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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 04.11.2007


Rechtsextremismus ist auch Frauensache
Stefanie Denkert

Wie der stern (45/2007) berichtet, hat die NPD Frauen als Sympathieträger für rechte Anliegen neu entdeckt. Auch Mut-Gegen-Rechte-Gewalt.de untersucht im November 07 weibliche Neo-Nazis.




"Deutschland ist auch Frauensache" – mit diesem Slogan wirbt der "Ring Nationale Frauen" (RNF). Der RNF, der 2006 gegründet wurde, ist eine Arbeitsgemeinschaft unter dem Dach der NPD mit dem Ziel der: "Übernahme von Verantwortung in den Kommunen, auf Landes- und Bundesebene" (laut RNF-Website). Denn in der NPD sind Frauen bisher in den wichtigen Positionen stark unterrepräsentiert, im stern heißt es, "im Bundesvorstand der NPD sind lediglich zwei Frauen vertreten, ansonsten gibt es bundesweit nur eine Landesvorsitzende und eine Landtagsabgeordnete" . Das soll sich nun ändern, finden der RNF und die NPD.

Frauen als Sympathieträger nach außen
Im Gegensatz zu den kahl geschorenen männlichen Vertretern der rechten Szene mit Springerstiefeln, werden in der NPD "Frauen bei Veranstaltungen bewusst nach vorn gestellt, weil sie sympathisch aussehen und deeskalierend wirken" hat Petra Zais vom Kulturbüro Sachsen, einer Initiative gegen Rechtsextremismus, gegenüber stern festgestellt. Doch hat die NPD den Vorzug von Frauen nicht nur als "Imageverbesserung" nach außen erkannt, sondern auch in den eigenen Reihen:
Frauen als Stabilisator nach innen
Ein erhöhter Frauenanteil in der rechten Szene bringt zudem den Vorteil mit sich, dass die Männer nun mit Gleichgesinnten anbandeln können. Da es in der gesamten rechtsextremistischen Szene in Deutschland einen Überschuss an Männern gibt, kam es meist zu Liebschaften mit Frauen außerhalb der rechten Vereinigungen. Diese führten wiederum nicht selten zum Ausstieg.

Judith Rothe, Stellvertretende Bundessprecherin des RNF, und ihr Lebensgefährte Enrico Marx – ein "bekannter Neonazi" laut Verfassungsschutzbericht Sachsen-Anhalt sind so ein NPD-Traumpaar: u.a. produziert und vertreibt er Rechts-Rock und veranstaltet Festivals. Beide sind auch anderweitig in rechten Vereinigungen aktiv. Wenn in einigen Jahren der Nationalsozialismus im Schulunterricht durchgenommen wird, wollen sie ihren Söhnen zu Hause "ein anderes Geschichtsbild" lehren. Bedenklich ist auch die Tatsache, dass Frau Rothe von 24 anderen Eltern in den Elternrat an der Schule ihrer Kinder gewählt wurde, obwohl diese - wie sie dem stern stolz erzählt - wissen, was sie tut.

Rechtsradikale Frauen und Mädchen im Visier:
Seit 2006 erstellt die Redaktion von Deutschlands einzigem tagesaktuellen Internetportal "Mut-Gegen-Rechte-Gewalt.de" die Berichte zu den Monatsschwerpunkten der neuen Fachwebsite der Bundeszentrale für politische Bildung über Rechtsextremismus. Schwerpunkt im November 2007 ist das Thema "Frauen im Rechtsextremismus" mit Fachbeiträgen der Journalistin und NPD-Kennerin Andrea Röpke, der politischen Bildnerin Gabi Elverich, der Mona Lisa-Redakteurin Beate Frenkel, der SZ-Reporterin Brit Meinhardt, der Bundestagsabgeordneten Monika Lazar (Bündnis90/Die Grünen) und anderen mehr.

Bislang machten Frauen nur einen kleinen Teil der rechtsextremen Szene aus, aber ihre Zahl nimmt auffällig zu, stellt die MUT-Redaktion fest. Um die Szene für Frauen attraktiv zu machen und Frauen darin zu halten, werden sie mittlerweile stärker in reflexive Strukturen integriert. Die Rolle von Mädchen und Frauen bleibt jedoch weiterhin vorrangig als Helferin und Mutter definiert - um die völkischen Ziele der Neonazi-Bewegung zu erreichen.

Weitere Infos

Bundeszentrale für Politsche Bildung: www.bpb.de/rechtsextremismus

Mut gegen rechte Gewalt: www.mut-gegen-rechte-gewalt.de


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Beitrag vom 04.11.2007

AVIVA-Redaktion