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Beitrag vom 24.02.2012
Beate Klarsfeld for President. Voten auf prager-fruehling-magazin.de jetzt möglich
Annika Hüttmann
Auf den ersten Blick gibt es Anlass zur Freude, auf den zweiten Blick kann mensch nur wütend werden. Ausgerechnet die Parte "Die Linke" schlug die Journalistin und Aktivistin für das Amt der ...
... Bundespräsidentin vor.
Es gibt viele Gründe, warum Beate Klarsfeld eine wünschenswerte Bundespräsidentin wäre. Endlich würde ihr Engagement für die juristische Verfolgung von Verbrechern des Nationalsozialismus und ihre unermüdliche Arbeit gegen das Vergessen der Opfer der Nazis öffentlich gewürdigt werden. Eine Person, die fast ihr gesamtes Leben gegen Antisemitismus gekämpft hat, als Staatsoberhaupt zu wählen, wäre eine deutliche Reaktion auf den schockierenden "Bericht des Expertenkreises Antisemitismus" von 2011, der zeigt, wie weit verbreitet und tief verwurzelt selbiger in Deutschland ist. Die moralische Verantwortung, die das Amt mit sich bringt, könnte endlich wieder glaubwürdig verkörpert werden. Und nicht zuletzt ist wäre auch die Tatsache, dass zum ersten Mal eine Frau dieses Amt bekleiden würde ein Grund, in Jubel auszubrechen.
Klarsfelds Kampf gegen den Antisemitismus
Beate Klarsfeld, 1939 in Berlin geboren, wurde von Gesine Lötzsch als mögliche BundespräsidentInnenkandidatin der Linken ins Gespräch gebracht, was einerseits den positiven Effekt hat, dass Klarsfeld wieder in den Blick der Öffentlichkeit gerät. Mensch erinnert sich an die berühmte Ohrfeige, die die Journalistin 1968 an den damaligen Bundeskanzler Kiesinger austeilte um auf seine NSDAP-Vergangenheit aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit ihrem Mann Serge Klarsberg setzte sie sich später dafür ein, dass ehemals hochrangige Nazis wie Alois Brunner, Kurt Lischka und Klaus Barbie verurteilt wurden. Die beiden gründeten die "Beate Klarsfeld Foundation" um Verbrechen des Nationalsozialismus und dessen Opfer zu dokumentieren, die dafür Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und verfolgte Juden und Jüdinnen zu unterstützen. Durch unterschiedlich Publikationen und die vom Ehepaar gemeinsam konzipierte Ausstellung "Enfants juifs déportés de France", welche sich der damalige Bahnchef "Mehdorn" weigerte an deutschen Bahnhöfen auszustellen, leisteten die beiden einen Beitrag gegen das Vergessen und die Anonymisierung deportierter und ermordeter JüdInnen.
Die richtige Kandidatin, der falsche Weg
Andererseits gibt es eigentlich nichts Positives daran, dass ausgerechnet die Linke Klarsfeld als Kandidatin nominieren möchte. Denn wie ernst kann mensch es nehmen, wenn eine Partei, die ein gutes Beispiel dafür ist, wie verbreitet und lebendig Antisemitismus in Deutschland leider ist, eine überzeugte Kämpferin gegen den Antisemitismus vorschlägt? Es macht die Sache nicht besser, dass die Linke vielleicht generell nur eineN KandidatIn stellen möchte, da sie beleidigt ist, dass Angela Merkel sie nicht mitentscheiden ließ, als die anderen Parteinen nach einer Konsenslösung suchten, die nun in Joachim Gauck gefunden wurde. Außerdem ist es noch nicht einmal sicher, dass die Linke Klarsfeld vorschlagen wird, denn mit dem Sozialwissenschaftler Christoph Butterwegge und der Abgeordneten Luc Jochimsen sind noch zwei weitere KanditatInnen im Gespräch. Klarsfeld, die in einem Interview mit Zeit Online bestätigte, dass sie eine Kandidatur annehmen würde, muss nun also warten, wie sich die Partei entscheidet. Während die Öffentlichkeit die widersprüchliche und unentschlossene Vorgehensweise der Linken belächelt. Diese Unglaubwürdigkeit der Partei schadet auch der Glaubwürdigkeit Klarsfelds, denn sie wird nun mit dieser in Verbindung gebracht. Sie läuft Gefahr, dass ihre Verdienste in den Hintergrund geraten und sie stattdessen in Zukunft symbolisch für die Fehltritte, die die Linken gerade begehen, stehen wird.
Dennoch wäre Klarsfeld eine gute Kandidatin. Hätte die Linke sie nicht benutzt, um gegen die anderen Parteien ins Feld zu ziehen und sich als etwas darzustellen, dass sie nicht sind. Dass sie gegen Gaucks Lobby kaum eine Chance hat, steht fest, aber sie, als Frau und als Aktivistin, antreten zu lassen, hätte eine tolle symbolische Handlung werden können. Ein Tipp für die nächste BundespräsidentInnenwahl: Auch Privatpersonen können KandidatInnen vorschlagen, indem sie sich direkt an die Bundestagsfraktionen wenden. Der Journalistinnenbund hat in ihrem Blog Watch-Salon mehrere "Listen mit Frauen, die dieses Amt bekleiden könnten" aufgestellt. Also: Einfach inspirieren lassen! Und: Vorschläge bitte nicht an die Linke.
Ein Voting für Beate Klarsfeld ist ab sofort möglich!
Mit folgendem Text können Sie sie als Bundespräsidentin vorschlagen:
Hallo,
ich finde, Beate Klarsfeld soll Bundespräsidentin werden. Sie steht wie kaum eine jemand anderes für Antifaschismus in Deutschland. Dennoch wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verwehrt. Bitte unterstütze auch du die Unterstützungsunterschriftenliste der Redaktion des prager frühlings.
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