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Beitrag vom 14.01.2008
Die Träne von Portsmouth – Hillary Clinton und die Medien
Silvy Pommerenke
Der Vorwahlkampf in den USA tobt dermaßen stark, als ginge es bereits um die tatsächliche Endentscheidung in den Präsidentschaftswahlen. Dabei ist es noch ein gutes Jahr hin,...
...bis der oder die neue Präsidentin vereidigt werden wird.
Am 20. Januar des letzten Jahres hatte Hillary Clinton ihre Kandidatur bekannt gegeben, und seitdem ist viel über die ehemalige First Lady in den Medien berichtet und geurteilt worden. Vor allem in den letzten Tagen überschlugen sich die Berichte, nachdem sie während eines Gespräches mit Anhängerinnen in einem kleinen Café in Portsmouth auf die Frage, wie sie denn diesen Wahlkampf aushalten würde, (angeblich) zu Tränen gerührt war.
Nachdem HC den Auftakt in Iowa sehr deutlich verloren hatte,
zog sie bei den Vorwahlen in New Hampshire unerwartet um rund drei Prozent – mit knapp 7.000 Stimmen - an ihrem Konkurrenten Obama vorbei. Die Medien warfen ihr vor, sie hätte die emotionale Rede mit der öffentlichkeitswirksamen Träne - die man allerdings nur mit großem Interpretationswillen erkennt - bewusst inszeniert, um an WählerInnenstimmen heranzukommen. Ob nun gewolltes oder unbewusst geweintes Nass, so wird eines deutlich: Die (un)geweinte Träne der Hillary Clinton hat in der Tat das Wahlergebnis beeinflusst. Allerdings muss man sich besorgt bei der
leichten Manipulierbarkeit der amerikanischen WählerInnen fragen, ob ein Tropfen Tränenflüssigkeit mehr zählt als sämtliche politischen Inhalte?
Am 5. Februar 2008 kommt es dann zum
"Super Tuesday". An diesem Tag werden Vorwahlen in mehr als 20 Bundesstaaten stattfinden, deren Ergebnisse zu einer deutlichen Favorisierung beitragen dürften. Bevor es aber zu einer Entscheidung kommen wird, betreiben die Medien – wie es scheint – eine gezielte Kampagne. Während der 46-jährige Barack Obama oftmals auf Photos gestylt wie ein Hollywood-Schauspieler dargestellt wird, erscheinen immer öfter Bilder der 60-jährigen Hillary Clinton, auf denen sie manchmal mehr einem Gebetskreis zuzuordnen ist, als dass sie wie eine toughe Juristin abgelichtet wird. Bleibt also die Frage, wer bewusst inszeniert und dadurch letztendlich manipuliert.
Inhaltlich sind die beiden PolitikerInnen – auch wenn Obama dem linksdemokratischen und Clinton dem rechtsdemokratischen Spektrum zuzurechnen ist - allerdings gar nicht so weit voneinander entfernt und heben sich deutlich von der Politik eines George Bush`s ab. Die beiden PräsidentschaftskandidatInnen sprechen vor allem eine unterschiedliche WählerInnenschaft an. Während Obama in erster Linie die ErstwählerInnen auf sein Konto verbuchen kann, bezieht Clinton ihre Stimmen vorzugsweise von Frauen mittleren Alters, auch wenn sie bei ihrem Wahlerfolg von New Hampshire jede Menge Jungwählerinnen für sich gewinnen konnte. Die Senatorin sieht den grundsätzlichen Unterschied zu ihrem politischen Gegner darin,
dass "man [...] mit Poesie vielleicht eine Wahl gewinnen [kann], aber man muss mit Prosa regieren." Es bleibt spannend bei den amerikanischen Vorwahlen, beim Kampf um das wohl mächtigste Amt der Welt. Nur darf eines nicht vergessen werden: Weder Hautfarbe noch Geschlecht sind Garant für eine wahrlich demokratische und soziale Politik. Das einzige, was sicher zu sein scheint: Der Wechsel steht vor der Tür. Und vielleicht wird sich die Aussage der Friedensaktivistin
Joyce McCartan bewahrheiten:
"Es braucht Frauen, um Männer zur Vernunft zu bringen."Lesen Sie auch unsere Rezension zum Buch
"Gelebte Geschichte" (2003) von Hillary Rodham Clinton auf AVIVA-Berlin.