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Beitrag vom 15.12.2010
63 Years On... - Der Kampf ehemaliger Zwangsprostituierter
Claire Horst
Ihre Geschichte ist heute fast vergessen: 100.000 bis 200.000 Frauen aus 13 Ländern wurden während des Asien-Pazifik-Krieges von der japanischen Armee entführt und versklavt. Sexuelle Gewalt ist...
... fester Bestandteil bewaffneter Konflikte, in jedem Land der Welt.
Die Geschichte der so genannten "Trostfrauen" (japanisch "Ianfu") hat jedoch besondere Dimensionen. Frauen aus Burma, China, Ost-Timor, Indonesien, Japan, Malaysia, den Niederlanden, Nordkorea, Papua Neuguinea, Philippinen, Südkorea, Taiwan und Thailand wurden aus ihren Heimatländern entführt und bis zum Ende des Krieges in Bordellen der Armee systematisch vergewaltigt. Besonders hart traf es Frauen aus Korea und Taiwan, deren Länder von Japan besetzt waren.
Betroffen waren meist Frauen aus armen Schichten. Sie wurden zum Teil mit Versprechungen von gut bezahlter Arbeit angeworben, teils einfach entführt. Insofern gleicht ihre Geschichte dem heutigen Menschenhandel. Anders als heutige Sklaverei wurde das System der "Troststationen" jedoch von der Armee selbst durchgeführt, mit Billigung der japanischen Regierung. Durch den regelmäßigen Bordellbesuch sollten der Kampfgeist gestärkt und Vergewaltigungen an der Bevölkerung verhindert werden.
Bis heute hat die japanische Regierung ihre Verantwortung dafür nicht eingestanden. Zwar hat der ehemalige Ministerpräsident Abe sich bei George Bush für das "Leid" der Frauen entschuldigt, an die Opfer selbst hat sich jedoch niemand gewandt. Sie warten bis heute auf Entschädigung und Anerkennung ihrer Qualen.
Lee Soo-San, 82-jährige Überlebende, sprach am 13. Dezember 2010 vor dem Menschenrechtsausschuss des Bundestags, einen Tag später zeigte der Korea-Verband den Dokumentarfilm "63 Years On…" im Arsenal-Kino. Lee ist eine der darin porträtierten Frauen.
Der Film macht deutlich, dass das Leben aller Betroffenen nach diesen Erlebnissen zerstört war. Sie litten nicht nur unter den körperlichen und psychischen Schäden der Misshandlungen – viele konnten nie wieder ein Sexualleben haben oder Kinder bekommen, nur 30 Prozent haben überhaupt überlebt –, sondern auch unter der anhaltenden Verdrängung. Weder in den Tribunalen nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch in späteren Jahren wurde ihre Geschichte zum Thema gemacht.
In Südkorea meldete sich erst 1991 mit Kim Hak-Soon die erste Frau zu Wort. Scham und die peinlich berührten Reaktionen der Umwelt hielten viele Frauen davon ab, von ihren Erlebnissen zu berichten. Seither sind immer mehr Opfer an die Öffentlichkeit gegangen, in Korea waren es bisher 235. Inzwischen werden sie von zahlreichen zivilen Organisationen unterstützt. In Korea wurden einige Wohnprojekte eingerichtet, in denen die meist armen Frauen unterkommen.
Doch auf internationaler Ebene hat sich bis heute nichts gerührt. Lee und ihre UnterstützerInnen fordern nicht nur eine offizielle Entschuldigung, die den Frauen ihre Würde wiedergeben würde. Es geht ihnen auch nicht nur um finanzielle Entschädigung. Vor allem verlangen sie eine Auseinandersetzung mit der Geschichte. Die Fakten sollen in japanische Schulbücher aufgenommen werden und ein Mahnmal in Japan gebaut werden. Die Hoffnung sinkt, dass die Frauen das noch erleben werden. Von den 235 Koreanerinnen leben schon jetzt nur noch rund 80. Sie alle sind über 80 Jahre alt.
Aufgeben wollen sie deshalb noch lange nicht. Seit 19 Jahren wird jeden Mittwoch vor der japanischen Botschaft in Seoul demonstriert. Am Mittwoch, dem 15. Dezember auch in Berlin.
Weitere Informationen unter: Korea Verband
Dort finden sich auch Links zu vielen Nichtregierungsorganisationen und Lektüretipps zum Thema.
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