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Beitrag vom 17.11.2004
Ausstellung zum Auschwitz-Prozess 1964
Julia Richter
Vom 26.10.-19.12.04 werden im Martin-Gropius-Bau Hintergründe und Wirkungsgeschichte des Prozesses gezeigt. Eine Dokumentation des Fritz-Bauer-Instituts.
Im 20. Dezember 1963 wurde im Plenarsaal des Frankfurter Stadtparlaments der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess unter dem Aktenzeichen 4 Ks 2/63 gegen 22 Angeklagte eröffnet. 211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers wurden vor Gericht angehört. Es war das erste Mal seit dem Ende der Shoa, dass so viele ZeugInnen von dem Terrorsystem der Konzentrationslager berichten konnten. Das Verfahren endete im August 1965 mit der Urteilsverkündung im Bürgerhaus Gallus. Der Auschwitz-Prozess war zum damaligen Zeitpunkt das größte Schwurgerichtsverfahren in der deutschen Justizgeschichte.
Die Berichterstattung in deutschen und internationalen Medien war mit keinem anderen Nachkriegsprozess vergleichbar. Schulklassen nahmen an den Verhandlungen teil. LiteratInnen, KünstlerInnen, MusikerInnen und RegisseurInnen widmeten sich diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte in ihren Werken und sorgten so für eine weitergehende Auseinandersetzung der Deutschen mit Fragen der Verantwortung und (Mit-)Schuld an dem Verbrechen
Den 40. Jahrestag der Eröffnung des Prozesses nahm das Fritz Bauer Institut zum Anlass für eine Ausstellung, die vom 28.03.-23.05. 2004 im Frankfurter „Römer“ und im Haus Gallus am historischen Ort gezeigt wurde. Nach ihrer Station in Berlin, wo die Dokumentation bis zum 19.12.04 im Martin-Gropius-Bau zu sehen ist, wird sie in den nächsten Monaten und Jahren an mehreren Orten im In- und Ausland gezeigt.
Die Ausstellung hat sich zu einem großen Teil der Wirkung des Prozesses in der Philosophie, Literatur und Publizistik gewidmet. Es werden Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Film, Video, interaktive Installationen und architektonische Interventionen zu sehen sein.
Sowohl die Ausstellung als auch der umfangreiche Katalog behandeln alle Kapitel des Holocaust, angefangen von einer „Chronik der Verfolgung 1933–1945“ über eine Einordnung der Prozesse von Nürnberg, Warschau (gegen Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß) und Jerusalem (gegen den Deportationsspezialisten Adolf Eichmann) bis hin zur Frage der TäterInnen- und GehilfInnenschaft sowie der Rekonstruktion des Auschwitz-Prozesses am Beispiel von sieben Angeklagten.
Im Martin-Gropius-Bau ist auch eine von dem Fritz Bauer Institut und dem Staatlichen Museum Auschwitz Birkenau herausgegebene DVD-Rom mit Protokollen und Dokumenten des Auschwitz-Prozesses für 49, 90 Euro erhältlich.
In Kooperation mit: Berliner Festspiele, Stiftung Topographie des Terrors, Bundeszentrale für Politische Bildung, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm unter:
http://www.fritz-bauer-institut.de/auschwitz-prozess.htm
Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63
Frankfurt am Main
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstrasse 7
10963 Berlin
Tel.: 030/ 254 86 0
www.gropiusbau.de
Öffnungszeiten:
Mi – Mo 10 - 20 Uhr
Verkehrsverbindungen:
U 2 Potsdamer Platz
S 1, S 2, S 25 Potsdamer Platz
Bus 129 Anhalter Bahnhof
Bus 248, 341 Abgeordnetenhaus
Ausstellungskatalog:
Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63
Frankfurter am Main
Herausgegeben von Irmtrud Wojak im Auftrag des Fritz Bauer Instituts
Snoeck Verlag, Köln 2004
ISBN 3-936859-08-6
872 Seiten
49,80 Euro