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Beitrag vom 17.02.2012
The Stewardesses - Pussy Empire hebt ab
Kristina Auer
Zum zehnjährigen Bestehen ihres Labels haben sich die Künstlerinnen von Pussy Deluxe kurzerhand zu einer temporären Supergroup zusammengeschlossen und eigens für das Jubiläum ein atemberaubendes...
... Album mit dreizehn Coverversionen anderer deutschsprachiger KünstlerInnen aufgenommen.
Der Name Pussy Empire weckt eher Assoziationen zu Elektro-Pop oder einem ähnlichen Genre. Tatsächlich kommt der Jubiläums-Sampler der fünf Künstlerinnen Catharina Boutari, Chantal De Freitas, Katriana, Birgit Fischer und Illute, welche sich solo in unterschiedlichsten Genres bewegen, aber in rein akustischem Gewand daher. Gegründet wurde das Plattenlabel, das ausschließlich weibliche Künstlerinnen beherbergt, im Jahr 2001 von Catharina Boutari. Inzwischen leitet Boutari Pussy Empire gemeinsam mit ihrer Kollegin Chantal De Freitas, die neben ihrer Leidenschaft für Musik auch als Schauspielerin bekannt ist.
Ebenso wie sich die fünf Musikerinnen in ihren Soloprojekten mit unterschiedlichsten Musikstilen auseinandersetzen, versammelt auch "Pussy Empire hebt ab" eine breite stilistische Vielfalt an Coverversionen. Die Bandbreite reicht von Herbert Grönemeyer über HipHop bis zu Rammstein. Dass sich die Stewardesses hierbei dafür entschieden haben, alle Songs mit rein akustischen Mitteln zu interpretieren, erweist sich als Geniestreich. In den reduzierten Arrangements entwickeln die Songs eine intimere Stimmung als bei den Originalen und lassen so die Persönlichkeiten und charakteristischen Eigenheiten der Interpretinnen ganz deutlich werden.
Es darf wohl behauptet werden, dass einige der Coverversionen auf "Pussy Empire hebt ab" fast besser sind als das entsprechende Original. Beim Song "Weißes Papier" der großartigen Hamburger Band Element Of Crime liegt dies daran, dass der Text über Trennungsschmerz im Akustischen besser zur Geltung kommt. So kann das Stück in der Interpretation der Sängerin und Pianistin Katriana, die seit 2005 bei Pussy Empire unter Vertrag ist und dort bereits zwei Alben veröffentlich hat, eine noch größere emotionale Wucht entwickeln.Der Tokyo-Hotel-Hit "Durch den Monsun" stattdessen wird durch die Interpretation von Labelgründerin Catharina Boutari überhaupt erst hörbar. Gekonnt macht Boutari, die momentan an einem Soloprojekt namens "Puder" arbeitet, in ihrer Version sichtbar, dass das Stück über einen durchaus gelungenen Refrain verfügt und lässt "Durch den Monsun" durch Akustikgitarre und beschwingten Rhythmus sogar zu einem der Höhepunkte des Albums werden.
Bei anderen Songs überrascht es eher, dass diese auch in einer akustischen Version perfekt funktionieren. So entfaltet beispielsweise der Rammstein-Song "Amerika" seine gruselige Stimmung auch, wenn er ohne schwere Gitarren und rollendes R dargeboten wird und entwickelt sich durch ein wunderbar unkontrolliertes Klavier in der Interpretation von Chantal De Freitas, deren Debütalbum "Independence" im Jahr 2010 erschien, ganz unerwartet zu einer Art grotesker Barfly-Nummer.
AVIVA-Tipp: "Pussy Empire hebt ab" ist vor allem deshalb ein spannender Label-Sampler, weil er nicht eine bloße Best-Of-CD darstellt, sondern sich der Idee der Coverversionen verschrieben hat. Dabei erweisen sich oft gerade die Songs als wahre Perlen, von denen mensch es am wenigsten erwartet hätte. Für diejenigen, denen das Hamburger Label noch kein Begriff ist, stellt "Pussy Empire hebt ab" eine gelungene Einführung dar und macht neugierig auf die Soloprojekte der fünf Künstlerinnen.
The Stewardesses
Pussy Empire hebt ab
Label: Pussy Empire
VÖ: 17.02.2012
Weitere Infos finden Sie unter:
www.pussy-empire.de
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