen über eine Verlängerung des Ende 2015 ausgelaufenen Vertrags nicht fort.
Weitere Infos unter:
www.itftennis.com und www.wtatennis.com
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Copyright Text und Foto: Sylvia Rochow