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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 18.09.2011


Mary Ocher - War Songs
Tatjana Zilg

Die in Moskau geborene Songwriterin zog im Alter von 20 Jahren dauerhaft von Tel Aviv nach Berlin. Kritisch und provokativ setzt sie sich mit sozialen und politischen Missständen auseinander.




Musikalisch überrascht sie durch eine Stimme, die Stärke und Zerbrechlichkeit eindrucksvoll in sich vereint. Wenn sie sich dazu selbst am Piano begleitet, entwickelt sie Qualitäten, die an die vielgerühmte Regina Spektor erinnern.

Gleiches gelingt Mary Ocher mit dem Intro-Song, wo eine kraftvoll geschlagene E-Gitarre das Piano ersetzt, aber eine ähnlich intensive Atmosphäre hervorruft. Spannung und eine leicht bedrohliche Stimmung, perfekt zu den inhaltlichen Themen der Songwriterin passend, übertragen sich auf die Seelen der HörerInnen. Mit großer Sensibilität nimmt sie die Probleme wahr, die sich in ihrem Umfeld abspielen.

Mit vier Jahren emigrierte die Künstlerin mit ihren Eltern von Moskau nach Tel Aviv, wo es für sie nicht ganz einfach war, sich einzuleben, und wo sie sich als Jugendliche häufig durch äußere Begrenzungen in ihrem Lebensentwurf eingeengt fühlte. Dazu kam, dass der Musikmarkt dort für ihre experimentell, punkig angehauchte Musik nur eingeschränkte Chancen für ein Profi-Dasein bot. In Berlin entdeckt sie später eine vielschichtige Umgebung für sich, wo sie ihrem Talent nachgehen kann, viel Anerkennung bekommt und Möglichkeiten für Synergien findet.

Mit ungestümer Energie strömen die 14 Songs aus den Boxen und zeugen von viel Temperament und Erfindungsreichtum. Die Wut über soziale Ungerechtigkeiten und kriegerisch ausgetragene nationale Konflikte ist deutlich spürbar, wobei Mary Ocher nie zu konkret wird oder gar belehrend herüberkommt, sondern ihre Inhalte eher auf dadaistisch-surreale Art umsetzt.

So hält sie in "Rules, guidelines and the law" auf amüsant-satirische Art überangepassten Verhalten einen Spiegel vor:
"... Left arm doesn´t know what the right does, working my body to sleep, and I´ll be a slave till the day that I die to rules, guidelines and the law. ... Ooh! The scent of corruption! A scandal adorns the headlines there´s nothing between rules, guidelines and the law. ..."

AVIVA-Tipp: Sympathisch provokativ legen sich die Songs von Mary Ocher ins Ohr. Durch den facettenreichen Gesang, der auch viel Sprachakrobatik enthält, ziehen sie die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich, regen zum Nachdenken über aktuelle Missstände an und motivieren zum Widerständig-Werden gegen das, was jeder selbst auf der Seele brennt.

Mary Ocher
War Songs
Label:
Haute Areal, erschienen März 2011

Mary Ocher im Netz: www.maryocher.com

Lesen Sie auch unser Interview mit Mary Ocher.




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Beitrag vom 18.09.2011

AVIVA-Redaktion