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Beitrag vom 31.07.2003
Kooperation für den Kinderschutz: ICRA und eco stellen neuen Internetfilter vor
Jana Scheerer
Kinder von heute wachsen mit dem Internet auf. Es ermöglicht ihnen einen Einblick in die Welt, der vor wenigen Jahren noch undenkbar war. Leider gehören dazu auch Pornographie und Gewalt.
"Kommen auch bestimmt keine Schlangen aus dem Wasserhahn?" Wer Fragen wie diese von seinen Kindern kennt, wird sich wundern, wie die Kleinen eigentlich auf solche Ideen kommen. In diesem Fall war der Auslöser für die Angst eine Vorschau im Nachmittagsprogramm, die Szenen aus einem Horrorfilm enthielt.
Dieses Beispiel zeigt, dass auch Sendezeitbegrenzungen Kindern keinen Schutz vor nicht kindgerechten Inhalten bieten. Beim Interne ist die Sache noch komplizierter: Im Gegensatz zum Medium Fernsehen verläuft es nicht linear, sondern ist zu jeder Zeit verfügbar.
Jugendschutz im Internet kann also bestimmte Inhalte nicht einfach auf den späten Abend verschieben, sondern muss nutzerorientiert filtern. Das bedeutet: Nach bestimmten Kriterien werden Seiten als nicht geeignet klassifiziert und geblockt.
Das klingt im ersten Moment nach Zensur - und könnte es auch sein. Um den Mittelweg zwischen dem Schutz der Kinder und dem Schutz der Meinungsfreiheit zu gewähren, hat die Internet Content Rating Association, kurz ICRA, den neuen Filter ICRA PLUS entwickelt.
Das System beruht auf freiwilliger Selbstkontrolle der WebsitebetreiberInnen. Sie melden ihre Seite bei ICRA an und füllen dabei einen Fragebogen aus, der 45 Kategorien zu jugendgefährdenden Inhalten umfasst. Ihnen wird daraufhin ein Label geschickt, das sie in den Code ihrer Website integrieren.
Dieser Code wird wiederum von den NutzerInnen zu Hause am Computer abgerufen, allerdings nur, wenn auch sie bei ICRA angemeldet sind. Bei der Anmeldung wird der gleiche Fragebogen ausgefüllt, der auch den WebsitebetreiberInnen vorlag. So können Eltern Einfluss auf die Beschaffenheit des Filters nehmen und für verschiedene Familienmitglieder unterschiedliche Profile erstellen. Für den neunjährigen Sohn können also Nachrichtenseiten mit Meldungen über Gewalt und Unglücke geblockt werden, die der zwölfjährigen Tochter zugänglich sind.
Es stellt sich die Frage, welches Interesse WebsitebetreiberInnen daran haben sollten, ihre eigenen Seiten zu blocken. Tatsächlich besteht es wohl darin, eine umfassendere Zensur zu verhindern und das Internet als Medium weiter zu etablieren. So arbeitet die non-profit Organisation ICRA jetzt mit dem Verband der Internetwirtschaft in Deutschland (eco) zusammen, um den ICRA-Filter im deutschsprachigen Raum zu etablieren und so die Akzeptanz und kommerzielle Nutzung des Internets voranzutreiben.
Die Basisversion von ICRA PLUS ist für NutzerInnen und AnbieterInnen kostenfrei und kann auf den eco-Seiten heruntergeladen werden. Hier gibt es auch weitere Informationen zur Funktionsweise des Filters. So gibt es zum Beispiel bei nicht klassifizierten Seiten die Wahl zwischen einem totalen Block der Homepage und einem Button, der fragt, ob die Seite wirklich aufgerufen werden soll. Um die Akzeptanz des Systems bei WebsitebetreiberInnen zu steigern, ist der Block sicherlich wirkungsvoller - denn nicht angemeldete Seiten werden dann nicht aufgerufen, egal, ob sie jugendgefährdend sind oder nicht.
Die Zukunft des Filters hängt also stark von der Nutzung durch UserInnen und BetreiberInnen ab - und kann doch, neben allen wirtschaftlichen Aspekten, ein Stück Sicherheit für unsere Kinder bedeuten.
Mehr Informationen auf www.eco.de (für den deutschsprachigen Raum) und www.icra.org