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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 14.02.2009


Anna Ternheim - Leaving On A Mayday
Tatjana Zilg

Der Songwriterin aus dem hohen Norden gelangen mit den beiden Alben "Somebody Outside" und "Seperation Road" zwei überwältigende Erfolge. Mittlerweile verließ sie die skandinavische ...




... Heimat und zog nach New York, wo ihr drittes Album den finalen Feinschliff erhielt.

Dies war mehr eine Entscheidung mit dem Strom der Ereignisse als ein lang gehegter Plan. Die überraschend hohe Nachfrage in Amerika nach der dortigen Veröffentlichung ihres Best Of-Albums "Halfway To Fivepoints" gab den Anstoß zur Verlagerung des Lebensmittelpunkt. "Das war eigentlich ein Zufall", sagt Anna Ternheim in charmanter Bescheidenheit. "Wenn ich gemerkt hätte, dass ich mit meiner Musik in Finnland gut ankomme, dann wäre ich nach Turku gezogen. Jeder Wechsel setzt bei mir Energie und Kreativität frei. Das war schon immer so. Durch einen Ortswechsel komme ich auf neue Ideen."

Für den Nachfolger ihrer beiden in Schweden mehrfach ausgezeichneten Alben beabsichtigte sie aber schon von Beginn an einen Richtungswechsel. Nach ausgiebigen Touren war sie im Sommer 2007 in Umbruchstimmung und es wurde zu ihrem innigen Herzenswunsch, auf dem nächsten Studioalbum Stimme und Texte völlig in den Mittelpunkt zu stellen und aufwendige Arrangements beiseite zu lassen. Wer bereits in den Genuss eines der Konzerte von Anna Ternheim in der Berliner Passionskirche kam, weiß ohnehin, dass sich die einzigartige Kraft ihrer kristallklaren Stimme, die sich angenehm, aber nachhaltig ins Ohr schmiegt, nicht hinter orchestral angelegten, poppig ausschweifenden Arrangements zu verstecken braucht.

Mit Björn Yttling fand sie einen Produzenten, der sie bei ihrem Vorhaben unterstützte. Der Schwede ist Mitnamensgeber und Bandmitglied von Peter, Björn And John und war bereits an den Alben von Primal Scream, Shout Out Louds und am Solo-Projekt Taken By Trees von Victoria Bergsman (der früheren Concretes-Sängerin) beteiligt. In den Wintermonaten des Jahres 2008 begannen die neuen Songs ihre Gestalt zu entfalten. Anna Ternheim zog sich gemeinsam mit Björn Yttling und dem Jazzschlagzeuger Frederik Rundqvist in den Proberaum zurück, um die Musik auszuarbeiten. Kurz darauf nahmen sie im klassischen Atlantis-Studio in Stockholm die Basis-Tracks für "Leaving On A Mayday" auf. Doch ihr Talent war nicht nur für die eigene Songwriting-Karriere gefragt. Während der Studioarbeit wurde sie von dem international renommierten Regisseur Stefan Metz als Komponistin für die Musik der Theater-Inszenierung von Howard Korders Schauspiel "The Lights" engagiert. Die Premiere im März 2008 wurde von der Kritik begeistert gefeiert. Erst anschließend vollendete Anna Ternheim unter den positiven Schwingungen einer der bedeutsamsten Musikmetropolen der Welt im New Yorker Sear-Sound-Studio ihr drittes Album.

Gleich, wenn sich im Intro-Song "What I Have done" nach den ersten munter ins Ohr springenden Takten ihre Stimme erhebt, ist klar, dass sie ihr Ziel voll und ganz erreicht hat. Die unverkennbar kristallklare Stimme und die poetisch schönen, zugleich schlicht einprägsamen Textzeilen erhalten volle Aufmerksamkeit, ohne dass die Umgebung an Kraft verloren hätte. Wieder integriert sie klassische Streicher-Klänge und komponiert sie mit melodiösen Pop-Elementen, jedoch sparsamer eingesetzt und dadurch betonter im Wechselspiel mit Gesang und Text.
Aber auch ihren Hang zu bedrohlichen Komponenten hat sie nicht aufgegeben - besonders spürbar ist dies in "Let It Rain", dem auch die titelgebende Zeile "Leaving On A Mayday" entliehen ist. Eine tiefe, aufgeregt pulsierende Bass-Loop, gleich einem Herzschlag, unterlegt den Mini-Familienepos über den Kreislauf des Lebens, über Vergänglichkeit und Abschied und steht im spannungsgeladenen Kontrast zum bitterzarten Gesang. Musikalisch sanfter empfängt "Summer Rain" die HörerInnen. Balladesk angehaucht singt Anna Ternheim von den Phasen einer Sommerliebe. Einen Blick zurück nach einer Trennung wirft sie in dem anmutig schön daherkommenden "My Heart Still Beats For You".

Weiterhören: Taken By Trees und Ani DiFranco

Anna Ternheim im Netz: www.annaternheim.com und auf Myspace

AVIVA-Tipp: Auch wenn Anna Ternheim selbst einschätzt, das Album trage eine weniger dunkle Grundstimmung als seine Vorgänger, so dringt es doch schaurig schön in die auditiven Sinne ein. Dabei tänzeln die Kompositionen und Worte geschickt mit der Melancholie, verlocken aber auch zum glückseligen Lächeln und lassen die Innenwelt ganzheitlich erzittern.

Anna Ternheim
Leaving On A Mayday

Label: Universal, erschienen Februar 2009




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Beitrag vom 14.02.2009

AVIVA-Redaktion