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Beitrag vom 03.07.2012
Neue Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung zu Israel-Kritik
Strohscheer, Adler
Die Debatte um das Gedicht "Was gesagt werden muss" von Günter Grass hat erneut verdeutlicht, wie sehr das Themenfeld Israel und die Frage, wo Kritik aufhört und antisemitische Ressentiments...
... anfangen, für einseitige und gefährliche Debatten sorgen. Eine neue Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung nimmt sich diesem Problemfeld nun an.
"Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen ...?! - Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen" bereitet die ersten Ergebnisse eines Projekts der Stiftung auf, das durch das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend geförderten wurde.
Die Broschüre widmet sich der Frage, was genau israelbezogener Antisemitismus ist und wie er sich äußert. Darüber hinaus werden Ergebnisse und Erfahrungen präsentiert, die während eines zweitägigen Workshops für MultiplikatorInnen entstanden.
Die bebilderte Broschüre informiert über verschiedene Aspekte zu diesem Themenkomplex. Die Vorsitzende der Stiftung, Anetta Kahane setzt sich mit den Ursachen für das starke Interesse Deutschlands am Wohle und Wehe Israels auseinander und geht dabei auch auf den "salonfähigen", weil eben nicht durch dumpfe Parolen geäußerten Antisemitismus ein.
Jan Riebe, Diplom-Sozialwirt und Projektkoordinator der Stiftung, erläutert, wie zwischen Kritik und Antisemitismus bei der Betrachtung Israels unterschieden werden muss. Dabei geht er auch auf das allseits bekannte "Man wird ja wohl nochmal sagen dürfen... ein und entlarvt, wie sehr dieser Satz eigentlich impliziert, dass "es" eben NICHT gesagt werden darf und wie schmal der Grad zwischen berechtigter Kritik und Antisemitismus ist. Daran anschließend widmet er sich dem Gewaltpotential von israelbezogenem Antisemitismus.
Neben diesen theoretischen Ausführungen werden in der Broschüre auch pädagogische Fragestellungen erörtert, darunter, wie beispielsweise Bildungsarbeit gegen diese Form des Antisemitismus aussehen sollte und in Diskussionen mit SchülerInnen ein Ausstieg aus antisemitischen Differenzkonstruktionen gelingen kann.
Ein Teil der Broschüre ist Monitoring und einer Medienanalyse zu zwei Fallbeispielen gewidmet. Die Politologin Nina Rabuza klärt über die inzwischen auch in seriösen Medien aufgegriffenen Vorwürfe auf, die liberale Politik Israels gegenüber der Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI) - Szene sei nur "ein Propagandafeldzug, um die ´Unterdrückung der Palästinenser´ zu verschleiern". Sie klärt über die "No Pinkwashing"-Kampagnen in Medien auf und zeigt, dass auch diese subtil eine antiisraelische Position verfolgen.
Daran anschließend wertet der Sozialwissenschaftler Daniel Poensgen Presseartikel und LeserInnenbriefe zum Thema der "Gaza Flotille" aus, die 2010 in deutschen Medien erschienen. Er kommt in seinen Ausführungen zu dem Schluss: Der antisemitische Hass auf Israel ist nicht nur ausschließlich ein Problem von Nazis, MuslimInnen oder Linken, er ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen.“ Mit seiner Untersuchung zeigt er, wie subtil Mechanismen auch in der medialen Welt wirken können.
Die von der Amadeu Antonio Stiftung herausgegebene Broschüre eignet sich nicht nur für LehrerInnen und SozialarbeiterInnen, sondern bietet allen Interessierten einen kurzen und kompakten Überblick über ein vielschichtiges Thema. Zugleich bietet sie Lösungsansätze, um in Diskussionen zu bestehen und sich selbst auch in seiner Argumentation immer wieder neu zu hinterfragen.
"Man wird ja wohl Israel noch kritisieren dürfen ...?! - Über legitime Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogische Interventionen",
herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung
Initiative für Zivilgesellschaft und demokratische Kultur
Linienstr. 139
10115 Berlin
Tel.: 030. 240 886 10
Fax: 030. 240 886 22
Für Verpackung und Versand werden 3,00 Euro berechnet
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.amadeu-antonio-stiftung.de
Kostenlose PDF-Version zum Herunterladen: www.amadeu-antonio-stiftung.de
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