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Beitrag vom 19.09.2003
20 Jahre Wildwasser - Jubiläumskongress
Ilka Fleischer
Vor zwei Jahrzehnten entstand Wildwasser e.V. aus einer Selbsthilfegruppe von Frauen, die als Mädchen sexualisierte Gewalt erlebt hatten. Nun wird vom 25.-27.09. zum Jubiläumskongress geladen.
Als sich 1982 eine Berliner Selbsthilfegruppe zum Thema "sexueller Missbrauch" zusammenfand, legten die Frauen nicht nur den Grundstein für Wildwasser e.V., sondern auch für eine breite gesellschaftliche Sensibilisierung: Nachdem Wildwasser 1983 gemeinsam mit Fachfrauen aus unterschiedlichen Berufsbereichen gegründet war, gehörten Inzest und Kindesmissbrauch lange Zeit zu den gesellschaftlichen Top-Themen.
In diesem Kontext kristallisierten sich für die Berliner Wildwasser-Frauen im Laufe der beiden Jahrzehnte folgende Projekt-Schwerpunkte heraus:
- Frauenselbsthilfe, Beratungsstelle und Laden
- Mädchennotdienst mit 10 Plätzen für Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 - 18 Jahren
- Zwei Mädchenberatungsstellen in Berlin-Wedding
Inzwischen ist es zwar rund um das Themenfeld sexualisierte Gewalt wieder stiller geworden, dennoch untermauern aktuelle Statistiken sowohl den politischen Handlungsbedarf als auch die Notwendigkeit professioneller Beratungs-Einrichtungen wie Wildwasser. So wird seit Jahren eine
Quasi-Stagnation der Anzahl sexuell missbrauchter Kinder auf hohem Niveau konstatiert: Allein im Jahr 2001 wurden insgesamt 15.117 Fälle erfasst. Nach Schätzungen des Bundesfamilienministeriums ist mit einer Dunkelziffer zwischen 50.000 und 300.000 Fällen im Jahr zu rechnen. 80-90 % der Täter sind Männer, 75-80 % der Opfer Mädchen. Von den zur Anzeige gebrachten Fällen führen nur etwa 10 % zu einer gerichtlichen Hauptverhandlung. Die Betroffenen haben mit den Folgen des Missbrauchs oft ein Leben lang zu kämpfen.
Unter dem Titel
"Parteiliche Arbeit gegen sexuelle Gewalt - Herausforderungen für die Zukunft" geht der Jubiläumskongress
vom 25.09. bis Samstag 27.09.03 im Umweltforum Berlin denn auch u.a. der Entwicklung des "Öffentlichen Blicks" von 1983 - 2003 nach. In Workshops und Vorträgen werden darüber hinaus eine Vielzahl von Themen zu sexualisierter Gewalt angesprochen: Am Donnerstag beteiligt sich z.B. Terre des hommes mit einem Vortrag über die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Ursula Enders von Zartbitter mit dem Beitrag "Traumatisierte Institutionen". Außerdem werden beispielsweise Workshops zur Traumaarbeit mit Kindern und Jugendlichen und zur Anzeigepflicht nach der geplanten Sexualstrafrechtsreform durchgeführt.
Am Freitag steht eine sog.
Open Space-Veranstaltung auf dem Programm:
"Open Space baut auf die kreative Kraft der Selbstorganisation der Teilnehmenden, auf deren Gespür für die wirklich wichtigen und interessanten Themen und auf die Fähigkeit der Teilnehmenden, Eigenverantwortung zu übernehmen."Als Leitfaden dient hierbei der Titel
"Metamorphosen" - zukünftige Entwicklungschancen in der Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt - Bilanzen und Visionen.
Am Samstag führt der Vortrag "Gendermainstreaming: Chancen und Grenzen in der Kinder- und Jugendhilfe" dann wieder zum herkömmlichen Kongress-Programm zurück. Weitere Referate und Workshops wie z.B. zum Opferentschädigungsgesetz, zu Psychodrama in der Beratungsarbeit , zum internationalen Vergleich oder zur Thematik "Sexuelle Übergriffe unter Kindern" münden schließlich in ein Abschlussplenum.
Bei einem großen Frauenfest endet der themenschwere Kongress dann mit Djane Ipek und Live Musik von Clarissa y las Diablitas.
Veranstaltungsort:Umweltforum - Berlin / Auferstehungskirche
Pufendorfstr. 11
10249 Berlin - Friedrichshain
www.umweltforum-berlin.dePreise:Tageskasse:
- Tageskarte: 45,- €
- alle 3 Tage: 115,- €
Die Tageskasse ist an den Kongresstagen ab 8.00 Uhr geöffnet.
Fest:
Eintritt: 5,- € - €
Ermäßigungen für: StudentInnen/ Auszubildende, Schwerbehinderte, SozialhilfeempfängerInnen, Arbeitslose, RentnerInnen