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Beitrag vom 19.10.2010
Pilpel - Burning Sensation - Pilpel
Tatjana Zilg
Einen mutigen Schritt ging die israelische Komponistin, Gitarristin und Sängerin Dalia Faitelson mit ihrer Entscheidung, ihre Muttersprache Hebräisch als Sprache für ihre Songtexte zu wählen, ...
... nachdem sie zuvor auf zehn Alben vorrangig in Englisch gesungen hatte.
Dabei ist ihre Umgebung keine, in der sie alltäglich hebräisch spricht: Sie ist vor knapp zwei Jahrzehnten nach Dänemark gezogen und gründete dort zusammen mit einem dänischen Studienkollegen vom Berklee College of Music (US) eine Familie. Als World- und Jazzmusikerin erlangte sie durch zahlreiche Projekte Bekanntheit und die Aufmerksamkeit eines internationales Publikums, das ihre englischsprachigen Songs auf CD und live schätzte. Dennoch kehrte sie während ihrer Konzerte immer wieder für einen Song gegen Ende des Line-Ups zur Sprache ihres Geburtslandes zurück und das Publikum war berührt, ohne die Worte rational zu verstehen.
Dalia Faitelson wurde in der israelischen Negev-Wüste als Tochter einer bulgarischen Mutter und eines israelischen Vaters geboren. Nach Erfolgen und Auszeichnungen für ihr englischsprachiges Werk (Danish Jazz Grammy Award 2000 und Composer of a year Award 2005) unter ihrem vollen Namen wählte sie das hebräische Wort "Pilpel" als Glücksbringer und Markenzeichen für ihre musikalische Wandlung hin zu ihren Ursprüngen. Übersetzt heißt Pilpel Pfeffer und weist darauf hin, welche Wirkung Dalia Faitelson ihrer Musik geben möchte. Sie soll Schärfe und Süße gleichermaßen in sich tragen und sich dadurch nachhaltig in alle Sinne schmiegen.
2007 erschien in Deutschland ihr erstes Album als Pilpel. Prägnant meldet sich dort auf vielen Songs eine orientalische Frame Drums zu Gehör, geschlagen von Jarrod Cagwin, einem amerikanischen Perkussionisten, der sich durch unzählige Projekte mit World-, Jazz- und FunkmusikerInnen einen wichtigen Namen in der Musikszene erarbeitet hat. Auf "Pilpel" begegnet seine energetische Rhythmusgebung der facettenreichen Stimme Dalia Faitelsons, die von leidenschaftlicher Ekstase zu sehnsüchtiger Melancholie hin- und herschweift.
Traurigkeit, Wandlungsfähigkeit und Temperament
Große Gefühle sind ein zentrales Thema der Songs und einige beschäftigen sich intensiv mit der Traurigkeit, die wie Pfeffer und Salz zum Leben gehört. "Siba O Bli Siba" ("With or without cause") spürt der Unberechenbarkeit der Traurigkeit nach, wenn sie in der Seele erscheint, ohne dass ein Grund dafür ausfindig gemacht werden kann.
Vom Seelental zu einer Naturkraft führt der Song "Oy Ko Cham" ("Oh so hot"), denn in ihm geht es um die Hitze, nach der man sich im Westen oft sehnt, aber die im Süden manchmal zuviel wird. Musikalisch wird sie von einer langsam dahinflanierenden Frame Drum interpretiert, welche trotz der sonnigen Trägheit von einem verspielten Akkordeon umworben wird. Gemeinsam betonen sie die erfrischende Kraft des rauchig-samtenen Gesangs. Bei "Yona Avuda" ("Lost dove") drängt sich das Akkordeon weiter nach vorne und verleiht dem Song einen anmutig-melancholischen Charakter. In einem tief das Herz berührenden Timbre widmet Dalia diesen Song der Taube als Symbol der Hoffnungsträger und Zeichen des Verlusts zugleich.
Im begleitenden Booklet schreibt sie: "It is the dove that has flown away to another place - the mountains of the South, or maybe the Northern Sea. A dove that once had been so white, so pure, so loved; the dove that had symbolized peace. A dove whose wings are now gray and shabby, who is so fatigued and ragged, that the light in her eyes has gone out."
Die Ambivalenz zwischen hoffnungsvollem Aufbruch und tragischer Begegnung mit der Wirklichkeit spiegelt sich auch in den Instrumental-Soli des nach ihrem Künstlerinnennamen benannten Songs "Pilpel", in dem ein forscher Bass mit einem wagemutigen Akkordeon flirtet, bis sich ihr Rendezvous Nuance um Nuance zu einem melodramatischen Tanz wandelt.
Die orientalische Durchdringung der Songs nimmt in "Neshikat Gamal" ("A Camel´s Kiss") einen stimmungsvollen Höhepunkt. Verhaltene Rasseln begleiten Frame Drums, Bass und Akkordeon bei einem Erkundungsgang durch die Geheimnisse einer Wüstenlandschaft. Dalia Faitelsons Gesang zeigt sich dabei zart-betörend und schmiedet aus den Lyrics eine kunstvoll-dezente Vokalakrobatik.
Auf ihrem kommenden Album "Burning Sensation", welches Januar 2011 veröffentlicht wird, spielen die Naturkräfte die Hauptrolle, die besinnliche Trauer transformiert zu reifem Temperament. So birgt der Titel den Hinweis auf Körper und Seele gleichermaßen entflammende Songs in sich und verspricht nicht zu viel. Mitreißendes Tempo mit deutlichen Balkan-Einflüssen entströmt aus den Songs "Guy Veneshama" ("Body & Spirit") und "Latet Tettet" ("To give give give"). Die drei Songs "Dimdumim" ("Twilight"), "Melech Haofel" ("King of Darkness") und "Or Yareach" ("Moonlight") reflektieren das Motiv des Lichts im Wechselspiel von Hell bis Dunkel in einer malerisch-surrealen Welt. Alle neun Songs zusammen ergeben ein anregendes wie angenehmes Klangmeer, in das es sich lohnt, tief einzutauchen.
AVIVA-Tipp: Mit ihrem neuen Projekt Pilpel bietet Dalia Faitelson all denen Gelegenheit, die hebräische Sprache auf sinnliche Art zu entdecken, die bisher noch keinen Zugang zu ihr hatten. Auf musikalischer Ebene verbindet sie dazu gekonnt Elemente aus dem orientalischen und südeuropäischen Raum mit ihrer profunden Jazz-Erfahrung und lässt so ihren eigenen Sound entstehen, der sich mal sanft anschmiegt, dann rebellisch provoziert, dann liebenswert aufmuntert und immer von einzigartigem Elan und Charme geprägt ist.
Pilpel
Pilpel
Label: Double Moon; VÖ 2007
Pilpel
Burning Sensation
Label: Peregrina; VÖ Januar 2011
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.myspace.com/daliafaitelson
www.daliafaitelson.com
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Dalia Faitelson in interview