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Beitrag vom 15.05.2019
Nationalistischer Mädchenkongress am 17. Mai 2019 in Berlin – So rekrutiert die AfD rechtsextremen Nachwuchs. Update: aus Kapazitätsgründen abgesagt
Saskia Balser
Unter dem scheinheiligen Motto "Mutige Mädchen machen (Frauen-) Politik der Zukunft" versammelt die AfD junge aktive und potentielle Parteimitglieder, allen voran Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst und ihre Tochter Ida-Marie Müller – eine Demaskierung.
Mit diskriminierenden Parolen beweist die "Alternative für Deutschland" zum wiederholten Mal ihr rückwärtsgewandtes Verständnis von Gleichberechtigung und niveaulosem Argumentieren. Für den von der AfD-Bundestags-Fraktion veranstalteten Kongress wird in der dazugehörigen Pressemitteilung mit folgenden Worten geworben:
"(…) Nicht alle jungen Frauen hüpfen mit Greta, wünschen sich mehr Informationen zum Schwangerschaftsabbruch, träumen von paritätischen Parlamenten oder freuen sich über Quotenregelungen und Toiletten für das sogenannte dritte Geschlecht.
Unser Kongress bringt junge Frauen und Mädchen zusammen, die den Mut haben, ihre eigenen Themen in die Politik zu bringen.(…)"Anlässlich der Veranstaltung findet zudem die Preisverleihung für den von der AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst organisierten "Mutige Mädchen"-Gedichtwettbewerb statt, der bis zum 26. April lief und Gedichte sammelte, die sich mit den Themen "Deutschland, Sicherheit, Frau/Mädchen" und "Zukunft" befassen.
Als Köder für junge Teilnehmer*innen diente Höchsts eigene Tochter, die 14 jährige Ida-Marie Müller.Diese hat bereits in der Vergangenheit für Furore gesorgt, als sie bei einem Poetry Slam des Stadtrats Speyer und des Bündnisses "Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage" einen Text vortrug, der eine starke "Fremden"feindlichkeit transportierte. So hieß es beispielsweise in ihrem Gedicht
"Das Problem mit der Zivilcourage":
" (…) Der Neger ist kein Neger mehr / Zigeuner darf man auch nicht sagen. Rassistisch ist das alles sehr / so hört man es an allen Tagen." Ida-Marie macht sich jedoch nicht nur über den Gebrauch von geschlechterneutraler Sprache lustig, wobei sie veraltetes und rechtsradikales Vokabular verwendet, sondern spricht sich auch direkt gegen Geflüchtete aus:
"Aus fernen Ländern kam der Gast / Dank Menschenhändlerbanden. Reist mit Handy, und ohne Pass / in den gelobten deutschen Landen. (…) " Die Instrumentalisierung von ÄngstenDer geplante Kongress will sich laut Werbeflyer unter anderem mit Kinderehen, Mobbing, Genitalverstümmelung und der Förderung von
"vorbildlichen Projekten junger Frauen und Mädchen" auseinandersetzen. Die Diskussionen über solche Themen verlaufen allerdings nicht wertneutral, sondern werden von der AfD in den Kontext der angeblichen "Islamisierung" gesetzt und gesteuert. Mit der bewussten Instrumentalisierung von Ängsten der Menschen vor beispielsweise sozialem Abstieg oder gesellschaftlichen Veränderungen werden Klischeebilder der "weißen" deutschen Frau, die durch "schwarze Wilde" betatscht wird, zementiert.
Die beiden jungen Frauen Linda Cariglia und Karolina Smaga, welche eine Vergewaltigung verhinderten, sind ebenfalls von der AfD benutzt worden. Obwohl sie nicht im Zusammenhang mit der Partei stehen wollen, wird mit ihnen für die Veranstaltung geworben.
Der Antifeminismus der AfDDie AfD verbindet Rassismus und Sexismus – auch in ihrem Wahlprogramm. Die Partei setzt sich gezielt gegen Gender Studies, Frauenquoten und geschlechterneutrale Sprache ein. Zudem bezeichnet sie den "Equal Pay Day" als eine "Propagandaaktion" und ist klar antifeministisch positioniert, was sich auch auf die Wähler*innenschaft auswirkt, die stark männlich dominiert ist. Der Mädchenkongress hat aus diesem Grund nicht die tatsächliche Förderung von Frauen und Mädchen, sondern die Rekrutierung von AfD-Wählerinnen zum Ziel.
AVIVA-Berlin ruft an dieser Stelle Eltern, Lehrer*innen, Erziehungsbeauftragte und auch junge Frauen dazu auf, sich nicht von der Mogelpackung "Poetry Slam-Wettbewerb für Mädchen" täuschen zu lassen: Der "alternative" Mädchenkongress befördert rechtsextremes Gedankengut, das auf keinen Fall an die jüngeren Generationen weitergegeben werden darf.
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:Heidi Benneckenstein - Ein Deutsches Mädchen. Mein Leben in einer deutschen Neonazi-FamilieHeidi war Nazi. Zu hundert Prozent. Mit ihrer Lebensgeschichte eines im Rechten Hass-Milieu aufgewachsenen Mädchens hat Heidi Benneckenstein nach ihrem Ausstieg ein selbstreflektiertes Zeitzeugnis zur Nazi-Ideologie in Deutschland geschaffen. Ihr Buch gibt eine detaillierte Einsicht in die Struktur einer Szene, deren Ziel es ist, ihrer Jugend rechtsextremes Gedankengut zu indoktrinieren. (2017)
Esther Lehnert und Heike Radvan - Rechtsextreme Frauen. Analysen und Handlungsempfehlungen für soziale Arbeit und PädagogikDie Autorinnen Lehnert und Radvan, beide tätig in der Fachstelle für Gender und Rechtsextremismus der Amadeu-Antonio-Stiftung, beleuchten ein unterschätztes Phänomen und plädieren für eine genderreflektierte Haltung gegenüber Rechtsextremismus, nicht nur im Bereich der sozialen Arbeit und Pädagogik. (2016)
Privat ist die sehr nettMit freundlicher Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft: Wie Nazifrauen Politik machen. Ein Beitrag von Stella Hindemith, Fachstelle Gender und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung (2014)
Kriegerin - ein Film von David Wnendt mit Alina Levshin und Jella Haase. Ab 9. Oktober 2012 auf DVD/BluRayEin kompromissloses, differenziertes und schmerzliches Sozialdrama, angesiedelt in der Neonazi-Szene, bei dem sich die Grenze von Fiktion und gegenwärtiger Realität bestürzend aufzulösen scheint. (2012)
Kathrin Kompisch - Täterinnen. Frauen im NationalsozialismusDie NS-Täterinnen waren jahrzehntelang aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden. Kathrin Kompisch untersucht, in welchen Bereichen Frauen an den Verbrechen der NS-Diktatur beteiligt waren. Die Geschichtsforschung zur NS-Diktatur war lange Zeit ausschließlich auf die männlichen Täter und Mitläufer fokussiert, allein über Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Hermann Göring wurden dutzende Biographien verfasst. (2008)
Rechtsextremismus ist auch FrauensacheWie der stern (45/2007) berichtet, hat die NPD Frauen als Sympathieträger für rechte Anliegen neu entdeckt. Auch Mut-Gegen-Rechte-Gewalt.de untersucht im November 07 weibliche Neo-Nazis. (2007)
Weitere Informationen und Initiativen zum Thema unter:"AfD-Watch" – der Beobachter*innen-Blog der Partei "Alternative für Deutschland":
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www.bpb.deRechtsextreme Frauen übersehen und unterschätzt. Analysen und Handlungsempfehlungen der Amadeu Antonio Stiftung (2016):
www.amadeu-antonio-stiftung.deEin Interview mit der promovierten Erziehungswissenschaftlerin und Rechtsextremismusexpertin Heike Radvan über die Folgen von Neonazi-Ideologien in der Erziehung für die Kinder (2012):
www.belltower.news