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Beitrag vom 28.03.2013
Julia Pierson beschützt Obama - erstmals eine Frau zur Chefin des Secret Service ernannt
Lou Zucker
Nachdem CNN Obamas Kabinett einen "boys club" nannte, erhebt der US-amerikanische Präsident nun eine Frau an die Spitze der Behörde, die unter anderem für seine persönliche Sicherheit zuständig ist.
Barack Obama verdankt seine Wiederwahl vor allem den Frauen der USA. In seinem Kabinett spiegelt sich das allerdings kaum wieder: Gerade einmal drei von 15 Minister_innenposten sind von Frauen besetzt. Dafür musste er sich im Januar 2013 vom Nachrichtensender CNN die Schlagzeile "Obama´s Cabinet shaping up to be a boys club" gefallen lassen. Nicht nur die Zahlen, auch die Verteilung innerhalb des Ministeriums lassen wenig Wandel in Bezug auf Geschlechterverhältnisse erkennen. Genau wie in Deutschland sind die traditionell von Männern bekleideten Posten an der Spitze des Finanz- und des Verteidigungsministeriums auch unter Obama in Herrenhand.
Besonders männlich dominiertes Terrain im politischen System der USA betrat am 26. März 2013 Julia Pierson. Seit der Gründung des Secret Service 1865 ist sie seine erste weibliche Chefin. Pierson untersteht damit eine Behörde mit einem 1,5-Milliarden-Dollar-Etat, 3500 Spezialagent_innen und 1400 Polizeibeamt_innen, die unter anderem für die persönliche Sicherheit des Präsidenten, seiner Familie und hoher Staatsgäst_innen verantwortlich ist. Ursprünglich zur Bekämpfung von Falschgeld gegründet, ist der Secret Service außerdem für den Schutz des US-amerikanischen Finanzsystems und für die Ermittlung gegen Betrug zuständig.
Hinter Obamas Entscheidung, den in Ruhestand getretenen Mark J. Sullivan durch eine Frau zu ersetzen, wird die Absicht vermutet, das öffentliche Ansehen der männlich dominierten Behörde nach einem Sex-Skandal wieder herstellen zu wollen. Vor einem Jahr sollen sich Agenten des Secret Service in Cartagena, Kolumbien, während der Vorbereitungen für die Ankunft des Präsidenten, betrunken und die Nacht mit Prostituierten verbracht haben. An die Öffentlichkeit drangen die Ereignisse vor allem aufgrund eines Streits zwischen einem der Agenten und einer Sex-Arbeiterin. Anstatt der am Abend vereinbarten 800 US-Dollar wollte er ihr nur 30 bezahlen.
"Julia´s reputation within the service is extraordinary", betonte der Präsident in seiner Gratulationsrede nach Piersons Amtsschwur. "I couldn´t be placing our lifes in better hands than Julia´s". Laut New York Times betonte er zudem ihre herausragenden Qualifikationen: Nach einer Zeit als Polizeibeamtin begann die Frau aus Orlando, Florida, ihre 30-jährige Karriere beim Secret Service als Special Agent – ein Beruf der innerhalb der Behörde zu 90% von Männern ausgeübt wird. Sie leistete George W. Bush Senior vier Jahre lang Personenschutz und war seit 2008 Stabschefin ihres Amtsvorgängers Sullivan.
Einige Agenten scheinen sich dennoch nicht damit abfinden zu können, ab jetzt unter dem Kommando einer Frau zu stehen. Gegenüber der Washington Post äußerte einer von ihnen "She´s not done her time in the trenches, she´s mostly been riding a desk." und disqualifizierte dabei Piersons Zeit als Polizistin und als Personenschützerin. Auch hierzulande lassen Schlagzeilen wie die der Hamburger Morgenpost "Obama hat ´ne Neue an seiner Seite", darauf schließen, dass eine Frau in Piersons Position noch immer nicht vollständig ernst genommen wird.
Mehr Infos zu Julia Pierson unter: www.secretservice.gov
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Quellen:
Süddeutsche, Deutschlandradio, New York Times, Washington Post, CNN