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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 28.03.2013


Sarah Blasko - I awake
Julia Lorenz

Adé Indiepop, hier macht sich eine Frau auf den Weg in höhere Sphären! Mit einem orchestralen Reifezeugnis überwältigt die australische Songwriterin KritikerInnen und Fans und schließt Frieden...




...mit ihren musikalischen Kindheitserinnerungen.

Erwacht ist Sarah Blasko bereits vor vier Jahren. Und zwar mit einem Pfeil in der Brust. Zumindest im 2009 erschienenen Musikvideo "Bird On A Wire", einer Auskopplung aus dem hochgelobten Album "As Day Follows Night". Ein Stachel im Fleisch als Symbol für Beklemmung, Depression, Trauer - und die anschließende Erlösung. Im berückend dramatischen Track "An Arrow" auf der aktuellen LP “I Awake“ kehrt die Metapher zurück und lässt keinen Zweifel daran, wohin die musikalische Reise geht: Noch tiefer und schwermütiger als bisher interpretiert die australische Künstlerin die mal üppig, mal zurückhaltend instrumentalisierten Songperlen.

"Manchmal dachte ich, dieses Album würde mich umbringen. Ehrlich, es war ein Ungetüm! Es gab Momente, da dachte ich, ich würde darunter versinken", gesteht Blasko auf ihrer Website. Denn nicht nur die inhaltliche Intensität der Songs, die einen Einblick in die dunkelsten Stunden der Sängerin gewähren, sondern auch der Entstehungsprozess verlangte ihr alles ab: Die Platte wurde in Stockholm und Sofia mit dem Bulgarischen Sinfonieorchester aufgenommen und von Sarah Blasko im Alleingang produziert. Ziemlich ambitioniert, doch die Musikerin lässt keine Zweifel am Gelingen des Unterfangens: "I awake, no I´m not scared!" stellt sie bereits im Opener klar, der mit nervösen Percussions Spannung aufbaut, um sich in der zweiten Hälfte mit kraftvollem Gesang zu entladen.

Obwohl jene unheilvolle, melancholische Grundstimmung das Werk dominiert, betreibt die Australierin keine monochrome Schwarzmalerei, sondern hüllt ihre bisweilen rätselhaften Lyrics in erhabene Kompositionen. Bei aller instrumentellen Raffinesse bewältigt sie den Balanceakt zwischen Opulenz und Pathos bravourös: Blaskos intimes Songwriting bringt genug Substanz mit sich, um von der Strahlkraft der Streicherensembles und Klaviersoli nicht überfrachtet zu werden. In Tracks wie dem gespenstischen Wiegenlied "Here" oder dem von zartem Picking getragenen "Bury This" stellt ihre klare, charakteristische Stimme die kunstvollen Arrangements gar in den Schatten.

Sarah Blaskos Vater führte sie bereits in jungen Jahren an Beethoven und Rachmaninoff heran, wie sie im Interview mit dem australischen Popmagazin The Vine erzählt - zunächst mit eher mäßigem Erfolg: "I just want you to know, dad, that I´m never, ever going to like classical music", versicherte sie damals ihrem Vater. Und nun? Widmet ihm die Sängerin ihr bisher anspruchsvollstes Werk "I Awake", das nicht nur beweist, dass seine Bemühungen doch nicht vergebens war, sondern auch, wie spannend sich eine Kollision von Klassik und Zeitgeist gestalten kann. Ein musikalisches Erwachen, das so manchem/r HörerIn die Augen öffnen dürfte.

AVIVA-Tipp: Die erste Hälfte des Jahres 2011 hat Sarah Blasko laut eigenen Angaben in einem Ferienhaus in Brighton verbracht, allein mit ihren Gedanken und Erinnerungen. Welch kreative Kraft diese selbstverordnete Askese bei der Künstlerin freizusetzen vermochte, ist den neuen Songs anzuhören: Wie eine vertonte Sinnkrise, fragil und mitreißend zugleich, kunstvoll und dabei doch ehrlich, übertrifft "I Awake" ihre bisherigen Werke und ebnet den Weg für eine neue Ära im Schaffen der Musikerin.

Zur Künstlerin: Sarah Blasko alias Sarah Elizabeth Blaskow wurde 1976 in Sydney geboren. Erste musikalische Erfahrungen sammelte sie im Kirchenchor und studierte später englische Literatur und Film an der Universität von Sydney. In jener Zeit gründete sie ihre erste Band Acquiesce, die sich bereits 2001 wieder auflöste, und war nach der Trennung beim Akustik/Elektropop-Duo Sorija aktiv.

Die erste EP als Solistin erschien 2002. Einige Songs von "Prelusive" konnten auch ohne die Unterstützung einer Plattenfirma die Radiostationen erobern, weshalb das 2003 wiederveröffentlich wurde. Mit den Folgealben "The Overture and the underscore" (2004) und "What the sea wants, the sea will have" (2006) feierte Sarah Blasko in Australien große Erfolge. "What the sea wants... " wurde - gleich ihrem 2008er Werk "As day follows night" - mit dem begehrten ARIA-Award ausgezeichnet. Im Jahre 2010 veröffentlichte die Künstlerin zusammen mit den beiden australischen Songwriterinnen Holly Throsby und Sally Seltmann ein Album unter dem Namen Seeker Lover Keeper und ließ zuletzt 2011 mit der EP "Cinema Songs" von sich hören.

Sarah Blasko
I Awake

Label: Dramatico/ Rough Trade
VÖ: 5. April 2013
www.roughtrade.com

Weitere Infos unter:

www.sarahblasko.com und auf Facebook

Das Video zur ersten Single "God-Fearing" kann auf www.youtube.com angesehen werden.

Weiterhören auf AVIVA-Berlin:

Sarah Blasko - As day follows night

Sarah Blasko - Cinema Songs

Seeker Lover Keeper - Seeker Lover Keeper



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Beitrag vom 28.03.2013

Julia Lorenz