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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 18.04.2005


Blauer Dunst ist auch Feinstaub
Brigita Bosotin

RaucherInnen als FeinstaubemittentInnen. Mailänder Krebsforschungsinstitut fand in einem Experiment heraus, dass Dieselabgase weniger Feinstaub abgeben als Tabakrauch.




Die Medien sind voll davon, die Feinstaub-Diskussion ist entflammt. Aber wieso wird nicht weitsichtiger diskutiert? Der allgegenwärtige blaue Dunst, der uns in Restaurants, Bars und Cafés entgegen fliegt, wird nicht in die politische Feinstaub-Diskussion aufgenommen. Die Wissenschaft und die Presse haben dies jedoch ihrerseits getan. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Politik diese Thematik auch aufnehmen muss. Aus wissenschaftlicher Sicht ist bewiesen, dass Zigarettenrauch eine hohe Konzentration von umweltschädlichen feinstaubartigen Giften in Form von Rauch verbreitet, der für die Umwelt als auch für die Menschen hochgradig schädlich ist. Zudem besteht ein nachweislicher Zusammenhang zwischen Atemwegs- bzw. gesundheitlichen Beschwerden und Passivrauchen.

Der Raucher als Feinstaubemittent

Das Mailänder Krebsforschungsinstitut (Istituto Europeo di Oncologia) hat in einem wissenschaftlichen Experiment festgestellt, dass derRauch einer Zigarette die gleiche Wirkung aufweist, wie ein russfilterloses Dieselfahrzeug, das 100 Minuten ohne Stopp läuft. Dieses Experiment wurde in einer 60m3 großen geschlossenen Garage ausgeführt, in dem erst die Partikelkonzentration eines Dieselfahrzeugs gemessen wurde und darauf folgend, nach stundenlangem Lüften, die Konzentration der Partikel von drei abbrennenden Zigaretten. Das Ergebnis des Experiments ist erschreckend. Die Konzentrationen von feindispersen Schwebestoffen mit 10/ 2,5 und 1µm aerodynamischem Durchmesser (PM10/ PM2,5 und PM1, wobei PM für Particulate Matter steht) stieg beim Dieselfahrzeug auf 44, 31 und 13 µg/pro m3-Atemluft. Dies ist mehr als eine Verdoppelung der Ausgangswerte, die bei 15, 13 und 7 µg/m3 lagen. Im zweiten Experiment mit den Zigaretten kam es zu einer Konzentration von 343, 319 bzw. 169 µg/m3-Atemluft. Die Ausgangswerte lagen bei 36, 28 und 14 µg/m3 und sind bei weitem und in signifikanterweise im Experiment überschritten worden. Die festgelegten Immissionsgrenzwerte für Feinstaub zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei in der Luft für die Kurzzeitbelastung mit einem über 24 Stunden gemittelten Wert von 50 µg/m3 und bei Langzeitbelastung auf über das Kalenderjahr gemittelten Wert von 40 µg/m3 festgesetzt. Die Immissionsgrenzwerte müssen ab dem 01.01.2005 eingehalten werden und dürfen im Verlauf des Jahres nicht häufiger als 35 Mal überschritten werden. Laut dem Umweltbundesamt wird PM10, Staubpartikel kleiner als 10 µm = 0,01mm, über den Kehlkopf hinaus bis tief in die Lunge eingeatmet. Ebenso verhält es sich mit PM2,5 und PM1. Diese Partikel können Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen. Unter anderem tragen sie zur Entstehung von Asthma, Allergien und Lungenkrebs bei.

Dem Passivrauchen und somit auch der Feinstaubbelastung setzt man sich im täglichen Leben in Cafés, Bars oder Restaurants aus. Und ist sich dessen nicht einmal gewahr. Vergleichbar dem, würde man sich in eine Garage stellen und alle Dieselfahrzeuge liefen zeitgleich. Die Feinstaubbelastung, die durch den Rauch von Zigaretten entsteht, sollte nicht verharmlost werden. Nützlich wäre eine Festsetzung eines Immissionsgrenzwertes für Innenräume, so dass bei Überschreitung die Möglichkeit besteht die Emissionswerte zu drosseln.

Die Diskussion um Feinstaub ist nötig, sollte aber nicht die frappierende Wirkung von Zigarettenrauch außer Acht lassen. Denn in Deutschland alleine sterben 140.000 Menschen an den Folgen von Tabakrauch, ob sie nun aktive oder passive KonsumentInnen waren. Um dies bildlich zu verdeutlichen: Das wäre, als ob täglich ein Jumbojet abstürze.

Für junge Menschen, die ein hohes Maß an Gesundheits- und Umweltbewusstsein haben, könnten die Ergebnisse des Experiments ein Ansporn sein sich weniger den Lockungen des blauen Dunstes hinzugeben, als vielmehr das Bewusstsein für die Gefährlichkeit von Tabakprodukten zu schulen. Um somit die Entwicklung hin zu einer rauchfreien Gesellschaft zu fördern.

Quellen:

  • Pro Rauchfrei e.V.
  • www.scienceticker.info

  • www.umweltbundesamt.de

  • www.bmu.de

  • http://atlas.umwelt.hessen.de

  • www.3sat.de

  • http://feinstaub.adlexikon.de/Feinstaub.shtml

  • http://tc.bmjjournals.com /


  • Public Affairs

    Beitrag vom 18.04.2005

    AVIVA-Redaktion