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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 17.03.2014


Die Heiterkeit - Monterey
Clarissa Lempp

Das Trio "Die Heiterkeit" ist zurück und zelebriert den Lakonismus zwischen Pop-Zitat und Sehnsuchts-Orten. Die Hamburger Schule lässt grüßen und schickt intelligenten Indie-Pop im Schrammel-Look.




Mit ihrem Debüt "Herz aus Gold" (2012) spalteten die drei Hamburger Musikerinnen, die sich übrigens während des Jura-Studiums kennenlernten, das Blätterrauschen der Musikredaktionen. Für die einen waren sie die Deutsch-Pop Entdeckung des Jahres, für die anderen schlicht arrogante Selbstdarstellerinnen, ohne musikalischen Wert. Die extrem reduzierten bis stoisch-vorgetragenen Songs sorgten hier für Verwunderung, zwei Jahrzehnte zuvor galt die gleiche musikalische Gangart bei "Tocotronic" als Geniestreich. "Die Heiterkeit" hat sich nicht von den schlechten Kritiken unterkriegen lassen, sondern sich zu Recht mit den guten gefeiert. Mit "Monterey" erschien jetzt ihr zweites Album, auf dem sie die Kunst der Reduktion noch einmal zuspitzen.

Grooven im Slow-Tempo ist für "Die Heiterkeit" kein Widerspruch. Die düster distanzierte Stimme Stella Sommers wirkt gleichzeitig träumerisch und warm. Entschleunigung ist hier kein leerer Lifestyle-Slogan, sondern Kunstgriff. Der Slowcore-Pop erfährt neue Wendungen. Synthies, Bass und Hall-Effekte die an Joy Division denken lassen, erweitern das musikalische Feld von "Monterey". Auf dem Opener "Factory" stellen sie klar: "Jetzt haben wir uns wieder / In unserer Factory / Es wird ernst, wir singen neue Lieder." Mit Blick auf Warhols Kunst-Factory, lässt sich diese Zeile auch als Selbst-Referenz lesen, zum Vorwurf zu sehr Kunstprodukt zu sein. Auch "Daddys Girl" scheint aus dem Kreis der Factory-Ikonen zu zitieren. Wie einst Nico, mit der Sommers Stimme gern verglichen wird, scheinbar blasiert von den "All Tomorrow´s Parties" sang, prangern hier die Heiterkeit an: "Deine Parties sind furchtbar, es ist nicht zu fassen … Kein Glück mehr, dass dich retten kann, sie lieben dich auch so."

"Monterey" ist eine wohlige Sehnsuchtsmaschine im spröden Gewand. Hier wird Cary Grant besungen, Kalifornien glorifiziert und stimmlich Diven wie Hildegard Knef oder Marlene Dietrich gedacht. "Kapitän" ist eines der schwungvolleren Stücke des Albums, "Wässere mich" ein Liebeslied. Vergleiche mit den Lassie Singers, Christiane Rösinger und den bereits erwähnten Tocotronic sind nach dem Debüt gefallen. "Die Heiterkeit" scheint unbeeindruckt, und bleibt sich treu. Komik und Tragik, Künstlichkeit und Emotion, Ernüchterung und Poesie vermengen sich hier und zeigen den Dualismen dieser Welt die kalte Schulter.

AVIVA-Tipp: "Die Heiterkeit" spielt mit der Nostalgie ebenso wie mit dem Pop-Zitat. Mal Kitsch, mal Tiefe – trotz unaufgeregter Grundstimmung wird Monterey nicht langweilig.


Die Heiterkeit
Monterey

Label: staatsakt. (rough trade)
ASIN: B00G756GRS
VÖ: 28.02.2014

Mehr Infos unter:
dieheiterkeit.de


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Beitrag vom 17.03.2014

Clarissa Lempp