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Beitrag vom 29.04.2003
Aufstand der Anständigen
Jessica Cohen
Geburtsstunde der Internet-Plattform mut-gegen-rechte-gewalt.de, eine umfassende Informationsquelle zu Rechtsextremismus, die ermutigen will, sich für die Werte der Zivilgesellschaft einzusetzen
Am 29. April 2003 wurde mut-gegen-rechte-gewalt.de mit einer Pressekonferenz in Berlin gestartet. Die Internet-Plattform informiert über aktuelle Entwicklungen zum Thema Rechtsextremismus und stellt Gegenstrategien vor: Aktionen, Initiativen und Projekte, die sich rechter Gewalt entgegenstellen.
Symbolträchtig ist es, dass die Online-Plattform 60 Jahre nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto ins Leben gerufen wurde. Aus Furcht vor der Deportation lehnte sich die jüdische Bevölkerung des Ghettos 1943 gegen die Nationalsozialisten auf. Ihr Widerstand wurde auf brutalste Weise niedergeschlagen.
mut-gege-rechte-gewalt.de soll Mut machen, Zivilcourage zu zeigen. Menschen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine tolerante und offene Gesellschaft einsetzen, finden auf der Website einschlägige Informationen und wirksame, unbürokratische Hilfestellungen: Zum Beispiel gute Argumente gegen rechtsradikale Sprüche, die auf der Familienfeier geklopft werden.
Die Internet-Plattform ist eine Initiative des Hamburger Magazins stern und der Amadeu Antonio Stiftung. Seit Jahren fördert die Stiftung Projekte, die für Werte der Zivilkultur und der Demokratie eintreten. Ihre Vorstandsvorsitzende,
Anetta Kahane, sieht die Website als „Treffpunkt für alle Interessierten, nicht nur für Spezialisten und deren besondere Perspektive auf das Thema.“
Die stern-Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“ wurde im August 2000 ins Leben gerufen. Chefredakteur Andreas Petzold sieht es als ein wichtiges Ziel der Internet-Plattform, „den Informationsmissstand in Bezug auf das drängende Thema Rechtsextremismus zu reduzieren.“
Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, begrüßt die neue Internet-Plattform als „gute Initiative, um die Zivilgesellschaft zu stärken“. Unter ihrer Federführung läuft das Aktionsprogramm der Bundesregierung „Jugend für Toleranz und Demokratie“.
Finanzielle Unterstützung bekommt das Online-Forum von der SAP AG.
Der Anbieter von Unternehmenssoftware beschäftigt rund 29.000 Menschen aus über 100 Nationen. Dazu Dr. Herbert Heitmann, Leiter der Unternehmenskommunikation: „Gerade im betrieblichen Umfeld ist Vielfalt unter den Mitarbeitern einer der Schlüsselfaktoren, um in einer globalen Gesellschaft wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Und wer daher diese Vielfalt durch Gewalt oder Intoleranz verhindert, schädigt nicht nur Unternehmen, sondern uns alle.“
Auch Prominente engagieren sich gegen Rechtsextremismus und für die Internet-Plattform www.mut-gegen-rechte-gewalt.de. So zum Beispiel Sabine Christiansen:
"Extremismus und Gewalt sind mit dem Leben in unserer demokratischen Gesellschaft unvereinbar. Auch wenn das Thema Rechtsradikalismus in den Nachrichten nur noch selten vorkommt, dürfen wir nicht das Bewusstsein für dieses Problem verlieren. Wir müssen Rechtsradikalen entgegentreten, ihr Gedankengut bekämpfen, Partei für ihre Opfer ergreifen. Rechtsradikale sind Täter wider ein Klima von Toleranz und Offenheit in unserer Gesellschaft, Täter wider Andersdenkenden, im schlimmsten Fall Täter wider anderen Menschen."