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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 12.03.2013


Freischaltung des bundesweiten Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen
AVIVA-Redaktion

08000 116 016 – Rund um die Uhr bietet diese Hotline ab jetzt gewaltbetroffenen Frauen unbürokratisch eine kompetente Erstberatung, sowie Informationen zu Unterstützungseinrichtungen vor Ort.




Kostenlos, mehrsprachig, barrierefrei

Bereits vor einem Jahr ist das 2011 vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Einrichtung eines bundesweiten Hilfetelefons in Kraft getreten. Am sechsten März 2013, rechtzeitig zum diesjährigen internationalen Frauentag, erfolgte nun endlich die Freischaltung der Hotline "Gewalt gegen Frauen".

In Deutschland gibt es, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zufolge, bereits ein dichtes Netz von Unterstützungseinrichtungen. Dennoch erreichen diese Angebote viele von Gewalt betroffene Frauen nicht. Es fehlte bislang ein Hilfsangebot, das jederzeit ohne Hürden, kostenlos, anonym, vertraulich, bei Bedarf mehrsprachig und auch für Hörgeschädigte und Gehörlose erreichbar ist.

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Lücke zu schließen. Es richtet sich an Frauen, die von Gewalt betroffen sind und Menschen aus ihrem sozialen Umfeld sowie Personen, die beruflich oder ehrenamtlich gewaltbetroffene Frauen beraten und unterstützen. Qualifizierte Beraterinnen bieten kompetente Erstberatung an und weisen die Betroffenen zur weiteren Betreuung auf Unterstützungseinrichtungen vor Ort hin. Für die Weitervermittlung an lokale Hilfeangebote wird eine Datenbank mit Beratungsstellen und Frauenhäusern erstellt. Das bundesweite Hilfetelefon wird beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Köln eingerichtet.

Die bereits seit 1999 bestehende BIG-Hotline (Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen e.V.) bietet die gleichen Dienste für den Raum Berlin an und wird eng mit dem bundesweiten Hilfetelefon zusammenarbeiten. Im vergangenen Jahr gingen dort 4.356 Anrufe von Frauen ein und über 2.500 Frauen und Kinder haben in Berlin die Frauenhäuser und Zufluchtswohnungen in Anspruch genommen. In ganz Deutschland sind es, dem Deutschen Frauenrat zufolge, jährlich 40 000.

Gewalt ist nicht privat sondern immer auch politisch

Monica Krüpper, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, begrüßte die Einrichtung der bundesweiten Hotline, gab jedoch zu bedenken, die Nummer könne nur dann ihren Zweck erfüllen wenn konkrete Hilfsangebote und Schutzräume in ausreichendem Maße vorhanden seien. "Gewalt", so Krüpper, "auch wenn sie im privaten Raum begangen wird, ist nicht privat. Sie ist ein gesellschaftliches Übel, das politisch gelöst werden muss. Daher wiederholen wir auch heute unsere langjährigen Forderungen nach einer angemessenen und verlässlichen Finanzierung der Frauenhäuser, Zufluchtswohnungen, Notrufe und Beratungsstellen. Gewaltbetroffene Frauen brauchen einen Rechtsanspruch auf Schutz, Hilfe und Unterstützung. Außerdem muss das Gewaltschutzgesetz verbessert werden, indem das Wohl und die Sicherheit der Mutter über das Umgangsrecht des Vaters gesetzt wird."

Zudem sprach sich das Frauenratsmitglied für einen breiten Widerstand gegen "die zunehmend aggressivere Kommerzialisierung und Zurichtung weiblicher – und männlicher – Körper zu Waren oder zu deren Accessoires" aus. Dies schaffe generellen Nährboden für alltäglichen Sexismus, der, wie Gaucks abfällige Äußerungen zur "#Aufschrei"-Debatte wieder gezeigt haben, in unserer Gesellschaft immer noch tief verankert ist. Die breite Debatte über das Thema, vor allem von Seiten einer jungen Frauengeneration, mache deutlich "wie stark das Geschlechterverhältnis immer noch von Gewalt geprägt ist"

Weitere Infos unter:

www.hilfetelefon.de

www.big-hotline.de

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