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Beitrag vom 01.05.2008
Jasmina Maschina im Interview
Clarissa Lempp
Mit "The Demolition Series" nahm Jasmine Guffond, Teil des australischen Elektro-Duos Minit, ein verspieltes "sonic-folk"-Album auf. AVIVA befragte sie zu homerecording, Bands und ihrer Musik…
AVIVA-Berlin: Du machst schon lange elektronische Musik mit deinen Bands Minit und Organ Eye. Dein erstes Soloalbum ist aber doch eindeutig vom Folk geprägt.
Jasmina Maschina: Ich habe mich schon immer mit Folk Music beschäftigt. Ich habe in Bands gespielt und auch schon immer selbst Songs geschrieben. Jetzt bin ich es einfach ernsthafter angegangen. Als ich mich sicher genug fühlte, habe ich angefangen aufzunehmen.
AVIVA-Berlin: Das Album entstand komplett im homerecording?
Jasmina Maschina: Ja, bis auf das letzte Lied "Asleep". Es wurde zusammen mit Elisabeth Enke in den SA Studios, der Schule für Audio Engineering, aufgenommen. Sie studierte zu diesem Zeitpunkt dort.
AVIVA-Berlin: In einem Zitat, aus dem Stadtmagazin "Tip", wirst du in einer Linie "mit meditativen Songwritern" im Berliner Exil wie Herman Düne, Kat Frankie, Kiki Bohemia oder Erlend Oye genannt. War Berlin der richtige Ort, zur richtigen Zeit, um sich inspirieren zu lassen?
Jasmina Maschina: Schon bevor ich nach Berlin kam, war ich von Folk Music inspiriert. Vor allem durch die australische Band "The garbage and the flowers". Torben (Tilly von Minit, der auch in Berlin lebt) machte mit ihnen Musik. Wir trafen uns in Sydney und spielten zusammen. Da fing ich an. Folk wirklich zu hören.
AVIVA-Berlin: Du hast hier schnell ein großes Netzwerk an MusikerInnen geschaffen: Heidi Mortenson, die bereits erwähnte Kiki Bohemia oder The Golden Diskoship. War das Soloalbum auch Ruhepunkt, um in der Fremde anzukommen?
Jasmina Maschina: Ich hatte nie den Wunsch ein Soloalbum zu machen. Ich wollte eigentlich immer in einer Band spielen. "The Demolition Series" nahm ich in einer Zeit auf, in der ich nicht wusste, mit wem ich Musik machen könnte. Also habe ich selbst Musik gemacht und dachte, vielleicht kommen so andere auf mich zu oder ich kann dadurch anderen Musikern begegnen. Aber dann wird man irgendwie süchtig danach, alleine Musik zu machen und einen eigenen Weg einzuschlagen. Nicht live, aber beim Schreiben, beim Aufnehmen. Das war, was mich inspiriert hat, als ich nach Berlin kam. Es gibt hier viele Solo-Acts. Vielleicht hat mich das bewegt zu denken: "oh ja, das kann ich auch."
AVIVA-Berlin: Und wie ist es jetzt, solo zu spielen?
Jasmina Maschina: Ich trete immer noch mit Band auf und ich will auch weiterhin mit einer Band spielen. Im September mache ich eine Solo Show, hier in Berlin auf dem "Solo Festival". Da muss ich wohl alleine spielen (lacht). Ich bin erst dreimal in meinem Leben alleine aufgetreten. Das hat mich jedesmal nervös gemacht. Ich mag das Zusammenspiel zwischen Musikern.
AVIVA-Berlin: Mir fiel es anfangs schwer, mich auf die Texte zu konzentrieren. Nicht weil du unverständlich singst. Deine Stimme legt sich eher wie ein Effekt, ein Instrument über die Songstrukturen.
Jasmina Maschina: Ich habe bisher nie wirklich gesungen. Wie ich bereits sagte, habe ich zwar Songs geschrieben, aber ich dabei nie an mich habe als Sängerin gedacht. Ich denke, bei Folk-Songs geht es mehr um Persönlichkeit. Es ist nicht so wichtig, dass du eine besonders geübte oder gar einwandfreie Sängerin bist, es geht eher darum, einen persönlichen Ausdruck zu finden.
AVIVA-Berlin: In deinen Texten geht es vor allem um Begegnungen, um Momente zwischen Menschen.
Jasmina Maschina: Meine Songs sind natürlich alle irgendwie persönlich, aber sie sind eher vom Leben inspiriert. Manche MusikerInnen erzählen von ihren persönlichen Erlebnissen. Das tue ich nicht. Mein Leben inspiriert mich, aber ich erzähle keine bestimmten Geschichten aus meinem Leben.
AVIVA-Berlin: Es gibt auch sonst wenig Biografisches über dich, keine Künstlerbiografie oder andere Daten, und dein myspace Motto lautet: no past no future.
Jasmina Maschina: Ich lebe total im Hier und Jetzt! (lacht) Ich fühle mich allgemein eher unbehaglich, wenn ich mich selbst promoten soll. Ich mag es, Leute zu treffen und dann direkt mit ihnen sprechen zu können. Eigentlich habe ich aber noch nie wirklich darüber nachgedacht, eine Künstlerbiografie zu erstellen.
AVIVA-Berlin: Was ich mich von Anfang an gefragt habe: Warum der Albumtitel "The Demolition Series"?
Jasmina Maschina: Ich werde das öfter gefragt und leider ist die Antwort nicht so interessant. (lacht). Als ich die ersten Songs auf myspace gestellt habe, waren das für mich Demos und ich hatte die Idee, jemand hört sie und steckt mich dann in dieses wundervolle analoge Aufnahmestudio. Stattdessen kam jemand, der sagte `ich mag das, willst du es rausbringen?´ und ich sagte okay. Für mich waren die Songs eigentlich immer Demos, aber als ich sie zum erstenmal ins Netz stellte, sagte ich: it´s demolition. Ich fand das einfach komisch. Ich hatte nicht über die Implikation des Wortes nachgedacht. Vielleicht hätte ich das Album "The Demo Series" nennen sollen.
AVIVA-Berlin: Wie fühlt es sich an, das erste Soloalbum zu veröffentlichen?
Jasmina Maschina: Oh, sehr aufregend. Sehr aufregend auch, weil es das Album auf Vinyl gibt (zeigt eine LP). Es ist einfach ein sehr schönes Medium. Ich habe auch schon LPs mit Minit und Organ Eye veröffentlicht. Aber es ist immer wieder aufregend.
AVIVA-Berlin: Wird es denn auch weiter gehen mit deinen anderen Projekten, zum Beispiel Minit?
Jasmina Maschina: Wir haben einen Auftritt am 15. Mai, als Support von Spektrum im Bang Bang Club. Und wir haben in diesem Jahr an einer Gruppenausstellung in Sydney teilgenommen. Es war eine Kopfhörer-Ausstellung mit Audiostücken. Der Kurator, eine sehr nette Person, hat auch eine CD dazu herausgegeben, für die Torben auch ein Aquarell gemacht hat.
AVIVA-Berlin: Und wie geht es weiter mit Jasmina Maschina, bleibst du in Berlin?
Jasmina Maschina: Ich habe zuhause ein halbes Album aufgenommen und noch genug Songs für ein ganzes Album. Aber ich bin etwas unentschlossen. Ich möchte mehr mit Bands machen. Vielleicht habe ich im Juni einen Studioplatz, und wenn möglich, möchte ich dort mit einem Tontechniker ein paar Aufnahmen machen. Oder ich mache die Aufnahmen selbst. Wahrscheinlich habe ich diesen Traum von Studioaufnahmen, weil ich analoges Equipment liebe. Aber das ist ja gerade das teure daran. Gleichzeitig entstehen erst durch das Homerecording all diese eigenartigen und lustigen Dinge, die zur Persönlichkeit meiner Musik beitragen. Ich fürchte mich ein wenig davor, dass das im Studio verloren geht. Aber ich denke, ich brauche da einfach die richtige Person, die ein hübsches kleines Studio besitzt und mich versteht. Es ist einfach oft anstrengend, Sound-Technikerin und Künstlerin zu sein. Du kommst dir immer wie zweigeteilt vor. Ich würde mich da gerne mehr gehen lassen können, um mich voll auf das Spielen zu konzentrieren. Ich bleibe auch in Berlin (sie sagt es auf deutsch). Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, in Australien zu lebe und wüsste auch nicht, wo ich sonst leben möchte. Und es braucht ja auch immer Zeit, sich einzuleben. Ich bin jetzt seit vier Jahren in Berlin und ich will auch noch länger bleiben.
AVIVA-Berlin: Ich danke dir für das Interview!
Lesen Sie auch unsere Rezension zu "The Demolition Series".